Was ist der Tag der Arbeit?
Jedes Jahr am 1. Mai versammeln sich überall auf der Welt Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer und fordern bessere Arbeitsbedingungen, mehr Mitspracherecht oder höhere Löhne. Der Tag ist traditionell von Demonstrationen geprägt und ist als der Tag der Arbeit bekannt, der Erste Mai oder Maifeiertag sind Synonyme dafür. Der Kampftag der Arbeiterklasse wurde 1919 erstmals zum Feiertag in Deutschland, allerdings nur für das Jahr 1919. Erst in der Zeit des Nationalsozialismus wurde der 1. Mai dann zum gesetzlichen Feiertag, auch wenn er für Propagandazwecke missbraucht wurde. Nach dem Zweiten Weltkrieg blieb der Tag der Arbeit ein gesetzlicher Feiertag und bis heute wird er fast auf der ganzen Welt gefeiert.
Warum gibt es den Tag der Arbeit?
Der 1. Mai kann auf eine lange Tradition bis ins 19. Jahrhundert zurückblicken. Allerdings war die Bedeutung damals eine ganz andere. In den USA war zu jener Zeit der 1. Mai ein Stichtag für viele Arbeiter. Neue Verträge wurden abgeschlossen, alte Verträge endeten. Der Tag war deshalb dafür bekannt, dass viele ihre Arbeitsstelle und ihren Wohnort wechselten. Dieser turbulente Tag wurde Moving Day, zu Deutsch Umzugstag, genannt.
Doch im Jahr 1886 sollte der Tag anders sein. Überall in den USA streikten insgesamt etwa 400.000 Arbeiter, alleine in der damaligen Wirtschaftsmetropole Chicago sollen es rund 80.000 gewesen sein. Sie forderten die Einführung eines Achtstundentags. Zu jener Zeit war es nicht ungewöhnlich, dass Arbeitnehmer mehr als zehn Stunden am Tag arbeiteten. Damit wollten die Arbeiter Schluss machen. Überraschenderweise verlief der 1. Mai 1886 weitgehend friedlich, obwohl die Polizei und das Militär auf Auseinandersetzung vorbereitet waren.
Doch bereits zwei Tage später fielen die ersten Schüsse. Während einer Kundgebung erschoss die Polizei mehrere Arbeiter und sorgte für Aufregen. Das blieb nicht ohne Folgen. Schon am nächsten Tag versammelten sich rund tausend Arbeiter auf dem Haymarket in Chicago und protestierten gegen die Polizei. Der Haymarket war damals ein zentraler Platz der Stadt. Viele Fabriken und Warenhäuser waren dort ansässig. Hier kam es plötzlich zu einer Explosion und einer anschließenden Schießerei. Sieben Polizisten und vermutlich vier Demonstranten wurden getötet. Die Veranstalter wurden verhaftet und später zum Tode verurteilt. Die Protestaktion fand ihr vorläufiges Ende.
Doch dann, drei Jahre später, versammelten sich sozialistische Gewerkschaften und Parteien auf dem zweiten Internationalen Arbeiterkongress 1889 in Paris. Es wurde auch über das Ereignis 1886 in Chicago gesprochen. Um den Opfern des Massakers auf dem Haymarket zu gedenken und für die Rechte der Arbeiterklasse zu demonstrieren, sollte es am 1. Mai 1890 eine internationale Demonstration geben. Auch der Achtstundentag sollte wieder ein zentrales Thema werden. Es war die Geburtsstunde des Ersten Mai – dem Tag der Arbeit. Im Englischen wird er auch Labour Day oder May Day genannt.
Die Geschichte des Ersten Mai in Deutschland
In Deutschland war die Arbeiterbewegung zum Ende des 19. Jahrhunderts durch staatliche Repression eingeschränkt. Im Kaiserreich wollte Otto von Bismarck die Arbeiterbewegung an die Monarchie binden. Trotzdem bekamen die Sozialdemokraten immer mehr Zustimmung und die Arbeiterbewegung wuchs stetig. Obwohl sich die sozialdemokratische Fraktion im Reichstag gegen einen Generalstreik aussprach, demonstrierten auch im Deutschen Reich am 1. Mai 1890 rund 100.000 Menschen. Viele verloren deswegen ihre Arbeit. Und dennoch: Im Verlauf der Jahre etablierte sich der 1. Mai als Kampftag der Arbeiterbewegung. Ein offizieller Feiertag wurde er aber erstmals im Jahr 1919 und das nur für ein Jahr. Die Weimarer Nationalversammlung stimmte mit der Mehrheit gegen einen unbefristeten Tag der Arbeit.
In der Zeit des Nationalsozialismus war der Tag ab 1933 dann ein gesetzlicher Feiertag. Doch anders als in der Weimarer Republik, wurde der Tag von der Regierung für Propaganda instrumentalisiert. Bereits einen Tag später, am 2. Mai 1933, stürmten SA-Trupps Gewerkschaftsbüros und Funktionäre wurden festgenommen. Es folgte die Gleichschaltung der Gewerkschaften. Ab dann wurden am 1. Mai staatlich verordnete Aufmärsche und Paraden organisiert.
Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges wurde der Feiertag dann durch die Alliierten bestätigt. Sowohl in West- als auch in Ostdeutschland war der 1. Mai weiterhin ein gesetzlicher Feiertag. Doch während in Westdeutschland Massenkundgebungen und kulturelle Veranstaltungen mit arbeits- und friedenspolitischen Schwerpunkten auf dem Programm standen, wurden in Ostdeutschland an dem Tag Militärparaden inszeniert. In den 80er Jahren kam es vor allem in Berlin und Hamburg zu gewaltsamen Auseinandersetzungen. Bekannt werden, sollten diese Ausschreitungen zwischen radikalisierten Gruppierungen und der Polizei als Maikrawalle. Bis heute ist das Bild des Maifeiertags davon geprägt.
Welche Bedeutung hat der Tag der Arbeit heute?
Im Laufe der Zeit haben die Demonstrationen am 1. Mai an Anziehungskraft verloren. Im Jahr 1960 in Berlin demonstrierten beispielsweise noch 750.000 Menschen nach dem Aufruf des regierenden Bürgermeisters. In den letzten Jahren hingegen haben in Berlin nur wenige Tausend Menschen an den Demonstrationen teilgenommen. Mittlerweile ist der einstige Kampftag der Arbeiterklasse für viele ein ganz normaler Feiertag.
Im Jahr 2020 gab es in Deutschland zum ersten Mal keine Kundgebungen und Demonstrationen am Tag der Arbeit. Der 1. Mai wurde in das Internet verlegt. Grund dafür war die weltweite Corona-Pandemie. Auch in anderen Ländern wurde die Maifeiertagstradition eingeschränkt.
Warum arbeitet man am Tag der Arbeit nicht?
Der 1. Mai ist ein gesetzlicher Feiertag in Deutschland. Grundsätzlich wird an diesen Tagen nicht gearbeitet. Aber auch unabhängig davon galt der Tag der Arbeit schon immer als arbeitsfreien Tag. Es würde auch gewisser Maßen gegen die Idee des 1. Mai sprechen.
Wie wird der Tag der Arbeit auf der Welt gefeiert?
Bis heute ist der 1. Mai in vielen Ländern gesetzlicher Feiertag. Von Südamerika über Afrika bis nach Asien, fast die ganze Welt feiert am 1. Mai den Tag der Arbeit. Dabei haben sich auch regionale Besonderheiten herausgebildet.
Alleine in Europa gibt es ziemlich unterschiedliche Traditionen. So zum Beispiel in der Hauptstadt Deutschlands. In Berlin-Kreuzberg wurde im Zuge der Maikrawalle im Jahr 2003 das „Myfest“ eingeführt. Wo früher brennende Autos waren, zeichnet heute ein friedliches Fest das Straßenbild mit zahlreichen kulturellen Veranstaltungen. Die Franzosen feiern am 1. Mai nicht nur den Tag der Arbeit, sondern auch das Maiglöckchen-Fest. Nicht selten tragen die Demonstranten dabei ein Maiglöckchen im Knopfloch. Die südlichen Nachbarn in Österreich demonstrieren am 1. Mai traditionell im Vergnügungsviertel Prater in Wien, begleitet von Arbeiter-Kundgebungen. Hier wurde schon 1890 zum ersten Mal demonstriert. Noch weiter südlich in Italien, hingegen, gestaltet sich der Tag der Arbeit etwas anders. In Rom vor der Basilika San Giovanni spielen Rockbands auf dem Musikfestival „Concerto del Primo Maggio“. Seit 1990 ist es Bestandteil der Maifeiertagstradition in Italien.
Im bevölkerungsreichsten Land der Welt in China hat der Tag der Arbeit eine kommunistische Tradition. Es gibt Demonstrationen und Aufführungen mit traditionellen Tänzen und Liedern. Oft nehmen auch Schüler daran teil. Die Nachbarn in Japan haben am 1. Mai gar keinen Feiertag. Der „Tag des Dankes für die Arbeit“ wird im November gefeiert.
Ähnlich sieht es in den USA aus. Interessanterweise wird im Ursprungsland des Labour Day gar nicht am 1. Mai gefeiert. Stattdessen wurde der Tag der Arbeit auf den ersten Montag im September verschoben. Ähnlich sieht es in Kanada, Australien und Neuseeland aus.
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