Verkehrswende in Düsseldorf Verkehrsverlagerung durch Umweltspur?

Eller · Die Politiker im Stadtbezirk 8 fürchten, dass Pkw und Lkw über Eller und Lierenfeld ausweichen, sollte es wegen der Sonderspuren zu Verkehrsproblemen kommen. Die Bernburger Straße ist aber jetzt schon teilweise überlastet.

 Viele Autofahrer werden die Ausfahrt Eller nutzen, um über Heidelberger und Bernburger Straße in die Innenstadt zu kommen.

Viele Autofahrer werden die Ausfahrt Eller nutzen, um über Heidelberger und Bernburger Straße in die Innenstadt zu kommen.

Foto: Nicole Kampe

Ruhig ist es eigentlich selten auf der vierspurigen Straße hinter der Ausfahrt Düsseldorf-Eller in Richtung Innenstadt. Zu Stoßzeiten staut es sich an manchen Tagen zurück bis zur A59, staut es sich über die Straße Am Schönenkamp bis nach Hassels. Ein Nadelöhr, das durch die Umweltspuren auf Merowinger Straße (seit Montag) und Witzel-/Corneliusstraße (ab Sommer) noch mehr belastet werden könnte. Das befürchtet zumindest die Politik im Stadtbezirk 8, die die Verwaltung bat, Stellung zu möglichen Ausweichverkehren zu nehmen (unsere Redaktion berichtete). Qualifizierte Aussagen dazu konnte die Verwaltung aber nicht machen, „die Einrichtung der Umweltspuren ist bewusst als Testversuch ausgelegt. Das schließt auch die Auswirkungen auf das umliegende Netz ein“, heißt es in einer schriftlichen Vorlage.

Für Bezirksvertreter Christian Rütz (CDU) ein starkes Stück: „Obwohl die Stadt regelmäßig Verkehrszählungen vornimmt und bei anderen Projekten leichterdings Prognosen zu Verkehrsfluss und Auswirkungen auf das Netz anstellt, wird eine Berechnung der Ausweichverkehre wegen der Umweltspuren schlicht verweigert.“ In seinen Augen sei das besonders tragisch für den Stadtbezirk 8. Rütz glaubt, dass durch die Umweltspuren auf Merowinger und Witel- bis Corneliusstraße die A46-Anschlusstellen Bilk und Zentrum so überlastet sind, dass Pkw und Lkw in Eller und Unterbach abfahren und über Rothenbergstraße und vor allem Bernburger Straße, Klein Eller, Am Turnisch, Reisholzer, Erkrather Straße und Oberbilker Allee in die Innenstadt kommen. „Auch weil an der einzig weiter verbleibenden Ausfahrt Wersten ein Lkw-Verbot gilt“, sagt der Politiker.

Eine Verlagerung des Verkehrs in den Stadtbezirk 8 würde auch großen Einfluss auf die Luftqualität haben. Bereits 2007 wurde bei Messungen festgestellt, dass rund um die Straßenzüge Am Turnisch und Karl-Geusen-Straße eine Überschreitung der Feinstaub- und Stickstoffdioxid-Werte (NO2) anzunehmen ist.  Zuletzt ist eine Messstelle an der Bernburger Straße eingerichtet worden, immer wieder gab es auch Untersuchungen an Reisholzer Straße, Am Turnisch und Klein Eller. Allgemein gilt, dass der Grenzwert im Durchschnitt eines Jahres höchstens 40 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft betragen darf. „Für das Jahr 2015 wurde eine NO2-Belastung von 42 Mikrogramm pro Kubikmeter berechnet“, sagt die Verwaltung, die davon ausgeht, dass sich ohne weitere Minderungsmaßnahmen für das Jahr 2020 ein NO2-Wert von 38 Mikrogramm pro Kubikmeter ergeben wird. Daraus schließt die Stadt, dass keine weiteren, spezifisch nur in der Reisholzer Straße wirkenden Maßnahmen ergriffen werden müssen. „Von der Reisholzer Straße grundsätzlich zu unterscheiden ist die Situation auf der Bernburger Straße“, so die Verwaltung. Seit Januar 2018 misst dort das Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz die Stickstoffdioxid-Belastung. Bisher liegen die Ergebnisse der ersten drei Quartale für 2018 vor. Einzig im Zeitraum vom 26. Juni bis 31. Juli 2018 lag der Wert unterhalb der Grenze von 40 Mikrogramm (38,2). Die Sommerferien starteten 2018 am 16. Juli.

Vieles, was 2006 im Verkehrsentwicklungsplan festgehalten wurde, ist nicht umgesetzt worden, kritisiert Christian Rütz. Zum Beispiel gibt es immer noch keinen Park & Ride-Parkplatz am Autobahndreieck Düsseldorf-Süd. Zwischen Stendaler Straße und Am Schönenkamp sieht der Politiker etwa die Möglichkeit, einen Parkplatz einzurichten unter Berücksichtigung möglicher Netz­ergänzungen für den ÖPNV. Man führe aktuell Gespräche mit dem VRR und Vertretern der Umlandgemeinden mit dem Ziel, „die Verfügbarkeit, Einbindungsmöglichkeiten und Erweiterungspotenziale regionaler P&R-Anlagen zu prüfen“, heißt es aus der Verwaltung. In Düsseldorf selbst würden nur solche Flächen infrage kommen, die vor den bekannten Pendlerstaus liegen.

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