Mensch&Stadt Der Straelener Edelfan aus dem Ruhrpott

Straelen · Detlef Paczkowski stammt aus Gelsenkirchen und stand einst als Vorstopper vor dem Sprung in den Profifußball. Inzwischen ist der 68-Jährige in der Blumenstadt zu Hause und ist bei jedem Spiel des SV Straelen live dabei.

 Immer gut gelaunt und siegesgewiss: Detlef Placzkowski möchte im Saison-Endspurt mit dem SV Straelen den Klassenerhalt in der Regionalliga feiern. 
  RP-Foto: Heinz Spütz

Immer gut gelaunt und siegesgewiss: Detlef Placzkowski möchte im Saison-Endspurt mit dem SV Straelen den Klassenerhalt in der Regionalliga feiern. RP-Foto: Heinz Spütz

Foto: Heinz Spütz

Sein Markenzeichen ist der volle Schnauzbart, der seitlich bis zum Rand des Unterkiefers verlängert ist – in Fachkreisen auch Mongolen- oder Zuhälterbart genannt. Er ist ein ruhiger Vertreter, fast schon unscheinbar. Er zählt nicht zu den Schreihälsen im Stadion und steht auch nicht im Block der „Hardcore-Bauern“. Und doch gehört er zu den glühendsten Anhängern des Fußball-Regionalligisten SV Straelen. Unweit der Trainerbank der Heimmannschaft hat er an der Römerstraße seinen Stammplatz – zwischen seinen Kollegen Jüppi Vennmans und Michael Maske. In den vergangenen zehn Jahren hat er jedes Spiel seines Vereins gesehen. Egal, in welcher Liga und auf welchem Platz. Dabei stand er einst selber unmittelbar vor einer Karriere als Profikicker.

Die Rede ist von Detlef Placzkowski, der 1953 im Ruhrpott geboren wurde. In Ückendorf, einem Stadtteil von Gelsenkirchen. Schon als Knirps trat er nach allem, was so auf der Straße lag. Und das sollte sich auch nicht ändern, als er noch nicht ganz 14 Jahre alt war und eine Lehre als Grubenschlosser auf der Zeche Holland begann. Direkt nach der Arbeit wurde mit den Kindern aus der Siedlung auf der Straße rumgepöhlt.

Abends ging es dann im Verein bei Eintracht Gelsenkirchen weiter. „Die haben dann mit dem Lokalrivalen STV Horst-Emscher fusioniert. Und dann bin ich ‚nach die Gelben‘ gegangen, zum SC Gelsenkirchen 07“, erinnert er sich. Dort schaffte er den Sprung in die Kreisauswahl und wurde als 18-Jähriger von Westfalia Herne verpflichtet. Damals ein Anwärter auf den Aufstieg in die Regionalliga West.

Doch während der Saison schmiss er die Brocken hin. Denn Placzkowski hatte erkannt, dass das Leben abseits vom Fußballplatz noch einiges zu bieten hat. „Damals hatte ich eine Perle aus Lüdenscheid kennen gelernt.“ Sein Kumpel, der ehemalige Schalke-Profi Michael Opitz, stellte den Kontakt zu Rot-Weiß Lüdenscheid her, das seinerzeit den Sprung in die Zweite Liga schaffen wollte. „In Lüdenscheid bin ich offene Türen eingelaufen. Die suchten genauso einen Vorstopper wie mich. Erst Blut am Schuh, vorher gehste nicht vom Platz. Das war meine Devise.“

Ab sofort galt er als Vertragsamateur, der weiterhin seiner Arbeit als Schlosser unter Tage nachging. „850 Mark plus Prämie hatte ich ausgehandelt. Die weißen Briefumschläge wurden einem damals in die Jackentasche gesteckt. Dafür konnte man schon mal die 100 Kilometer bis nach Lüdenscheid fahren“, erzählt er grinsend. In allen Vorbereitungsspielen gehörte Detlef Placzkowski zur Startelf. Kurz vor Saisonbeginn zog er sich einen Abriss der Achillessehne zu – damit war der Traum von einer Karriere als Profifußballer geplatzt.

Der rüstige Rentner denkt gerne an die Zeit in der Arbeitersiedlung zurück, geprägt von rauchenden Schloten, verräucherten Eckkneipen und Kleingartenanlagen. „Wir haben ja meistens auf roter Asche gespielt. Da war es immer am besten, wenn die Nocken schon ziemlich abgelaufen waren. Sambaschuhe mussten noch erfunden werden. Und auf Rasen konnten die Stollen nicht lang genug sein.“

In der Discothek „Royal“ auf der Kurt-Schumacher-Straße in Gelsenkrichen hatte er Volker Abramczik kennen gelernt. Beide sollten sich Jahre später wieder begegnen, als Abramczik als Spielertrainer bei Arminia Ückendorf anheuerte. „Der kleine Abi hat mich gefragt, ob ich es nicht noch einmal versuchen will. Sporadisch habe ich mitgespielt, aber eigentlich ging es nicht mehr“, so der einstige beinharte Vorstopper. „Der Abramczik war ja noch Profi, aber damals wurden die Spielerpässe noch nicht so genau kontrolliert. Und die haben sich doch alle ein paar Mark dazu verdient. Der Norbert Nigbur beim FC Luthenburg genauso. Der kam immer mit seinem dicken Schlitten, Kennzeichen GE-NN 1, und hat in der Kneipe einen mitgezwitschert.“

Seit 20 Jahren wohnt der Mann aus dem Ruhrgebiet bereits in der Blumenstadt am Niederrhein. Weil er bei einem Ausflug nach Bad Hönningen seine Franziska kennen gelernt hatte. Es war Liebe auf den ersten Blick, aber nach Straelen wollte er zunächst nicht. „Hier wollte ich nicht tot überm Zaun hängen.“ Das hat sich längst geändert – Placzkowski möchte nicht mehr weg.

„Fußballbekloppt war ich schon immer. Dem Herrn Tecklenburg ist es zu verdanken, dass wir so gute Spiele gegen viele bekannte Mannschaften zu sehen bekommen, gegen die ich früher zum Teil noch selber gespielt habe“, sagte der lebensfrohe Rentner, der ganz nebenbei sonntags gerne auch dem Bezirksliga-Tabellenführer Sportfreunde Broekhuysen die Daumen drückt.

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