Grevenbroich SPD – eine Krone für Wahlsieger Thiel

Grevenbroich · Der erste Weg führte Wahlsieger Rainer Thiel (SPD) gestern zum Willy-Brandt-Haus. Dort warteten die Genossen bereits auf den neuen Landtagsabgeordneten. Der 60-Jährige genoss den Erfolg sichtlich. Auch die FDP ist mit dem Wahlergebnis zufrieden – ganz im Gegensatz zur CDU.

 Eine Krone für den Wahlsieger: Hanna Schillings (12) sitzt auf den Schultern ihres Vaters Gunter und verschönert ein Wahlplakat von Rainer Thiel.

Eine Krone für den Wahlsieger: Hanna Schillings (12) sitzt auf den Schultern ihres Vaters Gunter und verschönert ein Wahlplakat von Rainer Thiel.

Foto: Michael, Reuter

Irgendwann wird es Hanna Schillings zu bunt. Es ist gestern Abend, kurz nach 20 Uhr am Willy-Brandt-Haus in Grevenbroich, und die Zwölfjährige greift sich einen dicken schwarzen Edding und klettert auf die Schultern ihres Vaters Gunter Schillings. Dann malt sie eine Krone auf das nächstbeste Wahlplakat von Rainer Thiel. Seit einer guten halben Stunde ist klar, dass der 60-Jährige für die SPD in den Landtag einzieht. Doch noch warten sie am Willy-Brandt-Haus auf den Wahlsieger, der sich gegen Wiljo Wimmer (CDU) durchgesetzt hat. Um 20.10 Uhr ist es soweit: Rainer Thiel fährt mit Lebensgefährtin Ellen Schönen-Hütten vor.

 Jubelnde Genossen: Rainer Thiel (M.) wurde zunächst am Willy-Brandt-Haus gefeiert, dann zogen die Sozialdemokraten ins Kreishaus weiter.

Jubelnde Genossen: Rainer Thiel (M.) wurde zunächst am Willy-Brandt-Haus gefeiert, dann zogen die Sozialdemokraten ins Kreishaus weiter.

Foto: M. Reuter

Die Genossen empfangen ihn mit Jubel und einer LaOla-Welle. Rainer Thiel steigt aus dem Wagen, er muss jetzt viele Hände schütteln. Thiel wird umarmt, geherzt. Auf diesen Moment hat die SPD gewartet. Mit einem Beamer haben sie das Wahlergebnis auf eine Leinwand projiziert. "Als die ersten Ergebnisse eintrafen, herrschte Partystimmung", sagt Gunter Schillings.

Der Mann, mit dessen Hilfe Tochter Hanna die Krone aufs Plakat malte, ist Vorsitzender der Innenstadt-SPD. Wie vielen anderen, die sich vor der Parteizentrale versammelt haben, steckt ihm der Wahlkampf in den Knochen. Jetzt löst sich die Anspannung. SPD-Stadtverbandschef Daniel Rinkert sagt: "Das ist ein toller Abend für uns, aber auch für Nordrhein-Westfalen." Die SPD feiert mit Kölsch, Sekt, aber ohne die von Hannelore Kraft auf den Wahlplakaten angepriesene Currywurst. "Die gab's bereits am Samstag beim Meilerfest im Bend", sagt Gunter Schillings.

Bedrückte Stimmung herrscht bei der CDU. Ratsherr Bertram Graf von Nesselrode versucht, das Ergebnis mit Humor zu nehmen: "Ich bin Schalke-Fan. Das bedeutet auch: Ich bin leidensfähig." Der Vize-Bürgermeister muss an diesem Abend doppelt einstecken: Es ist nicht nur das Wahlergebnis, das schmerzt. Zu allem Überfluss flimmern über einen der Fernseher im Kreishaus auch noch Bilder der DFB-Pokalsiegfeier von Borussia Dortmund. Erst jubelt die SPD, und dann auch noch der Erzrivale von Schalke 04. Das tut weh.

Möglicherweise schmerzt auch, dass die CDU jetzt Mitgefühl von der FDP bekommt. Die beinahe totgesagten Liberalen sind mit ihrem Ergebnis mehr als zufrieden. Landtagskandidat Dr. Peter Cremerius betont: "Damit sind wir raus aus dem Tal der Tränen." In Berlin wird FDP-Stadtverbandschef Markus Schumacher per Handy auf dem Laufenden gehalten. Er weilt beruflich in der Hauptstadt, verfolgt das Wahlergebnis im Thomas-Dehler-Haus. "Das ist ein großer Erfolg, den wir uns mit klaren Argumenten verdient haben."

Freuen dürfte das auch ein liberales Urgestein, das vielen Grevenbroichern noch ein Begriff ist: Max Schütt. Der ehemalige Fraktionsvorsitzende und Chef der Neurather Sebastianus-Schützen hat die Partei am Samstag beim Wahlkampf in der City unterstützt. Dabei hatte er vor Jahren einen Entschluss gefasst: Nie wieder Politik. Schütt siedelte in den pfälzischen Weinort Monzingen an der Nahe – um dort maßgeblich die FDP-Politik zu bestimmen, als Fraktionsvorsitzender und Kreisbeigeordneter. "So ganz konnte ich dann doch nicht aufhören", sagt der 82-Jährige. Beim Wahlkampf-Besuch in der alten Heimat hatte er Grund zur Freude – auch wegen des FDP-Ergebnisses.

(NGZ)
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