Bilanz an Gelderns Gymnasien Schulstart mit Abstand gelungen

Geldern · Am Friedrich-Spee-Gymnasium in Geldern haben sich am Donnerstag nach der Corona-Zwangspause rund 50 Schüler auf das Abitur vorbereitet. Jugendliche und Lehrer befinden sich in einer Ausnahmesituation – nicht zuletzt emotional.

 Während der Pause auf dem Schulhof hielten die Friedrich-Spee-Gymnasiasten die Sicherheitsregeln ein. So ähnlich sah es überall sonst auch aus. 

Während der Pause auf dem Schulhof hielten die Friedrich-Spee-Gymnasiasten die Sicherheitsregeln ein. So ähnlich sah es überall sonst auch aus. 

Foto: Evers, Gottfried (eve)

Manches weiß man erst zu schätzen, wenn es nicht mehr da ist. „Ich habe die Schule schmerzhaft vermisst“, sagt Elisabeth Skadow. Wie der 18-Jährigen geht es vielen der Abiturienten, die sich am Donnerstag nach der Corona-Zwangspause im Gelderner Friedrich-Spee-Gymnasium (FSG) eingefunden haben. Während am benachbarten Lise-Meitner-Gymnasium 62 Abiturienten zugesagt hatten, den freiwilligen Unterricht zu besuchen (17 lernen weiter zu Hause), sind am FSG rund 50 der insgesamt 77 in Frage kommenden Oberstufler erschienen, um das Angebot der Vorbereitung auf die Reifeprüfung zu nutzen.

Mit dieser Zweidrittel-Quote hatte Schulleiter Rudolf Germes auch kalkuliert. Von anderen Stufen  war niemand gekommen. „Die Zehner an der Realschule müssen kommen, unsere dürfen“, erklärt der Pädagoge. Gemeinsam mit der erweiterten Schulleitung war er seit Montag damit beschäftigt, das Gymnasium für den Neustart vorzubereiten.

 Lehrer Mario Fischer betritt einen der spärlicher als sonst möblierten Klassenräume. Die Schüler warten schon.

Lehrer Mario Fischer betritt einen der spärlicher als sonst möblierten Klassenräume. Die Schüler warten schon.

Foto: Evers, Gottfried (eve)

Es wurden Gruppen gebildet unter anderem für die Hygiene und die Gebäudeherrichtung. Besonders Oberstufenkoordinator Frank Blecher habe viel Arbeit gehabt. Der Kontakt mit der Stadt als Schulträger war laut Germes gut, sie half mit Desinfektionsmittel und Reinigungskräften aus.

Mehrere Plakate an Türen und Wänden weisen auf den Abstand von 1,5 Metern hin. Eine Aufforderung, die befolgt wird. „Es hat alles gut geklappt“, berichtet Carolin van Bebber nach dem ersten von zwei Doppelstunden-Blocks. Sie unterrichtet Spanisch, Pädagogik und Religion und freut sich über das „schöne Wiedersehen“ mit den Schülern. Ein paar wichtige Fragen habe man klären können. „Endlich wieder ein bisschen Alltag“, meint Julian Koch (17) seufzend. Lilly Eisele hat, wie viele, in den vergangenen Wochen mit den Freunden vor allem über Skype Kontakt gehalten. Jetzt steht die 17-Jährige mit einigen von ihnen in der Pausenhalle im Kreis, mit erforderlichem Abstand und von Angesicht zu Angesicht.

„Die vor den Osterferien entgangene Zeit soll jetzt kompensiert werden, damit die Abiturienten mit einem guten Gefühl in die Prüfungen gehen können“, erklärt Germes den Zweck des Angebots. Mitte Mai wird es ernst. Ein „Not-Abitur“ sei kein Thema gewesen, betont Oberstufenkoordinator Blecher. „Unsere Schüler sind ehrgeizig. Viele hätten es nicht gerecht gefunden, wenn die Note hochgerechnet worden wäre“, ergänzt Germes. Die Schüler wollten aber auf jeden Fall Sicherheit, wie es weitergeht.

Etwas anderes ist für viele der Jugendlichen ein größeres Problem. Sie fühlen sich betrogen um das, was mit der letzten Schulphase allgemein verbunden ist. Es gab diesmal keine Mottowoche, keinen Varieté-Abend. „Das ist emotional belastend“, stellt Blecher fest. Es seien auch schon Tränen geflossen. Und ob eine Abi-Gala stattfindet, so FSG-Leiter Germes, sei momentan noch sehr fraglich. Da wären manche der Schülerinnen, mit denen er während der Pause auf dem Schulhof zusammensteht, traurig. Auf die Frage, wer sich schon ein prächtiges Outfit für die Gala besorgt habe, gehen fast bei allen die Finger nach oben.

Ein Thema in der Runde ist die baldige Schutzmaskenpflicht in vielen Lebensbereichen. Germes fragt an, ob man nicht einen Wettbewerb über die kreativsten Masken starten könnte.

Die zwei Doppelstunden des Donnerstags am FSG galten dem dritten und vierten Abiturfach. Für Freitag sind die Leistungskurse der Schüler an der Reihe. Germes und seine Kollegen warten jetzt auf die nächsten Zwischenstufen der Öffnung. Am 4. Mai sei wohl mit den Schülern zu rechnen, die 2021 ihre Prüfungen haben. Alle 695 FSG-Gymnasiasten in diesem Schuljahr wiederzusehen, das, so Germes, „kann ich mir nicht vorstellen“.

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