Zwischen Inflation und US-Pleite Trübe Aussichten nach der Winter-Rezession

Meinung · Nun hat es die deutsche Wirtschaft doch erwischt. Ob aus der kleinen Winter-Rezession eine echte Krise wird, hängt nicht nur von der Bundesregierung ab.

 Die deutsche Wirtschaft schrumpft.

Die deutsche Wirtschaft schrumpft.

Foto: dpa/Christian Charisius

Nun hat es die deutsche Wirtschaft doch erwischt. Lange hatte sie sich trotz Coronakrise und Ukraine-Krieg überraschend robust gezeigt. Deutschland hatte im Winter - auch wegen des milden Wetters - eine Gasmangellage vermeiden können. Die wirtschaftlichen Folgen des Krieges hielten sich in Grenzen. Doch beim Nachrechnen stellen die Statsitiker nun fest, dass die Wirtschaftsleistung auch im ersten Quartal diesen Jahres geschrumpft ist. Es ist kein dramatischer Absturz, aber zwei Minus-Quartale hintereinander bedeuten eine Rezession. Während die Exporte noch ganz gut liefen, haben Verbraucher angesichts der hohen Preise die Konsumlust verloren. Daran wird sich so schnell nichts ändern: Die Europäische Zentralbank hat spät den Kampf gegen die Inflation aufgenommen. Nun dauert es, bis steigende Zinsen ihre Wirkung entfalten. Zugleich sind die Nebenwirkungen der - richtigen - Geldpolitik unvermeidlich: Steigende Zinsen bedeuten eine weitere Dämpfung der Baunachfrage.

Ob aus der kleinen Winter-Rezession nun eine echte Krise wird, hängt von mehreren Faktoren ab: Bleibt Deutschland auch im nächsten Winter eine Gasmangellage erspart - oder kauft China den Weltmarkt für Flüssiggas leer? Schaffen die USA es auch dieses Mal, rechtzeitig die Schuldenobergrenze anzuheben - oder löst der Parteienstreit dort die kaum vorstellbare Zahlungsunfähigkeit der Vereinigten Staaten aus? Eine neue Finanzkrise wäre die Folge und ist das letzte, was die Welt nun braucht. Das alles hat die Bundesregierung nicht in der Hand, andere Hebel schon: Sie muss rasch den Heizungsstreit beilegen, um die Unsicherheit aus dem Markt zu nehmen. Sie muss die Bürokratie in Ausländerämtern abbauen und so die Arbeitskräfte-Zuwanderung erleichern. Und sie muss sinnvolle Sozialreformen starten, um die Beitragslast zu lindern. Es ist Zeit für Zeitenwenden aller Art.

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