Rees Der Reeser Reiterzug überrascht beim Umzug mit Kaltblütern

Rees · Das gibt es in den nächsten Jahrzehnten vermutlich nicht mehr. Die Berittenen sorgten aus Anlass ihres Jubiläums für einen echten Hingucker beim Umzug.

 Zum Jubiläum zog der Reiterzug mit Kaltblütern durch die Innenstadt.

Zum Jubiläum zog der Reiterzug mit Kaltblütern durch die Innenstadt.

Foto: Michael Scholten

Am Sonntagnachmittag verfolgten zahlreiche Schaulustige den Festzug der Bataillone und des Throns der Bürgerschützen durch die Reeser Innenstadt. Dabei sorgte vor allem der Reiterzug, der in diesem Jahr sein 125-jähriges Bestehen feiert, für einen besonderen Anblick: Erstmals nahmen die Reiter mit acht prächtigen Kaltblütern an dem Umzug teil. Die Pferde waren zuvor aus Kempen nach Rees gebracht worden. Hinzu kamen 16 Warmblüter vom Reitstall Schweckhorst in Haldern sowie zwei schwarze Friesen, die samt großer Kutsche aus Ahaus an den Niederrhein geholt wurden.

Der Reiterzug des Bürgerschützenvereins Rees hatte sich zum Jubiläum in Schale geworfen: Die Reiter trugen schwarzen Frack und Zylinder. „Der Zylinder stammt noch von meinem Urgroßvater“, sagte Rittmeister Wilhelm Bußhaus. Auf vielen Höfen in der Region sei diese Hutmode noch in den Schränken zu finden, hatte doch früher jedes Dorf seine Reiterabteilung für lokale Festivitäten.

 Blick auf den Thron des Reiterzugs Rees.

Blick auf den Thron des Reiterzugs Rees.

Foto: Michael Scholten

„Tagsüber hat das Pferd gearbeitet, abends wurde es geritten“, weiß Wilhelm Bußhaus, der gern die doppelte Menge an Kaltblütern nach Rees geholt hätte. Allerdings: „Nach zwei Jahren Corona ist es schwierig, gut trainierte und bezahlbare Pferde für Umzüge zu bekommen“, sagte der Rittmeister. Außerdem wollte der Reiterzug, wie auch die beiden Gastvereine aus der Feldmark und aus Esserden, den Reitstall Schweckhorst unterstützen, der seit Jahrzehnten die Warmblüter für die Reeser Schützenfeste bereitstellt. Im Juni haben die Mitglieder des Reiterzuges wöchentlich für den großen Auftritt am Sonntag geübt, aus Sicherheitsgründen liefen die Pferde in diesem Jahr noch mit großem Abstand vom Reeser Tambourcorps und den weiteren Kapellen.

„Wir haben uns dazu entschieden, die Pferde erst langsam wieder an die Musik und die Menschenmengen zu gewöhnen“, sagte Wilhelm Bußhaus.

Dem Rittmeister und seinem Reiterzug war es wichtig, dass auch die älteren Ehrenmitglieder an dem Umzug teilnehmen konnten. So wurde extra eine große Kutsche mit tiefem Einstieg organisiert, in dem Ehrenmajorin Magda Dresen mit weiteren Würdenträgern und langjährigen Reitern Platz nehmen konnte. Während im Bürgerhaus der Thron um König Mario Schaffeld verabschiedet wurde, war der Reiterzug am Sonntag noch längere Zeit am Westring mit dem Verladen und Abtransport der Pferde beschäftigt. „Vielleicht wird es solch einen Festumzug mit Kaltblütern in 100 Jahren wieder geben“, verdeutlichte Wilhelm Bußhaus die Seltenheit der Jubiläumsaktion.

Ohnehin ist der Reiterzug für besondere Momente in der Geschichte des Bürgerschützenfestes bekannt. Zum 100-jährigen Bestehen des Reiterzuges überraschte König Georg Raadts die Schützen und die Zuschauer damit, dass der gesamte Thron erstmals beritten am Umzug teilnahm. Die Damen trugen historische Reitkostüme, die Herren einen Stresemann.

Traditionell legt sich der Reiterzug in seinen Jubiläumsjahren auch beim Königschießen ins Zeug. So wurde zum 30-Jährigen Meinolf Henke König, zum 60-Jährigen der damalige Rittmeister Theo Köster, zum 75-Jährigen sein Nachfolger Karl-Heinz Otten, zum 100-Jährigen Georg Raadts und zum 120-Jährigen Theo Köster. Nur August Otten sprang 1934 aus der Reihe, 1974 und erneut 2003 war es Leo Rehm. Der sorgte dann 2004 für Aufsehen, als er und seine Frau Rosi auf zwei prächtigen Friesen die Spitze des berittenen Hofstaates bildeten.

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