KFC-Angreifer Feigenspan redet Klartext „Ganz Fußballdeutschland weiß, was wir hier für eine Scheiße durchmachen“

Krefeld · Mike Feigenspan stellte sich unmittelbar nach dem Schlusspfiff den Fragen und machte aus seinem Herzen keine Mördergrube. Inhaltlich lag er daneben, aber es war dennoch wohltuend.

 Mike Feigenspans Torjubel.

Mike Feigenspans Torjubel.

Foto: BRAUER-Fotoagentur/Stefan Brauer

Radio Müller ist eine Ausnahme. Die Mitspieler haben Nationalspieler Thomas Müller diesen Spitznamen verpasst, weil er einen großen Redebedarf hat. Doch er plappert nicht nur, er hat auch was zu sagen. Seine Ausführungen sind meist treffend, oft auch amüsant. Und so ist er nicht nur sportlich eine Ausnahme, sondern auch in puncto Meinungsfreude. Das ist überaus erfreulich in Zeiten, in denen die Spieler schon in jungen Jahren in Internaten gedrillt werden und nicht nur gesagt bekommen, was sie tun und lassen dürfen, sondern auch, wie sie sich geschliffen und weich gespült zu unterhalten haben.

Mike Feigenspan hat sich am Freitag von diesen Fesseln befreit. Er hat innerhalb weniger Minuten Himmel und Hölle erlebt. Zunächst hatte er den KFC Uerdingen mit einem kleinen Geniestreich in Führung gebracht. Nach seiner Balleroberung war ihm mit Fridolin Wagner ein Doppelpass geglückt und er hatte die Aktion mit einem Chip-Ball gekrönt. In der 87. Minute lief er allein auf Halles Torhüter zu, der den Schuss jedoch parierte. in der 88. Minute wurde Feigenspan ausgewechselt, in der 89. Minute fiel der Ausgleich und in der Nachspielzeit verloren die Uerdinger noch das Spiel.

Das war für Mike Feigenspan dann doch etwas zu viel. Am Mikrofon bei MagentaSport lederte er ab: „Ganz Fußballdeutschland weiß, was wir hier für eine Scheiße durchmachen. Das ist nicht gut für die Köpfe. Wir wissen nicht, wo wir am nächsten Tag trainieren. Ich fahre mittlerweile 40 Minuten zum Trainingsplatz. Man sagt immer, wir sind Fußballer, wir müssen das wegstecken. Aber das hat nichts mehr mit Normalität zu tun. Man kann uns keinen Vorwurf machen. Wir geben Tag für Tag alles. Aber die Gegebenheiten sind nicht da, um die Leistung abzuliefern, die wir bringen können. Vielleicht sind das am Ende die drei bis vier Prozent, die fehlen.“

Inhaltlich ist das natürlich nicht zu halten. Richtig ist, dass die Spieler im Winter einiges durchgemacht haben, aber das ist Vergangenheit. Inzwischen bekommen alle pünktlich ihr Geld und sie haben einen ordentlichen Trainingsplatz – nicht am Ende der Welt, sondern im Krefelder Stadtteil Hüls, sieben Kilometer von der City und der Grotenburg entfernt. Von solch einer Kurzstrecke träumen andere Fußballer und auch viele Arbeitnehmer, die am Monatsende weniger in der Lohntüte haben.

Die Aussagen von Mike Feigenspan sind trotzdem wunderbar, weil sie so emotional verständlich, so menschlich sind. Keine nüchterne Analyse nach dem Schlusspfiff, keine banalen Phrasen, kein weich gespültes Geschwafel, dass sich die Situation im Abstiegskampf nicht verbessert hat und es nun schwer wird – nein, Wut und Enttäuschung darüber, dass er das 2:0 nicht gemacht hat und der Sieg ohne ihn noch verspielt wurde.

Dass Mike Feigenspan in sozialen Netzwerken den Zorn einiger Fans auf sich gezogen hat, ist ebenso verständlich. Doch eigentlich müssten sie ihm dankbar sein.

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