„Wir haben Angst“ Grundschüler schreiben Brandbrief wegen Elterntaxis

Hilden · Die allmorgendliche Verkehrssituation an der Grundschule am Elbsee in Hilden macht den Schülern Angst. „Achtet auf uns“, schreiben sie: Manchmal fahren Autos sogar über den Bürgersteig.

 Morgens bringen viele Eltern ihre Kindern mit dem Auto zur Grundschule am Elbsee.

Morgens bringen viele Eltern ihre Kindern mit dem Auto zur Grundschule am Elbsee.

Foto: Köhlen, Stephan (teph)

In einem Hilferuf haben sich die Klassensprecher der Grundschule am Elbsee an die Eltern gewandt, die ihre Kinder morgens mit dem Auto zur Schule bringen und nachmittags auch wieder abholen: „Wir haben Angst zu Fuß zu gehen, weil es immer gefährlicher wird“, schreiben sie. Sie fordern auch im Namen ihrer Mitschüler, dass die Erwachsenen in Zukunft darauf verzichten, ihre Kinder mit dem Auto zur Schule zu bringen. „Lasst uns Kinder zu Fuß gehen, denn es ist gesund – wir haben dann morgens schon frische Luft und bewegen uns. Wir möchten morgens mit anderen Kindern /Freunden quatschen“, schreiben sie unter anderem.

Die Situation vor der Grundschule am Schalbruch ist jeden Morgen unübersichtlich – während viele Kinder zu Fuß kommen, werden viele auch mit dem Auto gebracht. „Manche Eltern möchten ihre Kinder am liebsten bis in den Klassenraum bringen“, sagt Heiner Mies, Chef der Direktion Verkehr bei der Kreispolizei Mettmann.

Die Leiterin der Grundschule am Elbsee, Christiane Gierke, bestätigt, dass die Intensität zugenommen hat: „Das Problem besteht aber schon seit mehr als 30 Jahren.“ Aktuell hätten an ihrer Schule 22 Kinder einen Weg, der länger ist als zwei Kilometer. „In diesem Fall kann ich verstehen, dass sie gebracht werden“, sagt Christiane Gierke. Gleiches gelte für Kinder mit Förderbedarf. „Aber Kindern sollte ein Fußweg von 15 bis 20 Minuten zugetraut werden.“

Vor der Schule am Schalbruch kommt es immer wieder zu gefährlichen Situationen. Die Klassensprecher zählen auf: „Am Fußgängerüberweg, wo die Schülerlotsen stehen, drängeln Autos, hupen und Erwachsene beschimpfen sich. Das finden wir nicht schön, und es macht uns Angst.“

Einige Autofahrer würden auch einfach zu schnell fahren: „Manchmal drängeln sich Kinder auf dem Bürgersteig und da kann auch schnell ein Kind auf die Fahrbahn geschubst werden. Achtet auf uns!“ Und: „Manchmal kommen die Autos aneinander nicht vorbei und fahren sogar über den Bürgersteig.“ Die Kinder haben so viel Angst, dass einige Viertklässler, die im aktuellen Halbjahr Fahrradtraining haben, einen längeren Weg wählen, der dafür sicherer ist.

„Manchmal parken Autos da, wo man gar nicht parken darf. Haltet nicht auf den Lehrerparkplätzen vor der Schule. Das Rückwärts-Herausfahren ist gefährlich für uns.“ Auf Elternabenden appellieren die Lehrer regelmäßig an die Eltern, ihre Kinder doch zu Fuß laufen zu lassen. Gleichlautende Transparente hängen an der Schule. Außerdem gibt es immer wieder Aktionen zu dem Thema. „Am Ende können wir es den Eltern nicht verbieten, sondern nur appellieren.“

Nun haben die Kinder ihre Ängste und Wünsche in ihren eigenen Worten formuliert: „Gebt uns einen Regenschirm mit, denn wir sind nicht aus Zucker.“ Und wenn es nicht anders ginge: „Lasst uns eine Straße früher aussteigen, dann können wir das letzte Stück zu Fuß gehen.“ Und: „Fahrt langsam und aufmerksam.  Fahrt nicht über den Bürgersteig. Beachtet die Verkehrsregeln. Streitet Euch nicht.“ Eigentlich Selbstverständlichkeiten.

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