Gastronomie nach Corona-Zwangspause wieder offen Gäste sind zurück am gedeckten Tisch

Gelderland · Seit Montag haben viele Gaststätten wieder geöffnet. Einige Auflagen müssen beachtet werden. Das Land machte es den Kommunen und den Wirten mit holpriger Informationspolitik schwer. Dehoga und Verwaltungen helfen.

  Abstand halten: Lucia König, Alexandra Cain und Angelika Hoffmann messen im „Straelener Hof“ die Tischabstände aus.

Abstand halten: Lucia König, Alexandra Cain und Angelika Hoffmann messen im „Straelener Hof“ die Tischabstände aus.

Foto: Evers, Gottfried (eve)

Darf es Spargel klassisch sein oder Lammbraten aus der Keule mit würziger Kräutersoße mit Spitzkohl und Rosmarinkartoffeln oder ein Duo von Lachs und Scampi mit milder Senfsoße, Blattspinat und Bandnudeln? Der „Straelener Hof“ gehörte zu den ersten Restaurants in der Region, die am Montag nach der Corona-bedingten Zwangspause wieder für die Gäste da waren. Das Fazit von Inhaberin Angelika Hoffmann fällt positiv aus. „Es hat alles gut funktioniert, die Gäste kamen mit Maske, wurden von uns zum Tisch geführt, und es konnte losgehen.“ Personal wie Kunden hätten sich spürbar gefreut, dass wieder ein Stück Normalität zurückkehrt, wenn auch mit vielen Auflagen. Besonders auch die Hotelgäste, die sich in den vergangenen Wochen selbst versorgen mussten, hätten an diesem Tag fast alle im „Straelener Hof“ gespeist.

Für den Neustart war aber ein Kraftakt erforderlich, denn die konkreten Informationen kamen sehr spät. „Am Samstag informierte uns unser Fachverband Dehoga, abends gab es dann auch Infos durch das Land. Wir haben Samstag und Sonntag gearbeitet, um alles vorzubereiten“, so Angelika Hoffmann. Das hieß Schilder aufstellen, Tische auseinander rücken, Wartebereiche mit Abstandshinweisen markieren und für ausreichend Desinfektionsmöglichkeiten sorgen. Die Belegschaft wurde intensiv geschult. Nun läuft es fast schon normal, nur Bier vom Fass gibt es noch nicht. „So groß ist die Gästezahl ja auch noch nicht“, sagt die Hotelbetreiberin.

In Kevelaer konnte man bereits am Montag sehen, dass die ersten Gäste die Möglichkeit nutzten, sich wieder draußen an Tische zu setzen. Gar nicht begeistert sind allerdings die Verantwortlichen der Stadtverwaltung von der Informationspolitik des Landes. Man sei ziemlich „erzürnt“, dass das Land es nicht geschafft habe, die Verordnung bereits am Freitag an die Kommunen zu schicken. Vielmehr sei die Info erst am frühen Samstagmorgen gekommen. Bürgermeister Dominik Pichler hatte die entsprechende Mail um 3.33 Uhr bekommen. Ein Unding, wie Holla findet. Vor allem, weil manches, was NRW-Minister am Freitag erzählt hatten, einen Tag später nicht mehr stimmte.

Für die Verwaltung bedeutete das ein arbeitsreiches Wochenende. „Im Ordnungsamt hatten uns am Freitag etliche Anfragen erreicht, die wir vor Ort nicht zufriedenstellend beantworten konnten, weil die Verordnung ja noch gar nicht vorlag“, so Ludger Holla. Besonders im Hinblick auf die Einhaltung der hygienischen Standards in Gaststätten habe eine große Unsicherheit geherrscht. Daher hatte das Ordnungsamt am Samstagmittag sämtliche Kevelaerer Gastronomen über die neuen Hygienestandards informiert. Mitarbeiter brachten den Inhabern das entsprechende Schreiben und die Hygieneregeln. In der Gastronomie gelten für Innen- und Außenbereich dieselben Regeln wie Mindestabstand, Spülen von Gläsern bei mindestens 60 Grad, Desinfektionspflichten oder feste Platzzuweisungen für die Gäste. Für Rückfragen richtete das Ordnungsamtes eine telefonische Sprechstunde am Sonntag ein. Mehr als zehn Betroffene hätten die Möglichkeit auch genutzt und noch einmal nachgefragt. Auch das zeigt für Holla, was für eine große Unsicherheit bei dem Thema geherrscht hatte.

Jetzt werde man abwarten, wie sich die neue Regelung in der Praxis bewähre. Er kündigte an, dass das Ordnungsamt seine Arbeit in Kevelaer umstellen werde. Jetzt werde nicht mehr auf der Straße kontrolliert, ob die Abstände eingehalten werden. Vielmehr würden die Mitarbeiter der Stadt jetzt verstärkt in die Gastwirtschaften gehen und sich dort vor Ort umsehen. Es gehe nicht darum, Bußgelder zu verteilen, sondern auch, um die Gastronomen zu beraten. Denn die hätten viele Fragen. Vor allem nach den Widersprüchen vom Wochenende.

 Pichler findet es mehr als ärgerlich, wenn Dinge von der Realität überholt werden und es zu absurden Widersprüchen kommt. „Es ist den Betroffenen nicht zu erklären, dass Kinder unter zwei Jahren in den Freizeitpark dürfen, aber nicht in den Kindergarten, während gleichzeitig Zweijährige von einer Tagesmutter betreut werden dürfen.“ Solche Situation führten zu „Unwuchten und Unverständnis“, die schwer zu erklären seien.

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