OB-Wahl in Düsseldorf FDP-Chefin Strack-Zimmermann tritt gegen Thomas Geisel an

Düsseldorf · Marie-Agnes Strack-Zimmermann will Oberbürgermeisterin von Düsseldorf werden. Bei ihrer Wahl zur Spitzenkandidatin für die Kommunalwahl in einem Jahr erhielt sie am Samstagmorgen eine Zustimmung von 94,2 Prozent.

 Marie-Agnes Strack-Zimmermann kurz nach der Bekanntgabe des Ergebnisses, Moritz Kracht (l.) und Rainer Matheisen gehörten zu den ersten Gratulanten.

Marie-Agnes Strack-Zimmermann kurz nach der Bekanntgabe des Ergebnisses, Moritz Kracht (l.) und Rainer Matheisen gehörten zu den ersten Gratulanten.

Foto: Hans-Juergen Bauer (hjba)

Marie-Agnes Strack-Zimmermann ist OB-Kandidatin der Düsseldorfer  FDP. Sie erhielt am Samstag beim Parteitag in der Handwerkskammer nach einer kämpferischen Rede  94,2 Prozent, 145 von 154 gültigen Stimmen entfielen auf die 61-Jährige. Es gab keine Gegenkandidatur.

Die Liberale ist davon überzeugt, die Wahl gewinnen zu können: „Bei der Oberbürgermeisterwahl setze ich auf Sieg – ich will den Amtsinhaber ablösen und die erste wirklich liberale Oberbürgermeisterin unserer Stadt werden.“ Es gebe eine historische Chance. Die nächsten zwölf Monate würden „die turbulenteste und arbeitsreichste Zeit, die die Freien Demokraten hier je erlebt haben“.

Strack-Zimmermann ist in Düsseldorf geboren und promovierte Geiseswissenschaftlerin, hat Publizistik, Politikwissenschaften sowie Germanistik studiert und als selbstständige Verlagsrepräsentantin gearbeitet.

Sie verknüpfte in ihrer Rede die 20 Jahre Regierungsbeteiligung der FDP im Rathaus mit ihrer eigenen Person. Fünf Jahre hat die ehemalige 1. Bürgermeisterin und heutige Bundestagsabgeordnete in der Bezirksvertretung Gerresheim gesessen, seit 2004 hat sie ein Mandat im Stadtrat.

Die Wirtschaftskraft sei in den 15 Jahren der schwarz-gelben Koalition verstärkt und die Lebensqualität erhöht worden, resümierte sie. Der Verkauf der Stadtwerke-Anteile und von RWE-Aktien sei genauso richtig gewesen wie der Bau des Kö-Bogens, dessen Tunnel Geisel als Fehler darstelle. Erst das gute Wirtschaften habe zu höchsten sozialen Standards, beitragsfreien Kitas und den hohen Investitionen für Schulen und Bäder geführt.

Die Liberale definierte sich als Gegenentwurf zu Geisel, den sie namentlich nicht erwähnte. Sie kenne die Verwaltung der Stadt, habe Respekt vor den Gremien. „Das hier ist keine One-Man-Show“, meinte sie. Die Stadt sei keine Beschäftigungstherapie für arbeitslose Energie-Manager – nicht nur eine Spitze gegen den Ex-Ruhrgas-Mann Geisel, sondern auch gegen die scheidende Innogy-Vorständin Hildegard Müller. Sie wird bei der CDU als mögliche Spitzenkandidatin gehandelt.

Strack-Zimmermann wiederholte ihren Vorwurf, Geisel habe kein Gespür für die Menschen in Düsseldorf und deren Mentalität entwickelt. Beispiele seien unter anderem die Kostenpflichtiger Inhalt Tour de France, die Idee, das Schauspielhaus auch als Kongresszentrum neu zu bauen, die Umweltspur „durch die ganze Stadt“, die Kö als Fußgängerzone sowie die Stadtstrände – für sie eine Kostenpflichtiger Inhalt Verschandelung des Rheinufers.

Die Düsseldorfer hätten auch keine Lust auf Dauerparty und auch nicht auf einen ungebremsten Bauboom. Bei dem wäre am Ende vor allem der Mittelstand der Verlierer, all jene Menschen, die die Stadt am Laufen hielten wie Handwerker, Erzieherinnen, Dienstleister aller Art. Für sie müsse man Wohnungen bauen.

Strack-Zimmermann wandte sich gegen weiteres rasantes Wachstum der Stadt. Die Infrastruktur sei überfordert, Kita-Ausbau und ÖPNV, für den man einen Fünf-Jahres-Plan vorgelegt habe, kämen nicht mehr mit. „Der Zuwachs an Einwohnern muss entschleunigt werden.“ Es sei Wahnsinn, alles zu versiegeln und die Stadtteile durch Bautätigkeit zu vereinheitlichen. Die Menschen kämen aus Lohausen, Niederkassel, Gerresheim, Hamm, auch da bedürfe es Raum zum Atmen.

Mit einem als Bildmarke geschützten Logo, das ihre Frisur und ihren rot geschminkten Mund zeigt, geht Strack-Zimmermann in das Wahlkampfjahr. Auf Kumpelei setzt die Leistungsethikerin gleichwohl nicht. Genau an diesem Punkt schießt sie ebenfalls gegen Geisel. Wer glaube, alle in der Stadt würden einen lieben, wenn man jedem das Du aufzwinge, der sei falsch gewickelt. Ein OB müsse nicht geliebt, er oder sie müsse respektiert werden.

So sieht sie es auch bei der Sicherheit und Ordnung, etwa beim sommerlichen Krisenfall Rheinbad. Wer sich in Düsseldorf nicht benehme, müsse bei ihr mit „null Toleranz“ rechnen. Strack-Zimmermann trug all dies moderat im Ton, aber hart in der Sache vor. Da die übrigen Parteien erst im neuen Jahr ihre OB-Herausforderer küren, hofft sie auf einige Monate Solo-Wahlkampf mit Geisel. Ihre offensive Art thematisiert sie selbstironisch. Es wurden Postkarten mit dem Aufdruck verteilt „Der Name zu lang. Die Haare zu weiß. Das Mundwerk zu lose. Genau richtig für Düsseldorf.“.

Bei der Aufstellung der Ratsliste kamen Strack-Zimmermann, Manfred Neuenhaus, Monika Lehmhaus, Mirko Rohloff und Christine Rachner auf die ersten fünf Plätze. Dahinter folgen Sascha Henrich, Ulf Montanus, Sebastian Rehne, Felix Droste, Christoph Schork, Marek Jenöffy-Lochau, Matthias Lambert, Karsten Körner, Marianne Hagen und Daniela Masberg-Eikelau.

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