Der Festplatz kann sich wieder sehen lassen: Wo gibt es das sonst noch auf einer Stadtteil-Kirmes? Zwei Kinderkarussells, einen Autoscooter und ein Raupenkarussell mit Verdeck. Das wird von den Teenies immer noch so geliebt wie einst von ihren Eltern. Die Zahl der Buden ist enorm groß, und wem die Worte fehlen, seiner Begleiterin zu sagen, was sie ihm bedeutet, kann dieses Problem mit einem XL-Lebkuchenherz mit einer Zuckergussaufschrift wie „Ich will nur Dich“ lösen.

Die Kirmes war am Samstag um 12 Uhr von der Artillerie „eingeböllert“ worden. Diese Artillerie mit ihrer Kanone von 1990 bildete bei Einbruch der Dunkelheit auch das Schlusslicht des Fackelzuges. Bevor der auf der Friedrichstraße startete, wurden auf der St.-Clemens-Straße unter dem Schützenbaum Schützenklänge vom Feinsten geboten. Dem Tambourcorps „Frisch auf“ Kapellen gehört normalerweise König Lutz an, er spielt dort die Flöte. Am Samstag hörte er die Musik seines Korps und die der Bundesschützenkapelle Neuss und er bewies auf seine Weise Taktgefühl, indem er mit seiner Königin ein Tänzchen auf den Asphalt legte – und zwar zu „Rot, rot, rot blühn‘ die Rosen“. Martin Lorenz von der Bundesschützenkapelle Neuss moderierte und sprach das Königspaar an, freute sich, dass es jetzt endlich regieren könne. Auch das Tambourcorps Rheinklänge Grimlinghausen war mit von der Partie.

König Lutz hatte sich umsonst Sorgen gemacht: „Am Anfang sah es so aus, als würde es nur eine Großfackel geben.“ Dann wurden es sechs, nur geringfügig weniger als vor der Pandemie. Was die fackelbauenden Schützen so bewegt: Die Fackel des Grenadiercorps thematisierte die vielen Vorschriften wie die Pferderichtlinie. Auf ihrem Wagen war ein stolzes Ross zu sehen. Ihr Motto: „Ob Bühne, Reiten oder Schießen – wir lassen uns das Schützenfest nicht vermiesen.“ Der Jägerzug Schwanenburg warb für den Fackelbau: „Stirbt Fackelbau, stirbt Tradition“, war auf ihrer Fackel zu lesen.

Der Hubertuszug Erftgrafen macht sich Sorgen, dass Kapellen immer mehr zugebaut wird, dass immer mehr Grün verschwindet. Bernhard Güsgen hatte sich deshalb etwas Besonderes einfallen lassen: Den Wagen zierten 590 Blumen in Blumentöpfen. Sie wurden an die Zuschauer verschenkt. Und die Erftgrafen dankten dem Tambourcorps Rheinklänge und der Band oft the Grenadier Guards, indem sie ihre Wappen an der Rückseite ihres Wagens angebracht hatten.

Die Jägerzüge St. Clemens und Waidmannsheil hatten das mächtige X-Wing aus Starwars nachgebaut. Niklas Tönnies und Jens Wicklein klärten über die Protagonisten auf, über den gelben Roboter C3P0 und den kleineren Roboter R2D2. Ein wenig politisch: Die Fackel zum Thema „Klimakleber“ mit folgendem Credo: „Klimakleber sind doch Shit – Fackelkleber sind der Hit.“

Auch losgelöst vom Fackelzug wurde am Wochenende in Kapellen kräftig gefeiert. König Lutz Türks hat mit seiner Frau das große Los gezogen: Sie war sofort einverstanden, an seiner Seite in die Königinnenrolle zu schlüpfen. Nach der Königsparade diesen Montag (ab 17 Uhr auf der Friedrichstraße, anschließend Festzug durch den Ort) wird das im vergangenen Jahr ermittelte Königspaar Bernd Giesen und Marlies Rombey gekrönt. Das Finale ihres Schützenfestes läuten die Kapellener am Dienstag ein. Spannend werden dürfte es am Nachmittag: Ab 16 Uhr werden ein neuer Schützenkönig und ein neuer Jungschützenkönig ermittelt.