Bierhoff spricht von Zensur DFB-Spitze übt Kritik an Fifa wegen „One Love“-Verbot – und sieht sich nicht eingeknickt

Doha · Das WM-Streitthema um die mehrfarbige „One Love“-Kapitänsbinde für mehrere europäische Nationen eskaliert. Wegen angedrohter Sanktionen verzichten auch der DFB und Kapitän Manuel Neuer.

"One Love"-Binde: DFB knickt ein und verzichtet - "Schämt euch" - Netzreaktionen ​
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„Standfestigkeit eines Wackelpuddings“

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Foto: dpa/Sebastian Gollnow

Die Spitze des Deutschen Fußball-Bundes hat das Fifa-Verbot für die „One Love“-Kapitänsbinde von Manuel Neuer scharf kritisiert. „Es handelt sich aus meiner Sicht um eine Machtdemonstration der Fifa“, sagte DFB-Präsident Bernd Neuendorf am Montag im Teamquartier in Norden Katars. „Das ist aus unserer Sicht mehr als frustrierend und auch ein beispielloser Vorgang der WM-Geschichte.“

Die Fifa hatte das Tragen der mehrfarbigen und symbolträchtigen Kapitänsbinde mehrerer europäischer Nationen zuvor untersagt und den Verbänden sportliche Sanktionen angedroht. „Die Fifa hat eine Aussage für Diversität und Menschenrechte untersagt. Das sind Werte, zu denen sie sich in ihren eigenen Statuten verpflichtet“, sagte Neuendorf. „Wir wollen nicht, dass der Konflikt, den wir zweifellos haben, auf den Rücken der Spieler ausgetragen wird. Wir stehen zu unseren Werten.“

DFB-Direktor Oliver Bierhoff wurde noch deutlicher. „Diese Eskalation führt dazu, dass es nicht mehr um den Sport geht. Es fühlt sich schon stark nach Zensur an“, wetterte er über die von Gianni Infantinos Generalsekretärin Fatma Samoura überbrachte sportliche Sanktionsdrohung. Keine Geldstrafe, sondern eine Strafe, die den sportlichen WM-Erfolg gefährden könnte.

Ein Einknicken vor dem Diktat der Fifa? Nein, meinte Neuendorf. Er glaube nicht, dass sich der DFB dem Vorwurf aussetzen müssen, „dass wir eingeknickt sind“, sagte der DFB-Präsident und verwies darauf, dass der DFB Fifa-Präsident Gianni Infantino keine Stimme für dessen Präsidentschaftswahl im kommenden März zugesagt hatte. „Das war ein deutliches Signal Richtung Fifa, dass wir nicht bereit sind, bestimmte Dinge, die seitens der Fifa kommen, mitzutragen.“

„Auch für Manuel Neuer ist es eine schwierige Situation“, sagte Bierhoff. Wenige Minuten später ließ sich der DFB-Kapitän auf dem Trainingsplatz beim vorletzten Training vor dem Japan-Spiel warmschießen. Im Chalifa International Stadium darf er eine von der Fifa vorgegebene Binde tragen - zum Beispiel mit dem Schriftzug „No discrimination“.

(dör/dpa/SID)
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