„Für mich war das alles sehr schön“ So emotional lief der Abschied von Fortuna-Legende Hennings

Düsseldorf · In Düsseldorf endet nach dem letzten Saisonspiel nächste Woche eine Ära: Rouwen Hennings muss Fortuna verlassen. Wie sein letzter Auftritt vor heimischem Publikum am Sonntag gelaufen ist, welche besonderen Momente er bereitgehalten hat, was der Torjäger selbst dazu sagt – und wie es für ihn jetzt weitergeht.

Fortuna Düsseldorf: Wie sich Rouwen Hennings von den Fans​ verabschiedet hat
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So lief der Abschied von Rouwen Hennings mit den Fortuna-Fans

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Foto: dpa/Roland Weihrauch

Als Rouwen Hennings ziemlich genau eine Stunde nach Schlusspfiff im Bauch der Stockumer Arena erscheint, trägt er ein breites Grinsen im Gesicht. „Das ist selten nach einem Unentschieden, oder?“, ruft er im Anschluss an das 3:3 gegen Hannover 96 in die Runde. Das Ergebnis des letzten Heimspiels der Saison ist zwar nicht gänzlich unwichtig, doch es spielt eine ziemlich untergeordnete Rolle. Im Mittelpunkt des warmen, sonnigen Nachmittags steht Fortunas Angreifer, der den Klub im Sommer nach sieben Jahren verlassen muss. Niemand sonst.

Dass ein Akteur im Anschluss an eine Partie derart lange auf sich warten lässt, ist grundsätzlich ungewöhnlich, nicht aber an diesem besonderen Tag. Noch auf dem Rasen erhält Hennings den großen Bahnhof, den er verdient hat, gibt mehrere Fernsehinterviews, schreibt unzählige Autogramme; das dauert eben seine Zeit. Im Fortuna-Trikot wird er nie wieder an jenem Ort auflaufen, der neben den unweit entfernt liegenden Trainingsplätzen über einen ganz langen Zeitraum sein sportlicher und beruflicher Lebensraum gewesen ist.

Die Tränen, die ihm noch eine Dreiviertelstunde eher über die Wange kullerten, sind inzwischen getrocknet. Als sich der 35-Jährige vorher über die Stadionlautsprecher von den Fans verabschiedet, unterbricht er seine Worte mehrfach. „Es war sehr, sehr emotional“, sagt Hennings nun. „Schon beim Warmmachen wurde es ein bisschen schummrig in den Augen. Für mich war das alles sehr schön, viele Leute haben das honoriert, was ich hier in den sieben Jahren versucht habe, an Einsatz zu zeigen.“

Fortuna Düsseldorf: Das sind die Reaktionen der Fans auf den Abschied​ von Rouwen Hennings
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Das sind die Reaktionen der Fortuna-Fans auf den Hennings-Abschied

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Foto: HD/Scheidemann/HD/Frederic Scheidemann

Besonders der Moment, in dem die Stadionregie einen kurzen Film seiner drei Kinder einspielt, überwältigt den Familienvater. Seine Tochter und seine beiden Söhne, die mit seiner Ehefrau Janine ebenfalls vor der Südkurve stehen, haben sich ein besonderes Abschiedsgeschenk überlegt und aufgenommen: ein kleines Gedicht. „Du bist Fortunas Fußball-Gott, diese Leistung war einfach nur top. Alle schönen Zeiten kommen zum Ende, du bist und bleibst aber Fortunas Fußball-Legende“, heißt es darin. Es sind Worte, die unter die Haut gehen. Momente, die in Erinnerung bleiben.

Auf das lyrische Werk seines Nachwuchs angesprochen, sagt Hennings: „Da kommen dann natürlich Emotionen hoch. Gerade die eigenen Kinder verzichten ja schon auf viel. Dann komme ich mal nicht zum Reitturnier oder zum Fußballspiel, weil ich selbst unterwegs bin. Dass die das alle so gut mitmachen und so viel Verständnis haben, ist schön. Es ist schön, diesen Rückhalt zu spüren und von den eigenen Kindern so etwas zu sehen und zu hören.“

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Foto: Frederic Scheidemann

Der Torjäger ist stolz. Auf seine Familie, auf das, was er für Fortuna geleistet hat, und auf ein ganz besonderes Trikot, das er während seiner Verabschiedung vom Vorsänger der Ultras überreicht bekommen hat. Es ist jenem Dress nachempfunden, den die Düsseldorfer vor der Jahrtausendwende getragen haben. Rot-weiß gestreift, aber ohne die Brauerei „Diebels“ als Sponsor auf der Brust, sondern mit einem Fortuna-Schriftzug. „Das ist keine Selbstverständlichkeit, das wird einen besonderen Platz bekommen“, sagt Hennings.

Wie es für ihn ab Sommer weitergehen wird, weiß der gebürtige Bad Oldesloer noch nicht genau. „Es gibt drei ziemlich unterschiedliche Optionen, da muss ich mich jetzt entscheiden“, erzählt er, freilich ohne Details oder Vereinsnamen zu nennen. Nur eines ist klar: Der Angreifer verlässt Düsseldorf ohne Groll, obwohl sich die Verantwortlichen gegen ihn und eine Vertragsverlängerung entschieden haben.

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Foto: Frederic Scheidemann

„Wir werden auch nicht alle mit Luft und Liebe bezahlt“, sagt Hennings, „genauso wenig, wie man 40 Mann im Kader gebrauchen kann. Es war leider eine sportliche Entscheidung gegen mich. Dadurch, dass wir die Vereinbarung getroffen haben, dass ich hierher zurückkomme, gehen wir auf jeden Fall erstmal im Guten auseinander.“ Nach seinem Karriereende wird der Linksfuß eine Rolle im Trainerstab des Nachwuchsleistungszentrums übernehmen.

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Foto: Christof Wolff

Aktuell ist er schlichtweg glücklich über den Augenblick, die gelungene Verabschiedung. Auch wenn er nach seiner Knieoperation vor wenigen Wochen nur in der letzten Viertelstunde hat auf dem Platz stehen können. Mit Mannschaftsarzt Ulf Blecker ist das jedoch alles besprochen gewesen und durchdacht worden. „Ich musste eine Entscheidung mit der Knie-OP treffen, da wäre ich nicht drum herumgekommen. Gott sei Dank ist alles so schnell verheilt, dass ich auf St. Pauli noch einmal spielen konnte, das ist für mich ja auch ein besonderes Spiel“, erzählt Hennings, der eine Vergangenheit am Millerntor hat. „Das Heimspiel heute, hat Ulf mir versichert, kriegen wir hin. Und dann war die Sache für mich besiegelt.“

Bei Fortuna und ihren Fans wird der Mann, der den Klub vor fünf Jahren mit seinem Treffer zum 2:1 in Dresden in die Bundesliga geschossen hat, nie in Vergessenheit geraten. Das steht fest. Ebenso wenig wie bei vielen seiner Teamkameraden. „Ich will die Leistung und das Ergebnis heute hinten anstellen und danke sagen an Rouwen Hennings, der dem Verein mehr gegeben hat als jeder andere Spieler im aktuellen Kader“, betont Kapitän Andre Hoffmann. „Er wurde hervorragend verabschiedet, ein Riesenkompliment an die Zuschauer. Das hat er mehr als jeder andere verdient.“ Und Felix Klaus ergänzt: „Rouwen Hennings, geiler Typ. Er hat viel geleistet für den Verein, war immer positiv, hatte immer geile Sprüche in der Kabine.“

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Nun bleibt dem 35-Jährigen noch eine Woche. Einmal wird er das Fortuna-Trikot noch tragen: am kommenden Sonntag im letzten Saisonspiel beim 1. FC Kaiserslautern. Danach trennen sich die Wege. Vorerst. Denn Hennings kommt zurück nach Düsseldorf. Vielleicht mit demselben Grinsen, mit dem er nach der Partie gegen Hannover im Bauch der Arena erschienen ist.

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