Lamya Kaddor bei „Hart aber fair“ „Um den Wohlstand zu halten, brauchen wir Zuwanderung“

Duisburg · Bei der Talkshow „Hart aber fair“ hat die Duisburger Bundestagsabgeordnete und Religionspädagogin Lamya Kaddor am Montagabend in der ARD erklärt, Deutschland sei ein Einwanderungsland. Sie plädierte für eine einfachere Erlangung der Staatsbürgerschaft. Warum sie einen Sprachtest für über 67-jährige einbürgerungswillige Ausländer ablehnt.

 Lamya Kaddor, hier bei einer Rede im Bundestag, plädierte bei „Hart aber fair“ für Erleichterungen bei der Einbürgerung.

Lamya Kaddor, hier bei einer Rede im Bundestag, plädierte bei „Hart aber fair“ für Erleichterungen bei der Einbürgerung.

Foto: dpa/Kay Nietfeld

„Streit um Einwanderung: Verpasst Deutschland seine Zukunft?“ lautete das Motto der Sendung, bei der Lamya Kaddor unter anderem mit Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD), dem bayerischen Innenminister Joachim Hermann (CSU) und dem Publizisten Gabor Steingart darüber diskutierte, wie Fachkräfte nach Deutschland geholt werden können.

Dabei ging es auch um die geplanten Änderungen beim Einbürgerungsrecht. Danach müssen Zugewanderte nur noch fünf Jahre in Deutschland sein, bevor sie eingebürgert werden können. Bisher mussten sie acht Jahre in Deutschland gewesen sein. Zudem soll eine doppelte Staatsbürgerschaft die Regel und nicht mehr die Ausnahme sein.

In der von Louis Klamroth moderierten Sendung erklärte die Lamya Kaddor, die auch innenpolitische Sprecherin der Grünen Bundestagsfraktion, dass es absurd sei, wenn geflüchtete Syrer zur Botschaft nach Berlin müssten, um einen Pass zu beantragen. Dass der Doppelpass in Deutschland die Ausnahme und für Europaparlamentarier nach EU-Recht die Regel sei, zeuge von „Doppelmoral“.

„Zuwanderer sollen Teil dieser Gesellschaft sein, da ist der deutsche Pass ein richtiger Schritt“, so die Grünen-Politikerin. Jeder Vierte in Deutschland habe einen Migrationshintergrund, in zehn oder 20 Jahren sei es wahrscheinlich schon jeder Dritte. „Warum unterscheiden wir dann noch bei der Staatsangehörigkeit?“, fragte sie in der Livesendung.

„Wenn wir dann nach den Vornamen fragen, zeigt das die ganze Absurdität“, sagte sie in Anspielung auf die Vorfälle an Silvester. „Um den Wohlstand zu halten, brauchen wir Zuwanderung“, sagte sie weiter. Dabei müsse man zwischen Fachkräften aus dem Ausland und geflüchteten Asylsuchenden unterscheiden.

Dass Gastarbeiter, die vor Jahrzehnten nach Deutschland kamen, für eine Einbürgerung keinen Sprachtest mehr machen müssen, hält Lamya Kaddor für richtig: „Meine Eltern sind in den 70-er Jahren aus Syrien nach Deutschland gekommen. Ihnen wurde nie ein Sprachkursus angeboten. Die sind direkt in die Fabrik und haben da gearbeitet.“ Ihre Mutter musste sich um ihre vier Kinder kümmern: „Die konnte nicht auch noch deutsch lernen.“

Diesen Menschen, die nach 40,50 Jahren in diesem Land sind, könne man nicht ernsthaft einen Vorwurf daraus „stricken“, nicht ordentlich deutsch gelernt zu haben. „Da muss man doch sagen: Das kann man euch nicht vorwerfen – aber ihr habt alles dafür getan, dass es euren Kindern in diesem Land einmal besser geht.“

Widerspruch gab es vom bayerischen Innenminister: „Jemand, der sagt, ich will die deutsche Staatsangehörigkeit, von dem erwarte ich in aller Regel schon, dass er die deutsche Sprache spricht“, so Herrmann.

(mtm)
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