Rückennummer neun im DFB-Trikot Füllkrug ist mehr als nur ein Lückenfüller

Maskat · Aus dem Nichts zur WM: Der Bremer Niclas Füllkrug könnte eine Lösung für das deutsche Sturmproblem sein. In Katar läuft der Angreifer mit einer besonderen Rückennummer auf.

 Niclas Füllkrug.

Niclas Füllkrug.

Foto: dpa/Robert Michael

Niclas Füllkrug war sofort in seinem Element. In seinem ersten Training als Nationalspieler standen für den Spätzünder am Dienstagabend im Oman Kopfballübungen auf dem Programm - eine Spezialität des Bremers. Auch wegen dieser Stärke zeigt Hansi Flick bei der WM Mut zu „Lücke“.

Füllkrug, der Mann mit der markanten Zahnlücke, soll die große Mittelstürmer-Tradition in der DFB-Auswahl wiederbeleben - mit der legendären „9“ auf dem Rücken. Mit dieser Nummer begeisterten einst die Idole Fritz Walter, Uwe Seeler, Klaus Fischer, Horst Hrubesch oder Rudi Völler bei Weltmeisterschaften die deutschen Fans. Diesmal: Füllkrug?

„Das waren alles gute Typen, wirkliche Typen. Ich glaube, dass ich auch ein guter Typ bin“, sagt Füllkrug. Die Nummer neun aber sei die Idee des DFB gewesen. „Sie haben gefragt, ob ich damit fein bin.“ Seine Antwort? „Ja, klar freue ich mich drüber, das ist auf jeden Fall 'ne coole Sache.“ In der Jugend trug er sie oft, für den TuS Ricklingen schoss er als „Neuner“ mal 162 Tore in einer einzigen Saison. „Die Neun ist für einen Mittelstürmer nie falsch“, sagt Füllkrug lächelnd.

Vom Hannoveraner Stadtbezirk Ricklingen bis nach Katar war es „ein langer Weg“, erzählt der Spätberufene. Füllkrug (29) kam buchstäblich aus dem Nichts zur WM. Als angehender Profi machte er sich einen Namen, er spielte von der U18 bis zur U20 für den DFB, auch unter Trainer Hrubesch. Doch bei Werder Bremen schaffte er zunächst den Durchbruch nicht und musste einen weiten Umweg gehen: Fürth, Nürnberg, Hannover, zurück zu Werder. Hätte die WM wie sonst im Sommer stattgefunden - der damalige Zweitligastürmer Füllkrug wäre für Flick kein Thema gewesen.

Mit zehn Toren für den Aufsteiger Bremen stürmte der treffsicherste deutsche Angreifer dieser Saison ins Notizbuch des Bundestrainers. Füllkrug habe „das Momentum“, sagte Flick, „wir sehen, dass Niclas Fähigkeiten besitzt, die unser Spiel bereichern können.“ Er weiß: „Ein großer, athletischer Strafraumstürmer würde unser Angriffsspiel variabler machen.“

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Foto: AFP/INA FASSBENDER

Er würde auch perfekt zum starken Bayern-Block passen, wie einst Robert Lewandowski oder derzeit Eric Maxim Choupo-Moting im Verein. Der Ausfall von Timo Werner, unter Flick im Sturmzentrum gesetzt, vergrößert seine Chancen. Bei der WM-Generalprobe im Oman am Mittwoch (18.00 Uhr MEZ/RTL) wird er sein Debüt in der Nationalelf feiern.

Sein Mentor Hrubesch ist auch heute noch „Fülle“-Fan. Einen so wuchtigen Stürmer habe Flick „sonst nicht im Kader“, der Bremer bringe „alle Voraussetzungen mit“, sagte er der FAZ. Hrubesch mag den Typen Füllkrug, der „immer ein bisschen Schlitzohr“ sei. Manchmal, gab Füllkrug zu, mache er „im falschen Moment den Mund auf“.

Im Gerangel um die Plätze muss er sich gegen die erste Werner-Alternative Kai Havertz, hinter dem er im WM-Flieger saß, und den zweiten Neuling Youssoufa Moukoko durchsetzen. Sein Klubtrainer Ole Werner sagt: „Ich traue ihm das zu. Er kann der Mannschaft helfen.“

Gut möglich, dass Flick ihn als Joker einplant, wie es die WM-Neuner Mike Hanke (2006) oder Stefan Kießling (2010) waren. Füllkrug sei „einer, der der Mannschaft das Vertrauen schenkt, dass immer noch was geht“, sagte der Bundestrainer. Dann würde aus „Fülle“ oder „Lücke“: der Lückenfüller.

(sid/old)
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