Mobile Redaktion in Eller Mittendrin und trotzdem für sich

Eller · Skatepark, Schloss und eine aktive Werbegemeinschaft: In Eller sind die Menschen weitestgehend zufrieden. Bei der Mobilen Redaktion wollen wir am Samstag mit den Bürgern über den Stadtteil sprechen.

 Der Gertrudisplatz ist das Zentrum von Eller, wo es einen Markt gibt und viele Feste gefeiert werden.

Der Gertrudisplatz ist das Zentrum von Eller, wo es einen Markt gibt und viele Feste gefeiert werden.

Foto: Endermann, Andreas (end)

Wenn man die Menschen in Eller fragt, wie es sich im Stadtteil lebt, dann sind die meisten eigentlich ziemlich zufrieden. Dieses Feedback bekommen Politik, Vereine und Kulturschaffende. Der Stadtteil ist gut ans öffentliche Verkehrsnetz angebunden, zwei S-Bahnlinien halten in Eller, in acht Minuten ist man am Hauptbahnhof, Busse, Straßen- und U-Bahnen fahren abends und an Wochenenden. Das Herzstück von Eller ist der Gertrudisplatz mit seinem Markt, der Kirche, dem Rathaus. Dass es so gut läuft im Zentrum, liegt auch an der Werbegemeinschaft, die viel plant für den Platz, für die Menschen. Oster- und Künstlermarkt, Gumbertstraßenfest und Kneipentour, in Eller gibt es immer etwas zu feiern. Nur der Weihnachtsmarkt, der funktioniert nicht so richtig, sagt Jürgen Hagendorn, Vorsitzender der Werbegemeinschaft. „Es gibt wohl zu viele Angebote um Weihnachten“, glaubt Hagendorn, der sich bei der Gestaltung des Stadtteils noch ein paar Unterstützer wünscht, die Ideen haben, die die Planung übernehmen, Menschen, die nicht klagen, sondern sich einbringen.

 „Wir machen das alles ehrenamtlich“, sagt der Vorsitzende der Werbegemeinschaft, viel Arbeit für die Initiative, die sich zum Beispiel seit mehr als zehn Jahren um den S-Bahnhof Eller-Süd kümmert, dort regelmäßig Graffiti entfernt. „Ein leidiges Thema“, sagt Jürgen Hagendorn, auch mit Blick auf den barrierefreien Ausbau der drei Stationen im Stadtteil. „Das sollte dringend vor 2054 passieren“, sagt Bezirksbürgermeister Gerwald van Leyen (CDU). So hatte es die Deutsche Bahn zuletzt prognostiziert, das will die Politik aber nicht hinnehmen.

Große Probleme sieht van Leyen zumindest im Augenblick nicht in Eller, es gibt genug Kitas, Grundschulen, stolz ist man auf den Skatepark, der gut angenommen wird. Bald bekommt der Stadtbezirk 8 endlich sein erstes Gymnasium, an der Bernburger Straße in Eller. Ein echter Gewinn, finden die meisten, nur die Hauptschule selbst, die vor mehr als 50 Jahren an dem Standort eröffnet wurde und sich einen guten Ruf erarbeitet hat, fühlt sich vertrieben.

Große Probleme könnten auf Eller aber schon bald zukommen, vor allem beim Verkehr, glaubt van Leyen. Denn mit der Einrichtung der Umweltspuren in der Innenstadt könnten Pendler über den Stadtbezirk 8 ausweichen, wo sie sich alternative Routen suchen, über die Bernburger Straße, die Königsberger Straße und die Vennhauser Allee. „Das wird ein riesen Thema“, fürchtet der Bezirksbürgermeister, auch vor dem Hintergrund, dass die Verwaltung bisher keine Auskunft zu Ausweichverkehren geben kann.

Lutz Nikodemski vom Arbeitskreis Kultur schätzt an Eller vor allem die Selbstständigkeit, „der Stadtteil ist irgendwie noch für sich“, sagt er. „Man merkt, dass Eller erst Anfang des 20. Jahrhunderts eingemeindet wurde.“ Eller Forst, Schlosspark, Unterbacher See, Urdenbacher Kämpe – alles nicht weit weg. Nur beim Einzelhandel wünscht er sich ein bisschen mehr Vielfalt. „Das liegt aber an den Menschen selbst, die nicht im Stadtteil einkaufen“, sagt Dieter Reinold, einer der Vorsitzenden des Heimat- und Bürgervereins, der sich auch für einen behutsameren Umgang mit der historischen Bausubstanz in Eller einsetzen will. „Wir brauchen eine Gestaltungs- und Erhaltungssatzung“, sagt Reinold, der vor allem an die Gumbertstraße denkt mit ihren Gründerzeit-Häusern. „Der Stadtteil lebt von diesen Kulturgütern, wir dürfen nicht rücksichtslos alles abreißen und neu bauen.“

So sind Investoren und Verwaltung zuletzt häufig vorgegangen. Denn in Eller gibt es eigentlich kaum noch Grundstücke. Das haben Bürgerverein und Stadtteilpolitik immer wieder feststellen müssen, als sie sich auf die Suche nach einer Fläche für ein Bürgerhaus gemacht haben. „Das fehlt, aber wohin?“, fragt Dieter Reinold.

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