Füllkrug trifft beim Debüt Deutschland gewinnt WM-Generalprobe im Oman

Maskat · Die deutsche Fußball-Nationalmannschaft hat die Generalprobe vor der Weltmeisterschaft in Katar gewonnen. Im Oman gab es einen 1:0 (0:0)-Sieg. Debütant Niclas Füllkrug erzielte das Siegtor.

 Deutschlands Leroy Sane (M) passt den Ball gegen Harib Al-Saadi (l) und Amjad al-Harthi (r).

Deutschlands Leroy Sane (M) passt den Ball gegen Harib Al-Saadi (l) und Amjad al-Harthi (r).

Foto: dpa/Christian Charisius

Niclas Füllkrug ließ seine markante Zahnlücke aufblitzen, als Hansi Flick ihm mit einer Umarmung dankte. Das Debüt, sogleich das Siegtor, die deutsche WM-Generalprobe gerettet - die ersten 45 Minuten im Nationaltrikot machten nicht nur dem Bremer Stürmer Lust auf mehr. Vor der WM in der katarischen Wüste hat der ansonsten erstaunlich träge viermalige Weltmeister den ersten Fan-Liebling schon gefunden: sympathisch, nordisch, eiskalt.

Beim äußerst dürftigen 1:0 (0:0) gegen den Oman in Maskat war „Fülle“ alles andere als ein Lückenfüller. Im Gegenteil: Er war in einer lustlos auftretenden Mannschaft, in der sich sonst niemand beim Bundestrainer nachdrücklich für einen Startplatz zum Auftakt gegen Japan in einer Woche aufdrängte, der einzige Lichtblick. „Am Ende freue ich mich, dass ich helfen konnte“, sagte der 29-Jährige bei RTL: „Aber man muss das realistisch einschätzen. Erst jetzt geht es um alles.“

Im Muster ohne Wert drohte erstmals seit 1978 ein letztes Länderspiel vor der WM ohne Sieg, Muhsen Al Ghassani (72.) hätte sogar den Führungstreffer für den 75. der FIFA-Weltrangliste erzielen müssen. Er schoss am leeren Tor vorbei, im Gegensatz zu Füllkrug (80.), der mit links sein Ziel fand.

Joshua Kimmich, Jamal Musiala, Serge Gnabry: Sie alle fehlten zunächst, Flick hielt im Poker um die WM-Elf seine Karten verdeckt. Für ihn war es ein Spiel der Experimente. So stieg Youssoufa Moukoko im Sturm mit 17 Jahren und 361 Tagen zum jüngsten Debütanten seit Uwe Seeler auf, der BVB-Jungstar wirkte hypernervös. Er scheiterte am Pfosten (45.+1), Füllkrug versuchte sich nach der Pause erfolgreicher.

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Foto: dpa/Federico Gambarini

Thilo Kehrer und Matthias Ginter spielten in der wackligen Innenverteidigung, denn Nico Schlotterbeck und Niklas Süle durften wie Kimmich und Gnabry erst mal pausieren. Lukas Klostermann machte als Fitnesstest rechts hinten sein erstes Pflichtspiel seit August, er hielt absprachegemäß eine halbe Stunde durch.

„Wir müssen den inneren Schweinehund überwinden - jeder muss zeigen, dass er bereit ist für die WM“, hatte Flick energisch gefordert. Von Euphorie und Kampf war jedoch nichts zu sehen, zu behäbig spielte seine Mannschaft. Dabei könnten Positionen durchaus vakant sein: Die Tage bis zum Duell mit Japan werden zum Kampf gegen die Uhr.

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Foto: dpa/Tom Weller

Der einstige „Immer-Spieler“ Thomas Müller, der wegen verschiedener Wehwehchen sieben Ligaspiele in Folge verpasst hat, und Antonio Rüdiger (Hüftverletzung), felsenfest als Abwehrchef eingeplant, waren nur Zuschauer. „Wir gehen fest davon aus, dass beide am Samstag trainieren“, sagte Flick.

Den deutschen Stil „durchzurocken“, wie der Bundestrainer sich das gewünscht hatte, war bei katar-ähnlichem Klima nicht einfach. Tatsächlich hätten die Gastgeber in der sechsten Minute beinahe ein Tor erzielt, Kehrer war der Ball am Fünfmeterraum zu weit vom Fuß gesprungen. Deutschland begann unsauber und hinten anfällig - Flick setzte sich erstmal hin.

Er sah, wie Kai Havertz die erste gute Chance vergab (16.), und er musste dann Moukoko aufbauen: Flick klopfte sich auf die Brust - Kopf hoch! Moukokos Pfostentreffer resultierte aus dem ersten konsequent vorgetragenen deutschen Angriff in einer ansonsten sehr schwachen Halbzeit.

Flicks Reaktion war ein Vierfachwechsel, neben Füllkrug kamen Schlotterbeck, Kimmich und Christian Günter. Plötzlich war der Schwung da, Füllkrug (53.) und Kehrer (54.) scheiterten bei guten Gelegenheiten. Wirklich überzeugend war es immer noch nicht, Kapitän Manuel Neuer musste im Tor gegen Zahir Al-Aghbari nach gut einer Stunde zur Ecke klären. Sein erkrankter Vertreter Marc-Andre ter Stegen soll nachreisen.

Gegen Japan wird ein mindestens fünf Spieler starker Bayern-Block auflaufen, die Problempositionen liegen außerhalb der Besetzung durch den Rekordmeister: im Sturm und auf den defensiven Außen. Für Flick beginnt die unmittelbare Vorbereitung „vier Tage vor dem ersten Spiel“, also am Samstag - dann startet die Jagd auf den fünften WM-Stern so richtig. „Da wollen wir drei Punkte holen“, sagte Neuer.

(sid/stja)
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