Emmerich Zweifel am Jugendheim am Rhein

Emmerich · Der Fall „Alte Rheinfähre“: CDU und BGE finden, dass dort keine Jugendeinrichtung sein muss.

 Am Rhein ginge es vielleicht auch ganz anders. Vielleicht doch eher Gastronomie und Wohnungen statt Jugendheim?

Am Rhein ginge es vielleicht auch ganz anders. Vielleicht doch eher Gastronomie und Wohnungen statt Jugendheim?

Foto: Christian Hagemann

Die Pläne für ein Jugendheim am Martini-Stromland sehen CDU und BGE äußerst kritisch. Bekanntlich plant die Stadtverwaltung, das Gebäude „Alte Rheinfähre“ abzureißen und dort ein zweites städtisches Jugendheim zu bauen.

Die beiden Chefs von CDU und BGE sehen das allerdings kritisch. Joachim Sigmund und Matthias Reintjes kritisierten bei einem Pressegespräch, dass es für den Bedarf noch gar keine Zahlen gebe Die Verwaltung habe den Plan zudem präsentiert, nachdem die Beratungen für den Haushalt 2020 längst abgeschlossen seien.

     Joachim Sigmund (l.) und Matthias Reintjes sehen ein zweites Jugendheim für Emmerich kritisch.

Joachim Sigmund (l.) und Matthias Reintjes sehen ein zweites Jugendheim für Emmerich kritisch.

Foto: Christian Hagemann

So wird es, wenn CDU und BGE die Sache nicht mittragen, wohl auch keine Mehrheit im Rat dafür geben. Das zeichnete sich jetzt schon im Jugendausschuss ab. Die Politik gab der Verwaltung den Auftrag auf den Weg, zunächst einmal den Bedarf für eine zweite Einrichtung nachzuweisen und ein Konzept für so eine Einrichtung vorzulegen.

Möglicherweise wird es ein zweites Jugendheim wohl geben. Aber muss es an der Stelle sein? Die CDU hatte schon vor Wochen vorgeschlagen, ein solches Heim in das alte Kino zu bringen. Dort ist derzeit noch eine Shisha-Bar. Neben dran liegt der Rheinpark, wo der städtische Sozialarbeiter für Jugendarbeit seinen Schwerpunkt sieht und wo es Sportangebote für Jugendliche gibt.

Rätselhaft ist das Vorhaben der Stadtverwaltung unabhängig von der politischen Diskussion schon. Und auch die Rolle der katholischen Kirchengemeinde könnte man hinterfragen.

Denn das Gebäude gehört gar nicht der Stadt. Der Eigentümer – die Bauunternehmung Eroglu GmbH aus Bedburg-Hau – fühlte sich vor zwei Jahren schon in seiner Arbeit behindert. Und zwar von der Zentralrendantur der Kirche in Kalkar (heute Kleve). Und von der Stadtverwaltung. Mit der Kirche musste sich die Firma abstimmen, weil sie die nachbarliche Zustimmung der Emmericher Kirchengemeinde brauchte, weil sie an der Promenade die Rheinfähre abreißen und ein neues Gebäude bauen wollte. Und das sei nicht möglich, wie Karsten Moll, der Geschäftsführer des Unternehmens, damals sagte. „Es gibt nur Blockaden.“

Pastor Bernd de Baey sah das damals anders. „Das Genehmigungsverfahren liegt bei der Stadtverwaltung. Wir als Nachbar müssen gefragt werden, wenn es uns betrifft. Aber die Vorschriften macht die Stadt, nicht wir.“

Seit Mitte März 2008 steht die „Alte Rheinfähre“ leer. Das Unternehmen aus Bedburg-Hau wollte dort Wohnungen bauen. Eine Sisha-Bar mit Nutzung des Sandstrands vorne am Rhein war geplant gewesen, von der Kirche aber nicht gewünscht worden. Darauf habe man Rücksicht genommen, weil die Rendantur das unpassend gefunden habe, so Moll. Schließlich plante damals schon der Caritasverband Kleve im benachbarten Martini-Pfarrheim eine Tagespflege-Betreuung.

Gegen diese Pläne hatten die Unternehmer aus Bedburg-Hau gar nichts. Sie hatten nur gehofft, dass die Kirche auch ihnen entgegen kommt. Daher hatten sie nachher auf die Shisha-Bar verzichtet und im Gegenzug sogar das Angebot erhalten, dass die Kirche im Erdgeschoss Räume für die Tagespflege anmiete.

Das machte Sinn, denn der Bedarf an Tagespflegeplätzen ist in Emmerich vorhanden. Doch dann habe sich der Verantwortliche in der Rendantur nicht mehr an sein Angebot erinnern wollen, sagte Karsten Moll.

Zwei Wochen später habe man dann im Rathaus eine faustdicke Überraschung erlebt. Eine alte Baugenehmigung sei aufgetaucht, hieß es dort Mit der könne man nun zwar keinen Neubau hinbekommen, wohl aber eine Sanierung im Bestand.

Das scheint nun alles Schnee von gestern zu sein. Plötzlich reden alle von einem Jugendheim an dieser Stelle.

Übrigens: Die Baufirma und ihr Geschäftsführer waren bislang für die Rheinische Post telefonisch nicht erreichbar. Damit ist eine weitere Aufklärung in der Sache aus ihrer Sicht nicht möglich.

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