Rheinische Lösung Im Rheinland tragen die Menschen „dat Häzz op d’r Zong“

Meinung | Düsseldorf · Dialekte verbinden und machen regionale Identität spürbar. Im Alltag ist das Plattdeutsch der Region nicht mehr so präsent, wie es einmal war - im Brauchtum sieht das anders aus.

Kölsch ist die wohl einzige Sprache, die mit Trinkgenuss verbunden wird. Und so flüssig wie das gleichnamige Bier geht auch der Wortschwall über die Zunge. Das verbindet und macht regionale Identität auch dort spürbar, wo statt Kölsch lieber Alt gezapft, und das Plattdeutsche nicht ganz so sanft gesäuselt wird: in Düsseldorf.

Dialekt und Sprache: Begriffe, die in NRW unterschiedlich genannt werden​
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Knutz, Kamelle, Pippel – so unterschiedlich wird das in NRW genannt

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Foto: Matzerath, Ralph (rm-)

Entlang des Rheins hat sich von Bonn bis Emmerich erhalten, was Sprachwissenschaftler als Regiolekt bezeichnen. Die rheinische Sprachfärbung hat aber längst ihre prägende Ausdruckskraft verloren. Die heimische Mundart, aus dem Niederfränkischen entstanden und 1999 gar in die Europäische Charta der Regional- und Minderheitensprachen aufgenommen, kann durchaus als bedroht eingestuft werden. Denn der Sprachschatz hat sich deutlich reduziert. Eingesetzt wird der wortkarge Rest vor allem dort, wo die Menschen Heimat und Gefühl hochleben lassen, im Brauchtum.

Im Karneval wird kölsch jesonge, beim Schützenfest frei weg jekallt. Ansonsten hat das Rheinische – in seiner Art regional durchaus vielfältig intoniert – im Alltag nichts mehr zu kamelle. Das mag auch daran liegen, dass Plattdeutsch gern mit platt und ungebildet gleichgesetzt wird und kaum Anerkennung genießt.

Düsseldorf bei Sonnenaufgang - auch hier hat man das Herz auf der Zunge.

Foto: dpa/Jonas Güttler

Selbst Bayerisch, obwohl auch nur ein Dialekt, hat eine höhere Reputation („Mir san mir“). Dabei ist die hiesige Mundart als eigene Sprache anerkannt. Das wird selbst manchen Rheinländer überraschen: Da best de platt. Angesichts dieser Bedeutung müssten die drei NRW-Fachminsterinnen für Heimat, für Schule und für Kultur das Wort ergreifen, damit Kindern (Puute oder auch Pänz genannt) die ursprüngliche, gefühlige Sprache der Region nahegebracht werden kann. Das soll keine Konkurrenz zur Fremdsprache werden, ersetzt das Hochdeutsch nicht, sorgt aber dafür, dass es nicht nur im Fastelovend heißt – dat Häzz, dat litt mer op d‘r Zong.