Reisholzer Hafen in Düsseldorf Politik stimmt neuem Gewerbepark zu

Düsseldorf · Die Bezirksvertretung 9 erlaubt, dass der Investor sich im Reisholzer Hafen in Düsseldorf nicht komplett an den Bebauungsplan halten muss. Das Gremium hat aber noch Wünsche an den Investor. Planungsdezernentin Cornelia Zuschke soll in die BV kommen.

In einer Stichstraße von der Reisholzer Werftststraße liegt das frühere Postgelände. Die Grünen regten an, keine weitere Ringstraße zu bauen.

In einer Stichstraße von der Reisholzer Werftststraße liegt das frühere Postgelände. Die Grünen regten an, keine weitere Ringstraße zu bauen.

Foto: Andrea Röhrig

Am Abstimmungsverhalten kann man nicht ablesen, wie kritisch die Mitglieder der Bezirksvertretung (BV) 9 den Bau eines Gewerbeparks auf dem früheren Post-Gelände an der Reisholzer Werftstraße gegenüberstehen: Mit 16:1 (Linken-Vertreterin Rita Kiwitt) Stimmen fällte das Stadtteilparlament in der jüngsten Sitzung den Beschluss, die nötigen Befreiungen zu erteilen.

Bereits in der Vergangenheit hatte das Gremium die Erfahrung gemacht, dass letztlich eine solche Befreiung vom Investor auch eingeklagt werden kann, weil das Projekt zwar gegen den aktuell geltenden Bebauungsplan verstößt, aber er den Vorgaben des Bebauungsplanes entspricht.

Auf einer Fläche von 64.300 Quadratmetern will der Entwickler Beos mit Sitz in Berlin das Projekt „Werft 68“ umsetzen, einen sogenannten „Multi-User-Gewerbepark“. Es werden Hallen in unterschiedlichen Größen geplant. Vor diesen sollen durchlaufend ein- bis dreigeschossige Kopfbauten zur Nutzung als Büro- und Verwaltungsflächen entstehen.

Das fünfgeschossige Bestandsgebäude mit Büronutzung soll saniert und umgebaut und anschließend in die Neubebauung eingebunden werden. Ziel sei ein flexibles Mischnutzungskonzept für Produktionseinheiten und Handwerksbetriebe sowie Gewerbebetriebe aller Art, Lager und urbane Logistik für die sogenannte Letzte Meile zum Kunden.

Die entsprechende Bauvoranfrage war in der Novembersitzung vertagt worden, weil die BV-Mitglieder Klärungsbedarf zum Projekt hatten. Die Fragen wurden zwar nicht alle ausgeräumt, immerhin wurde den Stadtteilpolitikern aber einen Übersichtsplan mit den 62 zu fällenden Bäumen vorgelegt. Nach Fertigstellung sollen danach 100 neue Bäume kommen.

Doch es ist nicht so, dass damit für die BV-Mitglieder alles geklärt ist. Die Fraktionen von CDU, SPD und Grünen hatten vorab gemeinsam beschlossen, die Planungsdezernentin Cornelia Zuschke in die Januar-Sitzung einzuladen oder eine Sondersitzung abzuhalten. Zuschke ist zugleich Aufsichtsratsvorsitzende für die Hafen-Entwicklungsgesellschaft. Sie soll die BV darüber informieren, was in der Machbarkeitsstudie der Hafen-Entwicklungsgesellschaft steht. Ein Original, allerdings mit Schwärzungen zur Wahrung der Betriebsgeheimnisse der Hafen-Entwicklungsgesellschaft, hat bereits die Bürgerinitiative Hafenalarm bekommen, die sich auf das Informationsfreiheitsgesetz berufen hatte.

Dem Wunsch nach einer tiefer gehenden Information über den Inhalt der fast 1000-seitigen Studie schloss sich die gesamte BV an. Für die CDU teilte deren Sprecher Ulrich Hampe mit, dass seine Fraktion zwar die Schaffung von Arbeitsplätzen als wichtig erachte, gleichzeitig müsse die BV aber darüber informiert werden, was das Verkehrsgutachten zum Hafenausbau ausführe.

In direkter Hafennähe will Entwickler Aurelis ein ähnliches Projekt umsetzen. Thomas Nicolin, der für die FDP in das Gremium zurückgekehrt war, in dem er schon seit 1999 fast unterbrochen saß, verwies auf die inzwischen fast 30 Jahre dauernde Diskussion, was aus dem Reisholzer Hafen wird. Er sehe die aktuelle Entwicklung in Hinblick auf die zu erwartende Verkehrsbelastung kritisch.

Ein Punkt, der bei den BV-Mitgliedern auf Kritik gestoßen war, war die angekündigte Fällung von 62 geschützten Bäumen. Grünen-Mitglied Josef Kürten regte an, dass der Investor versuchen solle, die Gebäude um die Bäume zu planen. Aus seiner Sicht würde dabei am Ende eine gleiche oder sogar größere zu bebauende Fläche dabei herauskommen. „Ich denke, dass wir dann bestimmt 30 bis 40 Bäume stehen lassen könnten.“ Zweiter Vorschlag: Aus seiner Sicht sei der Bau einer Ringstraße zur Verkehrslenkung für den Gewerbepark nicht nötig. „Man kann das mit nur einer Straße abwickeln.“

Auch der CDU-Landtagsabgeordnete Peter Blumenrath hat sich zu Wort gemeldet: „Der Bericht zeigt anschaulich, wie wichtig der Hafenstandort Reisholz für die Düsseldorfer Wirtschaft ist und welche Potenziale der Umbau und die Errichtung einer Container-Umschlaganlage bietet. Klar ist, dass zentrale Umschlagplätze und eine gut ausgebaute Verkehrsinfrastruktur entscheidend für die Ansiedlung neuer Unternehmen sowie elementare Voraussetzung für Wachstum und Beschäftigung darstellen.“

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