Expertinnen geben Tipps So werden Hochzeiten nachhaltiger – und günstiger

Serie | Kreis Kleve · Second-Hand-Hochzeitskleider, Blumen zum Ausleihen und selbstgebastelte Dekorationen: Expertinnen vom Niederrhein geben Tipps für nachhaltige Hochzeiten. Auch spezielle Flohmärkte gibt es in der Region.

 Das perfekte Hochzeitskleid kommt für immer mehr Bräute aus zweiter Hand – oder wird selbst nach der Hochzeit weiterverkauft.   Fotos: Pixabay

Das perfekte Hochzeitskleid kommt für immer mehr Bräute aus zweiter Hand – oder wird selbst nach der Hochzeit weiterverkauft. Fotos: Pixabay

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Hochzeiten gehören zu den ganz besonderen Erfahrungen im Leben. Und immer mehr Paare lassen sich das auch entsprechend kosten: Für die Traumfeier werden heute schon spielend fünfstellige Beträge aufgerufen. Da kommt bei der Planung immer häufiger die Frage auf, bei welchen Punkten sich etwas Geld sparen lässt. „Die Hochzeit nachhaltiger zu gestalten, das ist bei vielen Paaren ein Thema“, sagt Antje Mehning vom Event- und Hochzeitsplaner „Die Hochzeitsdamen“ aus Kalkar. Bei den einen, weil sie Ressourcen sparen, auf die Umwelt und Nachhaltigkeit achten wollen. Bei den anderen, weil sie auf den Geldbeutel achten. Wir haben Expertinnen vom Niederrhein nach Tipps gefragt.

Das Brautkleid aus zweiter Hand

Auf die Suche nach dem perfekten Brautkleid begeben sich Frauen meist schon lange vor der Hochzeit. Es soll allen Wünschen entsprechen – landet nach der Trauung aber in vielen Fällen für immer im Schrank. Das muss nicht sein, denken sich immer mehr Bräute: Das Angebot an Second-Hand-Brautkleidern wächst auch am Niederrhein beständig. Aniko Kawaters zum Beispiel betreibt seit zwei Jahren ihr Geschäft „Brautgewand aus zweiter Hand“ in Emmerich. Angefangen hat es bei ihr mit der eigenen Hochzeit. „Für mich stand schnell fest, dass es auch ein Kleid aus zweiter Hand sein darf“, sagt Kawaters. Auf Kleinanzeigen-Portalen im Internet wurde sie zwar schnell fündig. „Ich wollte das Kleid aber nicht in irgendeinem Wohnzimmer anprobieren“, sagt sie. Bis nach Aachen fuhr Kawaters schließlich für das perfekte Gebrauchte. Da war bei der gelernten Krankenschwester aber schon die Idee gekommen, am Niederrhein selbst ein Geschäft für Second-Hand-Brautkleider zu eröffnen.

In ihrem Geschäft hat sie derzeit rund 250 Kleider im Angebot. „Dabei muss man keine Abstriche in Qualität oder beim Schnitt machen, nur der Preis ist eben günstiger – und es ist nachhaltiger“, sagt Aniko Kawaters. „Und da manch eine große Hochzeitsfeier in der Corona-Zeit ausgefallen ist, haben wir sogar Second-Hand-Kleider dabei, die ihren ersten Auftritt noch gar nicht hatten“, sagt Kawaters. „Wir haben auch schon bei uns verkaufte Kleider wieder zurückgenommen“, sagt Kawaters. So konnten dann gleich drei Bräute mit einem Kleid glücklich gemacht werden. Bei Brautmodengeschäften kann es immer mal zu Warte- und Lieferzeiten kommen. Daher bietet sich der Trend zum Zweitkleid auch für kurzentschlossene Bräute an. Und wenn es dann doch ein anderes Kleid werden muss, sind auch bei Kawaters 20 Prozent des Bestands Neuware.

Blumen und Dekoration

Seit einigen Jahren voll im Trend sind Hochzeiten im Boho-Stil. Dabei kommen auch Trockenblumen zum Einsatz, die nicht nur schick aussehen, sondern auch lange halten – und daher nicht zwangsläufig neu gekauft werden müssen. Sie können bei immer mehr Anbietern und Floristen ausgeliehen werden. „Wir haben neben Trocken- auch Seidenblumen im Angebot“, sagt Antje Mehning. Gleiches gilt übrigens für Dekorationen. Egal ob für die Deko auf den Tischen oder in der Party-Location selbst: Es ist deutlich günstiger, die Hingucker gebraucht zu kaufen oder auszuleihen und später zurückzugeben, als alles selbst zu kaufen. Auch hier wächst das Angebot beständig: von leuchtenden „Love“-Schriftzügen bis zu kreativen Ideen für die Platzkarten. Selbst die Beschäftigung für Gäste kann ausgeliehen werden, vom Riesen-Jenga aus Holz für die Kleinen bis zur mobilen Dartscheibe für die großen Feiernden.

Tauschbörsen und Flohmärkte

Eigens gebastelte Tischnummern und Ringkästchen, Blumenvasen aus alten Gläsern, Trockenblumen und nicht zuletzt Hochzeitskleider: Viele Paare geben ihre Ausstattung an Freunde und Bekannte weiter oder verkaufen sie im Nachhinein lieber, als sie für immer in Kisten verschwinden zu lassen. Entweder auf Tauschbörsen im Internet – oder auf Flohmärkten. Auch bei uns in der Region gibt es Märkte, die sich auf gebrauchte Hochzeits-Accessoires spezialisiert haben. „Wir haben im vergangenen Jahr unseren ersten Hochzeitsflohmarkt in Emmerich veranstaltet und die Resonanz war wirklich toll“, sagt Aniko Kawaters. Mehr als 300 Bräute waren dabei. Im November dieses Jahres soll es eine Neuauflage geben. Und auch Antje Mehning von den „Hochzeitsdamen“ aus Kalkar plant die Neuauflage ihres Hochzeitsflohmarktes: „Liebe auf den zweiten Blick“ heißt dieser und will wieder „der Hochzeitsflohmarkt in NRW“ werden. Im Jahr 2020 hat der Markt schon einmal im Gare du Neuss stattgefunden, in diesem Herbst soll es nach der Corona-Pause wieder losgehen.

Einladungen - auch digital möglich

Ab einer gewissen Gästezahl können selbst die Einladungskarten zu einem Kostenfaktor werden. „Und bei den meisten wandern sie irgendwann eh in den Papierkorb“, sagt Antje Mehning. Darum hätten einige ihrer Brautpaare die Einladungen schon komplett digital umgestellt. „Das ist relativ neu, wird aber immer beliebter. Dabei verzichtet man auf klassische Einladungen“, sagt Mehning. Stattdessen gibt es einen Link zur Hochzeits-Homepage, der Link wird dann per Messenger oder E-Mail verschickt.

Catering - einfach mitnehmen?

Allen hat es geschmeckt, aber das Buffet war mal wieder mehr als reichlich: Wohin mit dem übrig gebliebenen Essen? Während manche Caterer nichts dagegen haben, dass die Reste mit nach Hause genommen werden können, ist das bei anderen weniger gerne gesehen. Manche Unternehmen packen auf Wunsch sogar Care-Pakete, sogenannte „Doggy-Bags“ für die Gäste. Das sollte man rechtzeitig mit dem Caterer abklären, um Überraschungen zu vermeiden.

Was kann man weglassen?

 Deko für die Hochzeit kann man selber basteln oder einfach ausleihen und anschließend zurückgeben.

Deko für die Hochzeit kann man selber basteln oder einfach ausleihen und anschließend zurückgeben.

Foto: Pixabay

Braucht es tatsächlich Gastgeschenke – oder bleiben die am Ende doch nur liegen? „Tauschbörsen und Flohmärkte sind auch für die Vernetzung ganz wichtig. Was braucht man wirklich, und was gar nicht? Viele Paare kommen ins Gespräch und tauschen ihre Erfahrungen aus“, sagt Aniko Kawaters. „Das sind alles Fragen, die Brautpaare auch uns immer häufiger stellen“, sagt Planerin Antje Mehning. Nach vielen Hochzeiten hat sie ihre ganz eigenen Erfahrungen gemacht. „Natürlich ist jede Feier individuell. Aber ich finde, dass man ganz häufig auf Luftballons und Feuerwerk im Zweifel einfach verzichten kann“, sagt sie.

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