Viele Neueröffnungen in NRW Die Rückkehr des Donuts

Düsseldorf · Mitten in der Corona-Pandemie erlebt das Kringelgebäck einen neuen Hype. Aus einem Laden in Köln sind mittlerweile 200 Filialen in Deutschland und den Nachbarländern entstanden. Für den Hype gibt es viele Gründe.

Neue Donut-Filialen sprießen in vielen Städten aus dem Boden
12 Bilder

Der Donut-Hype erobert NRW

12 Bilder
Foto: Kandzorra, Christian

Die neue Erfolgsgeschichte des Donuts beginnt im November 2018 in Köln. Der Aachener Enes Seker eröffnet mit 8000 Euro Startkapital einen kleinen Laden, dort backen und verkaufen er und seine Frau das Kringelgebäck. Sie nennen ihr Geschäft „Royal Donuts“. Weniger als drei Jahre später betreiben Menschen unter diesem Namen mehr als 200 Läden: In Ratingen, in Neuss, in Mönchengladbach, aber auch in Frankreich und in der Schweiz. Wie ist der plötzliche Hype zu erklären?

Es gibt einige Zahlen, die den Trend gut auf den Punkt bringen. 300 ist so eine Zahl. So viele Meter maß die Schlange in Erkelenz, als dort Ende Februar eine Filiale eröffnet wurde. Vor allem junge Menschen warten in Erkelenz auf die Gebäck-Sensation. Am Ende des ersten Tages sei nichts mehr übrig geblieben, sagt der dortige Franchise-Nehmer Masen Haci. Wie der 24-Jährige wagen sich viele junge Unternehmer in die Selbstständigkeit und eröffnen gegen eine Lizenz ihre eigene Filiale „Royal Donuts“. Den ehemaligen Platzhirsch des Kringelgebäcks „Dunkin’ Donuts“ hat die Firma von Enes Seker längst überholt. Davon gibt es nur rund 60 Filialen in Deutschland, die „Royal Donuts“ haben hingegen 150 Adressen in der Bundesrepublik.

Entscheidend für die erfolgreiche Kette ist auch die Anzahl der Sorten – aktuell listet die Webseite rund 110 davon. Es gibt den einfachen Donut mit Schokolade oder Zimt zum Preis von 2,10 Euro. Es sind aber die ausgefallenen Sorten, die den Hype ausmachen. Beispiel „Berry-Sweet Fresh“: Mit Nutella gefüllt, obendrauf eine Glasur, Himbeeren und eine in zwei Hälften geschnittene Yogurette, darauf dann noch ein Schuss Nutella und Streusel. 5,50 Euro kostet eine solche üppige Variante. Es gibt auch Donuts-Torten, regelrechte Donut-Türme und Croissant-Donut-Hybride. Wer will, kann sich die Toppings selbst aussuchen und abholen oder nach Hause bestellen

Zwei weitere Zahlen sind zentral für den Erfolg des Geschäfts: 235.000 aktuelle Follower bei Instagram, mehr als 110.000 bei TikTok. Ein strahlendes Pink zieht sich durch den Auftritt der Firma in den sozialen Medien, dazu viel Schokolade, goldene Glasuren und knallrote Beeren: Das teilen Nutzerinnen und Nutzer gern, es regnet Herzchen und Likes. Die Donuts sind wie geschaffen für die Welt der sozialen Medien. „Wir sprechen eine Generation an, die das Essen in Szene setzen möchte“, sagt Yaser Cultreri aus Duisburg, der dort im Frühjahr seine Filiale eröffnete.

Was so gut läuft, bekommt schnell Konkurrenz. Allein in der Neusser Innenstadt gibt es derzeit vier Donut-Läden. Ein fünfter mit dem Namen „Diamond Donuts“ soll im Juli eröffnen. Eigentlich hatte Gründer Timor Yavuz gehofft, als erster in Neuss die neue Nische zu besetzen. Doch bis er die Planungen abgeschlossen hatte, kamen ihm vier andere zuvor.

Die Geschäftsidee hat auf mehrfache Weise von der Corona-Krise profitiert. Schon die Voraussetzungen stimmten: Lebensmittelgeschäfte mussten während der Pandemie nicht schließen, und zu dieser Kategorie zählen die Donut-Läden auch. Das Liefergeschäft boomte in Deutschland zudem wie noch nie zuvor. Vor der Pandemie wären wohl deutlich weniger Leute auf den Gedanken gekommen, sich Donuts nach Hause zu bestellen. Zudem haben in der Krise viele Geschäfte aufgegeben. Für die Chefs der neuen Donut-Läden bedeutet dieser Leerstand eine viel größere Wahl für ihren neuen Standort.

Für viele Franchise-Nehmer ist der Hype auch die Chance für eine Neuanfang. Es gibt nicht viele Branchen, die in der Corona-Krise eine solche Bilanz vorweisen können wie die Donuts. So war es in Ratingen ein ehemaliger Messebauer, der die erste „Royal Donuts“-Filiale eröffnete, in Dinslaken eine ehemalige Kioskbesitzerin, in Düsseldorf ein Taxi-Unternehmer. Gründer Seker selbst hat vor der Eröffnung des ersten Ladens in Köln als Berater bei Vodafone gearbeitet. Der Hype hat sogar schon manches Rathaus in NRW erfasst. In Dormagen kam nach der Eröffnung eines Geschäfts der Bürgermeister vorbei und überreichte dem dortigen Franchise-Nehmer eine Collage von der Stadt am Rhein.

Wie lange der Trend hält, ist eine offene Frage. Seit November 2018 kennt Seker mit seinen Donuts jedenfalls nur eine Richtung – nach oben.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort