Bewegende Worte zum Abschied Fortuna-Vorsänger Marvin hört nach zehn Jahren an der Spitze der Ultras auf

Düsseldorf · Ein Jahrzehnt hat er bei den Spielen seines Herzensvereins den Ton in der Kurve angegeben. Nach dem Spiel gegen Hannover ist Fortuna-Vorsänger Marvin am Sonntag nun abgetreten. Wie seine Verabschiedung lief und wem er besonders dankbar ist.

Fortuna Düsseldorf: Wie sich Rouwen Hennings von den Fans​ verabschiedet hat
35 Bilder

So lief der Abschied von Rouwen Hennings mit den Fortuna-Fans

35 Bilder
Foto: dpa/Roland Weihrauch

Schon einmal an diesem Sonntag ist er kurz auf dem Rasen gewesen, um Rouwen Hennings nach dessen letztem Heimspiel im Fortuna-Dress ein besonderes Trikot als Abschiedsgeschenk zu überreichen. Wenig später betritt Marvin, der Vorsänger der Ultras, den Platz wieder – an der Seite von Torhüter Raphael Wolf. Denn auch für den Kopf der aktiven Fanszene ist dieser Tag keiner wie jeder andere. Zum letzten Mal hat er in den vorangegangenen knapp zwei Stunden bei einem Spiel seines Herzensvereins den Ton in der Kurve angegeben, zum letzten Mal hat er die Südtribüne dirigiert. Nach zehn Jahren tritt der „Capo“ ab.

Auch deshalb holt ihn die Mannschaft in ihre Mitte, ins Wellenbad der Emotionen. „Wir wollten es uns nicht nehmen lassen, dir eine Kleinigkeit zu überreichen“, sagt Wolf über die Stadionlautsprecher, kurz bevor Kapitän Andre Hoffmann und Hennings dem scheidenden Vorsänger ebenfalls ein von jedem Spieler unterschriebenes Trikot überreichen: mit der Rückennummer 95 und einem „Capo“-Flock. Dazu gibt es auch noch, ebenso wie für die verabschiedeten Spieler, ein großes gerahmtes Foto. „Eine kleine Geste von uns, Marvin“, fährt Wolf fort, „vielen lieben Dank. Wir sind stolz auf dich, stolz auf deine Leute.“

Applaus brandet im ganzen Stadion auf. Dass zuvor ein Zweitliga-Spiel stattgefunden hat, gegen Hannover 96, und es mit einem 3:3 geendet ist, spielt längst keine Rolle mehr. Mannschaft und Fans sind ganz bei sich, sie genießen den Moment, auch wenn Abschiede immer schmerzen. „Ich weiß gar nicht, was ich sagen soll“, ruft Vorsänger Marvin ins Mikrofon, das ihm inzwischen in die Hand gedrückt worden ist.

Fortuna Düsseldorf: Einzelkritik - diese Noten haben wir den Fortuna-Profis gegen Hannover 96 gegeben
76 Bilder

Diese Noten haben die Fans und wir den Fortuna-Profis gegeben

76 Bilder
Foto: Frederic Scheidemann

Doch dann spricht er ein paar sehr bewegende Worte. „Ich habe gedacht, dass es diesen Tag niemals geben wird. Ich kann euch versichern: Ich habe meinen Traum zu hundert Prozent gelebt, ich habe alles auf mich genommen“, sagt er, guckt rechts oben auf die Tribüne und dankt seinen Eltern: „Mama, danke für die schlaflosen Nächte. Papa, danke für die ganzen Strafen, die du bezahlt hast. Ohne euch beide wäre ich nicht hier.“ Erneut applaudiert das Publikum, und in diesen Applaus ruft Marvin hinein: „Und danke an meine Gruppe, die Ultras Düsseldorf.“

Fortuna Düsseldorf - Das sagen die Beteiligten nach einem emotionalen Tag
28 Bilder

Das sagen die Fortunen nach einem emotionalen Tag

28 Bilder
Foto: dpa/Roland Weihrauch

Im Vorfeld der Begegnung hat er die vergangenen Jahre bereits in einem vierseitigen Beitrag im Kurvenheft „Ultra info“ Revue passieren lassen. Darin erzählt Marvin von seinem ersten Spiel als dritter Vorsänger, 2012 war das, beim 0:5 gegen den FC Bayern München, von seinem ersten Spiel als Haupttonangeber, 2013, wieder gegen die Bayern, aber diesmal in München. Und vom Spiel gegen Fürth fünf Monate später, als er endgültig die Führung auf dem Podest in der Kurve übernommen hat. „Zu dieser Zeit bestand mein gesamtes Leben aus Fortuna Düsseldorf und der Gruppe Ultras Düsseldorf“, schreibt er.

Schon immer habe er Vorsänger sein wollen. „Es gibt Leute, die wollen eine Weltreise im Leben machen, ich wollte Fortuna Düsseldorf durch die Stadien begleiten, um den Verein zu unterstützen, wie Fortuna Düsseldorf es als einzigartiger Verein verdient“, führt er aus. „Immer und überall“, ergänzt er in Anspielung auf einen Fangesang und schreibt: „Ihr könnt den Spruch so laut singen, wie ihr wollt, ich habe es über zehn Jahre Woche für Woche gelebt. Keine Kompromisse und keine Ausreden. Verein und Kurve haben mein Leben (und das Leben vieler guter Freunde) bestimmt.“

Fortuna Düsseldorf: Das sind die Reaktionen der Fans auf den Abschied​ von Rouwen Hennings
47 Bilder

Das sind die Reaktionen der Fortuna-Fans auf den Hennings-Abschied

47 Bilder
Foto: HD/Scheidemann/HD/Frederic Scheidemann

Dabei habe der Verein allerdings stets an erster Stelle gestanden, „vor der Kurve und vor der Gruppe“, betont Marvin, der in der Vergangenheit, auch das gehört zu seinem Weg als Fortuna-Ultra, mehrfach Stadionverbote erhalten hat. „In allererster Linie bin ich Fan von Fortuna Düsseldorf. In dieser Hinsicht gibt es keinen Unterschied für mich zwischen Steh- und Sitzplatztribüne: Wer ins Stadion geht, mit Fortuna im Herzen, hat stets meinen vollen Respekt.“

Nun endet in Düsseldorf nicht nur die Ära von Rouwen Hennings, sondern auch die des Vorsängers, der bereits nach der vergangenen Partie auf St. Pauli, seinem letzten Auswärtsspiel als „Capo“, von der Mannschaft auf den Platz geholt worden ist. Nach dem Hannover-Spiel stimmt er am Ende der Verabschiedungszeremonie sein letztes Lied an. „Kein Ahnung, was soll man machen?“, sagt er erst ins Mikrofon. „Was soll man machen?“ Dann ruft er: „Komm, wir setzen uns hin.“ Gemeinsam mit Hennings singt er leise „Fortuna Düsseldorf“, um wenige Sekunden später die Arena zum Explodieren zu bringen. Ein letztes Mal.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort