Azubi-Kontaktbörse in Rees Kontaktaufnahme mit dem Arbeitgeber

56 Unternehmen und Branchen präsentierten sich bei der 18. Auflage der Azubi-Kontaktbörse „Job4U?“ im Reeser Bürgerhaus. Viele Schüler waren mit den Eltern gekommen und knüpften erste Kontakte.

 Draußen lockte ein Mobilbagger, drinnen Faltblätter und Visitenkarten – für viele Schüler war der Besuch der Jobbörse eine erste Annäherung an die Berufswelt.

Draußen lockte ein Mobilbagger, drinnen Faltblätter und Visitenkarten – für viele Schüler war der Besuch der Jobbörse eine erste Annäherung an die Berufswelt.

Foto: Markus van Offern (mvo)

Für den größten Blickfang sorgte die Baugesellschaft Geerling & Berndsen. Das Emmericher Unternehmen hatte einen Mobilbagger vor dem Bürgerhaus in Stellung gebracht. Die Aufmerksamkeit, die der orangene Riese auf sich zog, war ganz im Sinne des Prokuristen Johnny Marissink: „Da die Baubranche unter akutem Fachkräftemangel leidet, müssen wir mit allen Mitteln auf unsere Ausbildungsberufe aufmerksam machen.“ Als Vater eines 15-jährigen Sohnes wisse er gut, dass die junge Generation lieber im Warmen und am Computer sitze anstatt bei Wind und Wetter handfest anzupacken. Doch die Berufe im Straßen- und Kanalbau seien abwechslungsreich und lukrativ, da auch schon in den drei Lehrjahren nach dem Bundesrahmentarifvertrag für das Baugewerbe bezahlt werde.

Am Ende der zweistündigen Azubi-Kontaktbörse für Schüler ab der neunten Klasse zog Marissink positive Bilanz: „Wir waren überrascht, wie viele Leute hier ins Bürgerhaus gekommen sind.“ Dabei war es bei der 18. „Job4U?“ nicht ganz so voll wie in den Vorjahren, auch die erwartete Rekordzahl von 65 teilnehmenden Firmen wurde nicht erreicht „56 sind gekommen, neun haben abgesagt, was der aktuellen Situation geschuldet ist“, sagte Wirtschaftsförderer Heinz Streuff und meinte den ersten bestätigten Corona-Fall im Kreis. „Wir haben noch am Vorabend mit dem Landrat telefoniert, aber da es keine Anweisung für eine Absage gab, findet die Lehrstellenarena statt. Es steht allen Unternehmen und Jugendlichen zu, selbst darüber zu entscheiden, ob sie kommen oder nicht.“

Ab 17.30 Uhr füllte sich dennoch das Bürgerhaus. Viele Schülerinnen und Schüler kamen in Gruppen oder hatten ihre Eltern dabei. „Es fällt schon auf, dass es oft der Vater oder die Mutter sind, die ihre Kinder an unseren Stand schicken“, sagte Diplom-Ingenieur Thomas Petrasch, der für den Ausbildungsberuf des Vermessungstechnikers warb. Auch Handwerksbetriebe aus dem Reeser Wirtschaftsforum wollten Kontakte zu künftigen Azubis knüpfen. Die Firma Holzbau Schenk machte den Beruf des Zimmermanns durch einen Aushang mit den Verdienstmöglichkeiten schmackhaft: „1. Ausbildungsjahr: 850 Euro, 2. Ausbildungsjahr: 1200 Euro, 3. Ausbildungsjahr: 1475 Euro“. Das bewahrte René und Daniela Schenk aber nicht davor, einmal mehr auf die Menschentrauben zu blicken, die sich traditionell an den benachbarten Ständen der Polizei und des Zolls bildeten.

Ulrich Biermann, Inhaber des Reeser Unternehmens für Wärmepumpen und Erdwärme, warb unter anderem für die Ausbildung zum Anlagenmechaniker mit anschließender Möglichkeit zum Studium. In Zeiten der Energiewende sei dieser Beruf besonders spannend und zukunftsweisend, auch die Verdienstmöglichkeiten seien gut. Biermann gehört seit der „Job4U?“-Premiere im Jahr 2003 zu den Ausstellern und ist auch Sprecher des Arbeitskreises Bauen & Energie beim Wirtschaftsforum Rees.

Dessen Vorsitzender Dirk Steinsieder suchte Azubis für die Aaldering-Hotels in Rees und Neukirchen-Vluyn sowie für die Eventlocation Schloss Moyland. „Ich hätte mit weniger Besuchern gerechnet“, sagte der Hoteldirektor mit Blick auf die Corona-Welle, die vor allem die Hotels und Restaurants trifft. Im März sei das Personal angehalten, Überstunden abzubauen und Urlaubstage zu nehmen, aber allzu lang dürfe die „dramatische“ Entwicklung nicht anhalten. Dennoch müsse die Branche in die Zukunft blicken und junge Menschen ausbilden: „Durch die Lehrstellenarena haben wir viele Aushilfen auf 450-Euro-Basis gefunden, die oft auch eine Ausbildung bei uns beginnen.“

Die Swiss Life Select Deutschland GmbH, die 2019 eine Kanzlei in Rees eröffnet hat, war erstmals im Bürgerhaus vertreten. „Wir bieten viele Ausbildungsplätze, weil wir auch am Niederrhein expandieren und in Hannover ein Ausbildungszentrum für 30 Millionen Euro bauen“, sagte Tim Nobel. Die Premiere bei der „Job4U?“-Lehrstellenarena war für ihn Ehrensache.

Stefan Lamers, neuer Pächter der Rewe-Filiale in Rees, zeigte mit seinem Azubi David Steegmann Präsenz. „Bei uns versauern Azubis nicht an der Kasse, sondern lernen alle Bereiche kennen“, versprach Lamers, der angehende Verkäufer, aber auch einen Fleischerlehrling für die Metzgerei sucht. Das Personal wird schon jetzt aufgestockt, aber wenn Rewe im Jahr 2022 in die „Neue Mitte“ von Rees umzieht, soll das Team deutlich wachsen.

Michael Hantermann und Wolfgang Nitsche vom Emmericher Unternehmen Hantermann („Tischkultur aus Leidenschaft“) feierten ebenfalls ihre Rees-Premiere. Sie warben für die Ausbildung im Groß- und Außenhandel, für die sie „pfiffige Azubis“ mit einem guten Real- oder Hauptschulabschluss suchten. Während andere Unternehmen mit Kugelschreibern, Gummibären oder Traubenzucker lockten, waren die Give-Aways von Hantermann besonders beliebt: kleine bunte, glitzernde Fläschchen mit hoch prozentig-prickelndem Inhalt.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort