Corona im Kreis Viersen Corona: Taxibetrieb vermisst Unterstützung durch Behörden

Nettetal · „Wir fahren seit Beginn der Krise mit vollem Risiko, meine Mitarbeiter sind während der Arbeit komplett ungeschützt“, erklärt der Chef von Taxi Kurdi.

 Herr über 100 Taxen: Abduluahab Kurdi (33) macht sich Sorgen um seine Fahrer. Schutzausrüstung sei nicht zu bekommen, von den Behörden fühlt er sich im Stich gelassen.

Herr über 100 Taxen: Abduluahab Kurdi (33) macht sich Sorgen um seine Fahrer. Schutzausrüstung sei nicht zu bekommen, von den Behörden fühlt er sich im Stich gelassen.

Foto: Ja/Knappe, Joerg (jkn)

Eine deutlich verringerte Fahrgast-Anzahl, damit verbundene drastische Umsatzeinbrüche und keinerlei Unterstützung durch die Behörden. Abduluahab Kurdi, Geschäftsführer des gleichnamigen Taxibetriebs mit 100 Fahrzeugen, steht seit Ausbruch des Corona-Virus in Deutschland vor einer riesigen Herausforderung. „Wir fahren seit Beginn der Krise mit vollem Risiko, meine Mitarbeiter während der Arbeit komplett ungeschützt“, erklärt der 33-Jährige.

Die angeschafften Handschuhe sowie Mundschutze sind längst aufgebraucht, Nachschub zurzeit nicht zu bekommen. Anfragen zum weiteren Vorgehen beim Rathaus sowie dem Gesundheitsamt blieben bislang unbeantwortet. Für Kurdi unverständlich: „Man muss doch jetzt gemeinsam überlegen, wie wir mit der Situation umgehen. Da wäre Unterstützung durch die Behörden schon angebracht.“

Die Forderung eines Taxiunternehmers aus Neumünster, dass Verkehrsbehörde und Gesundheitsamt gegen Vorlage des Personenbeförderungsscheins kostenlos Schutzmasken, Handschuhe und Desinfektionsmittel an Taxifahrer abgeben, findet er gut. „Aber das Problem bisher ist ja, dass sich niemand verantwortlich fühlt.“ Dem Kreisgesundheitsamt wurde am Freitagmittag die Möglichkeit zur Stellungnahme eingeräumt. Davon machte die Behörde bis Montagnachmittag keinen Gebrauch.

So ist Kurdi weiterhin auf sich selbst gestellt, recherchiert nach Möglichkeiten, seine Fahrgäste, aber auch die Fahrer, die teilweise über 60 Jahre alt sind, zu schützen. Von den Acrylglas-Trennwänden, die Kollegen in ihren Taxen angebracht haben, um Fahrer und Kunde zu schützen, hält der Unternehmer wenig. Das wäre offensichtlich „Marke Eigenbau“, und natürlich auch deutlich teurer als Schutzkleidung.

Beim Bezahlvorgang oder Hilfe beim Ein- oder Aussteigen ließe sich zudem ein engerer Kontakt nicht vermeiden. Da seine Nachfragen bei den Behörden in den vergangenen drei Wochen nichts ergeben haben, hoffe er auf das Verständnis der Fahrgäste: „Wir haben unsere Kunden gebeten, zur Wahrung des empfohlenen Sicherheitsabstandes ausschließlich hinten einzusteigen.“

Doch der Taxibetrieb zählt viele ältere Menschen und damit eine der Risikogruppen für das Corona-Virus zu seinen Kunden, bringt diese beispielsweise zu Arztterminen oder zur Dialyse. „Diese steigen gerne vorne ein, weil sie dort mehr Platz haben.“ Eine schwierige Situation für die Taxifahrer, schließlich möchten sie die wenigen Kunden nicht auch noch vergraulen.

Seit Beginn der Corona-Krise haben sich laut Abduluahab Kurdi für seinen Betrieb Umsatzeinbußen von rund 70 Prozent ergeben, im Nachtgeschäft sogar 85 Prozent.  Er hatte 193 Mitarbeiter – aktuell sind es noch 19.

Einige Mitarbeiter wurden entlassen, die übrige Besatzung ist zurzeit in Kurzarbeit tätig. „Unsere Aushilfen mussten wir in unbezahlten Urlaub schicken, da für diese Mitarbeiter absolut keine Unterstützung fließt.“ Ein noch nie dagewesener Zustand für Abduluahab Kurdi: „Es gab immer schon einmal Flauten, aber die jetzige Situation ist mit nichts zu vergleichen.“

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