Hilden SPE Mühle will Suchthilfe digitalisieren

Hilden · Dabei hilft eine Spende der Sparkasse Hilden-Ratingen-Velbert von 7740 Euro. Viele Jugendliche wissen häufig nicht, wie sie sich an die Beratungsstelle wenden können, wenn sie Hilfe brauchen.

 Janes Delcuve und Kerstin Holzapfel freuen sich über neue IT-Ausstattung in der Suchtberatung der SPE Mühle.

Janes Delcuve und Kerstin Holzapfel freuen sich über neue IT-Ausstattung in der Suchtberatung der SPE Mühle.

Foto: Köhlen, Stephan (teph)

Gerade Jugendliche leiden besonders unter den Umständen der Corona-Pandemie, beobachtet Kerstin Holzapfel, Pädagogische Leiterin der Sozialpädagogischen Einrichtung (SPE) Mühle: „Viele entwickeln Ängste/ Sorgen und es entstehen Probleme.“

Viele Jugendliche entwickelten Angststörungen, gingen nicht mehr zur Schule. Sie erleben depressive Phasen, sind oft traurig. Dies wird durch Substanzmittelkonsum und Missbrauch kompensiert, der die Notlagen von Jugendlichen häufig verschlimmert, heißt es.

Dazu muss man wissen: Substanzen wie Alkohol, Tabak, Koffein, bestimmte Beruhigungs- und Schlafmittel und illegale Drogen wie Cannabis, Ecstasy, Kokain und Heroin besitzen allesamt ein Suchtpotenzial. Das bedeutet, dass möglicherweise bereits ihr einmaliger, in jedem Fall aber ihr mehrmaliger Konsum der erste Schritt in eine Abhängigkeit sein kann, so Holzapfel.

Kurzfristig werde mit dem Konsum eines Suchtmittels eine positive Wirkung erzielt, die oft als unbefriedigend empfundene Ausgangssituation wird scheinbar gebessert. Die anschließende „Ernüchterung“ lasse einen Teufelskreis entstehen, der Wunsch nach einem erneuten Rausch rückt für den Betroffenen immer mehr in den Lebensmittelpunkt.

Eine Suchterkrankung basiert auf einer Fehlsteuerung des Belohnungssystems im Gehirn. Suchtmittel aktivieren verschiedene Botenstoffe, die zum Beispiel Wohlbefinden oder Euphorie auslösen. Dadurch lernt das Gehirn relativ schnell, ein bestimmtes Suchtmittel als positiven Reiz wahrzunehmen.

Fehlt dieser Reiz, empfindet es eine Art Belohnungsdefizit – mit der Folge, dass der unkontrollierte Wunsch nach dem Suchtmittel entsteht. Sucht ist also keine Charakterschwäche, sondern eine Krankheit, die im Gehirn nachgewiesen werden kann, erläutert das Informationsportal Neurologen und Psychiater im Netz.

„Viele Jugendliche wissen häufig nicht, wie sie sich an die Beratungsstelle wenden können, wenn sie Hilfe brauchen“, hat Kerstin Holzapfel erlebt: „Dadurch, dass wir im Rahmen der Suchtprävention viel an Schulen unterwegs sind, merken wir, dass Jugendliche viel Redebedarf über Probleme haben, aber nicht unbedingt immer wissen, wie und an wen sie sich wenden können. Sie finden keinen Zugang zum Hilfesystem, weil sie sich nicht trauen, den direkten Kontakt (über Telefon oder E-Mail) zu suchen.“

 Deshalb will die SPE Mühle die Suchthilfe digitalisieren. Das ermöglicht eine Spende der Sparkasse Hilden-Ratingen-Velbert von 7740 Euro.

„Die Kontaktaufnahme zu uns soll so einfach wie möglich gestaltet werden“, erläutert die pädagogische Leiterin: „Kommunikation soll zum Beispiel über Messenger-Dienste stattfinden und Termine online vereinbart werden. Jeder soll uns schnell und einfach erreichen können, damit wir helfen und vermitteln können. Beratungsgespräche sollen perspektivisch noch öfter online stattfinden können, um den Zugang zu unseren Angeboten zu erleichtern. Wir erhoffen uns dadurch, dass keiner durchs Netz fällt und jeder das bekommt, was er braucht. Jugendliche sollen mit ihren Problemen, Ängsten und Sorgen nicht allein gelassen werden, sondern dort abgeholt werden, wo man sie erreicht.“

Die Suchthilfe der SPE Mühle will auch das Angebot für Eltern und Multiplikatoren (Elternabende, Kurse und Projekte etc.) online ausweiten.

Damit sollen auch Eltern, Angehörige, Freunde oder Lehrkräfte schneller und einfacher Hilfe bekommen, wenn sie sich Sorgen um ihre Kinder machen und nicht wissen, wie sie mit diesen in Krisen umgehen sollen.

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