Die A540 in Grevenbroich wird herabgestuft Adieu Autobahn, Bonjour Bundesstraße

Grevenbroich · Sie ist eine der kürzesten und staufreiesten Autobahnen Deutschlands – und dennoch die mit der meisten Action: Die A 540 führt auf einer Länge von rund sieben Kilometern von Jüchen in den Süden Grevenbroichs. Anfang 2020 wird sie ihren Status verlieren: Die mehr als vier Jahrzehnte alte Autobahn wird bald zur B 59.

Fotos: So war es auf der Autobahn 540 von Jüchen nach Grevenbroich
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So war es auf der Autobahn 540 von Jüchen nach Grevenbroich

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Foto: Lothar Berns

Spektakuläre Unfälle hat es auf der A 540 zu Genüge geben: Da sauste ein Auto mit Caravan-Anhänger durch die Luft, da explodierte ein Rettungshubschrauber bei der Landung, da prallte mal ein Anker (!) von einer Brücke in das Führerhaus eines Vierzigtonners. . .ohne dass jemand ernsthaft verletzt wurde. Denn das war ja alles nur fürs Fernsehen. Mehrere Jahre lang wurden auf der Autobahn die tollsten Action-Szenen für die RTL-Serie „Alarm für Cobra 11“ gedreht – und manch treuer Zuschauer mag sich über eines gewundert haben: Warum knallt es eigentlich immer dann so heftig, wenn ein Kraftwerk im Hintergrund zu sehen ist?

2005 wurde der Drehort aufgegeben – die Firma „action concept“ zog um auf ihre eigene Film-Autobahn in Aldenhoven. Danach herrschte weitgehend Ruhe auf der vierspurigen Trasse zwischen Grevenbroich und Jüchen. Nicht einmal durch Staus fiel die A 540 sonderlich auf – im Gegenteil: Zwischen Januar 2012 und Mai 2017 bildete sich auf dem knapp sieben Kilometer langen Asphaltband nicht eine einzige Autoschlange – was in diesem Zeitraum einzigartig in ganz Nordrhein-Westfalen war.

Gebaut wurde die A 540 in den Jahren 1975 bis 1978. Nach den ursprünglichen Plänen sollte sie über Rommerskirchen bis nach Köln-Bocklemünd geführt werden, um dort an die A 1 anzudocken. Fertiggestellt wurde allerdings nur das kleine Teilstück zwischen Grevenbroich und Jüchen, der große Rest wurde nie realisiert. Heute entspricht die B59n – zuletzt bei Sinsteden ausgebaut – den alten Plänen der Autobahn 540.

Am 1. September 1991 kam buchstäblich der größte Einschnitt in der Geschichte der A 540: Das etwa zwei Kilometer lange Teilstück zwischen den Anschlussstellen Gustorf und Jüchen wurde für den Verkehr gesperrt und abgerissen – dann kamen die Riesen-Bagger. Drei Jahre lang wurde auf diesem Gebiet – dem sogenannten Nordfeld des Tagebaus Garzweiler – Braunkohle abgebaut. Und es dauerte weitere drei Jahre, bis die Grube wieder verfüllt und renaturiert worden war. 1996 wurde mit der Wiederherstellung der Trasse begonnen; Ende 1997 konnte sie für den Verkehr freigegeben werden – mitsamt einer neuen Brücke zur Überquerung der Grubenrandstraße. Insgesamt betrugen die Kosten für dieses Projekt rund vier Millionen Euro.

Zum Jahresanfang wird die Autobahn zur Bundesstraße 59 herabgestuft. Damit ist eine direkte Verkehrsanbindung des geplanten interkommunalen Gewerbegebiets möglich, das RWE mit der Duisburger Hafen AG entwickeln will. Würde die A 540 eine Autobahn bleiben, wäre ein direkter Anschluss nicht möglich.

Die derzeitigen blauen Schilder an der Autobahn 540 bleiben allerdings noch einige Zeit erhalten. Wie Georg Hürter, Sprecher der Straßen.NRW-Niederlassung in Mönchengladbach erklärt, wird die neue Beschilderung erst im Sommer 2020 montiert. Dann sollen auch andere Tempo-Schilder aufgestellt werden. Auf Teilen der Straße werde dann Tempo 120 gelten. Bislang gab es auf einem größeren Teil der kurzen Autobahn kein Geschwindigkeitslimit.

Vor der Herabstufung zur Bundesstraße ist die mehr als 40 Jahre alte Autobahn aber noch einmal auf Vordermann gebracht worden. Der Landesbetrieb Straßen.NRW hat das rund sieben Kilometer lange Asphaltband für rund 16 Millionen Euro komplett saniert – und damit die Nerven vieler Autofahrer zwei Jahre lang strapaziert.

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