Nach öffentlichem Druck Grindel tritt als DFB-Präsident zurück

Reinhard Grindel ist heute als DFB-Präsident zurücktreten. Das hat er in einer persönlichen Stellungnahme verkündet. Der Druck auf den Funktionär wurde offenbar zu groß. Übergangsweise werden DFB-Vize Rainer Koch und DFL-Präsident Reinhard Rauball die Geschäfte führen.

Der ehemalige Bundestagsabgeordnete hat um 14.22 Uhr eine Erklärung in Frankfurt am Main verlesen. Zuvor hatte der 57-Jährige in einer Telefonkonferenz alle Mitglieder des DFB-Präsidiums über seinen Schritt informiert. Exakt sieben Minuten dauerte sein Auftritt, darin entschuldigte er sich für die Annahme einer Uhr, von deren Wert in Höhe von 6000 Euro will er nichts gewusst haben. „Ich trete vom Amt des DFB-Präsidenten zurück. Ich entschuldige mich dafür, dass ich durch mein wenig vorbildliches Handeln in Zusammenhang mit der Annahme einer Uhr Vorurteile gegenüber haupt- oder ehrenamtlich Tätigen im Fußball bestätigt habe“, sagte Grindel. Er selbst sieht sich als Opfer und hatte nicht am Ende seiner dreijährigen Amtszeit erwähnt, welche Fehler er noch gemacht hat. Grindel betonte lieber, was er an Erfolgen vorzuweisen hat. Nach Informationen unserer Redaktion wird Grindel seine Ämter im Exekutivkomitee der Uefa und im Fifa-Council trotz seines Rücktritts als DFB-Präsident behalten. 500.000 Euro Jahresgage sollen ihm die beiden Ämter einbringen.

Reinhard Grindel - ehemaliger DFB-Präsident
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Die jüngsten Schlagzeilen hatten Grindel schwer zugesetzt. Die Kritik, er habe Vergütungen in Höhe von 78.000 Euro als Aufsichtsratschef der DFB-Medien Verwaltungs-Gesellschaft in den Jahren 2016 und 2017 nicht publik gemacht, nagte an Grindels Kernversprechen von Transparenz. Darüber sprach Grindel nun aber überhaupt nicht. In der Summe, sagte ein ranghohes Mitglied des DFB-Präsidiums unserer Redaktion, seien die Vorwürfe zu massiv gewesen. Es wird vermutet, dass einige Anschuldigungen aus dem engsten Mitarbeiterkreis von Grindel in der Verbandszentrale in Frankfurt am Main an die Öffentlichkeit gespielt worden sind.

Reinhard Grindel tritt als DFB-Präsident zurück - Reaktionen
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„Glaubt bloß nicht, dass es besser wird“

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Am Montagabend tauchte zudem ein neues Gerücht auf, das Grindel schwer belastete. Einem Bericht der „Bild“ zu Folge soll der DFB-Chef vor etwa eineinhalb Jahren eine Luxusuhr zum Geburtstag geschenkt bekommen haben. Die Uhr soll einen Wert im niedrigen fünfstelligen Bereich haben. Angeblich habe Grindel sie vom ukrainischen Oligarchen Grigori Surkis erhalten. Der Besitzer von Dynamo Kiew war zwölf Jahre lang Präsident des ukrainischen Fußball-Verbandes, organisierte die EM 2012 und gehörte bis Februar 2019 wie Grindel der Uefa-Exekutive an. Laut „Bild“-Informationen hat Grindel den DFB nie über das teure Geschäftsgeschenk informiert.

Reinhard Grindel.

Reinhard Grindel.

Foto: AP/Antonio Calanni

Grindel war seit 2016 Präsident des mit über sieben Millionen Mitgliedern größten Sportfachverbands der Welt. Der gelernte Journalist war zuvor kurz Schatzmeister des DFB. Am 26. und 27. September wird auf dem DFB-Bundestag in Frankfurt ein neuer Präsident gewählt. Bis dahin übernehmen erneut DFB-Vize Rainer Koch und Rauball die Amtsgeschäfte. Bereits nach dem Rücktritt von Wolfgang Niersbach hatten die beiden diese Aufgabe übernommen. In der Zwischenzeit, so heißt es, wollen das Amateur- und das Profilager nach Möglichkeit einen gemeinsamen Kandidaten präsentieren. Grindel war von Koch damals zunächst ohne Absprache mit den „Profis“ in Stellung gebracht worden. Koch hat dies mittlerweile auch als Fehler eingesehen. Mögliche Namen werden derzeit einige gespielt. Darunter Christoph Metzelder und Philipp Lahm. Innerhalb des DFB sind sie allerdings noch kein Thema.

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