Azzouzi und Nielsen Zwei Ex-Fortunen auf dem Sprung in die Bundesliga

Bei Fortuna sind sie beide nicht glücklich geworden, gegen Fortuna können sie es am Sonntag jedoch werden. Rachid Azzouzi und Havard Nielsen wollen gegen ihren alten Klub den Sprung in die Bundesliga schaffen. Dabei spielt überraschend der Bodensee eine Rolle.

 Rachid Azzouzi (Mi.) mit Branimir Hrgota (li.) und Mergim Mavraj.

Rachid Azzouzi (Mi.) mit Branimir Hrgota (li.) und Mergim Mavraj.

Foto: dpa/Frank Molter

Wie alle anderen Mannschaften in der ersten und zweiten Bundesliga, so haben auch Fortuna und die Spielvereinigung Greuther Fürth rund um die beiden letzten Spieltage der Saison ein Quarantäne-Hotel bezogen. Das hat schließlich die Deutsche Fußball Liga wegen der Corona-Pandemie so vorgeschrieben, doch die Interpretation dieser Auflage sieht bei den beiden Kontrahenten zum Saisonfinale im Ronhof (Sonntag, 15.30 Uhr) völlig anders aus.

Während die Fortunen bis zur Abfahrt nach Fürth im Oberkasseler Lindner-Hotel untergebracht sind, einen Steinwurf über den Rhein von ihrer Arena, logiert die Spielvereinigung gut 350 Kilometer von der mittelfränkischen Stadt entfernt in einem Golfhotel am Bodensee. „Letztlich muss das natürlich jeder für sich entscheiden“, sagt Rachid Azzouzi, Sportdirektor der Grün-Weißen, beim Telefonat mit unserer Redaktion. „Aber wir hätten es doof gefunden, uns nur drei Kilometer von zu Hause in einem Hotel einzuschließen und nicht raus zu können. Dann schon lieber ganz weg und beim Blick aus dem Fenster mal was Anderes sehen. Im Moment gucke ich zum Beispiel auf einen schönen Golfplatz.“

Entspannung und Konzentration zugleich ist also die Devise bei Fortunas Gegner, der ganz dicht vor einem Riesensprung steht. Aktuell sind die Fürther Dritter, drei Punkte hinter Tabellenführer VfL Bochum, aber nur einen hinter dem Zweiten Holstein Kiel – mit der besseren Tordifferenz. „Wir können Großes erreichen“, betont Azzouzi. „Und warum sollten wir nicht zuversichtlich sein? Unsere Saison hat gezeigt, dass unser Weg richtig und gut ist. Wir haben die wenigsten Niederlagen aller Zweitligisten, die meisten herausgespielten Torchancen, und wir sind das lauffreudigste Team. Wir hätten den Aufstieg verdient.“

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Foto: imago images/Michael Schwarz/ABS Michael Schwarz via www.imago-images.de

Die Mannschaft, die der Spielvereinigung den Spaß zumindest in Sachen Direktaufstieg verderben könnte, ist ausgerechnet die Fortuna. Jener Klub, bei dem Azzouzi in der Saison 2015/16 als Sportdirektor angestellt war. Sollten die Düsseldorfer, für die es im Saisonfinale nur noch um die Verteidigung des vierten Tabellenplatzes geht, im Ronhof gewinnen, müsste Fürth den Umweg über die Relegation gehen.

„Aber dann würden wir eben auch das annehmen“, versichert Azzouzi. „Es ist auf jeden Fall schon einmal ein gutes Gefühl, am Sonntag nicht mehr alles verlieren zu können. Doch wir wollen den beiden vorne, Bochum und Kiel, im Nacken bleiben.“ Spielt es für ihn denn noch eine Rolle, dass dieser Schritt gerade gegen seinen früheren Verein Fortuna passieren kann? Und hat sich der Sportdirektor über diesen Fakt mit dem Fürther Stürmer Havard Nielsen ausgetauscht, der ja ebenfalls eine Fortuna-Vergangenheit hat?

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Foto: Christof Wolff

„Ganz ehrlich gesagt: zu beiden Fragen nein“, gibt der 50-Jährige zu. „So sehr ich mich gefreut habe, damals für Fortuna arbeiten zu dürfen, und es war auch eine schöne Zeit, an die ich mich gern erinnere. Aber es war dann eben doch nur ein Jahr, ich war einfach zu kurz da. Deshalb haben Havard und ich auch nicht groß über dieses Thema gesprochen.“ Da habe ihn schon eher beschäftigt, dass die beiden Klubs schon einmal in einer vergleichbaren Situation aufeinandergetroffen seien. „2011/12 war das, am vorletzten Spieltag“, erinnert sich Azzouzi. „Wir Fürther waren bereits aufgestiegen und freuten uns auf die Party mit unseren Fans, Fortuna musste noch punkten für die Relegation.“

1:1 endete die Partie damals, die Düsseldorfer wurden tatsächlich Dritter und stiegen nach der Relegation gegen Hertha neben Meister Fürth und Eintracht Frankfurt in die Bundesliga auf. „Dass wir beide aufsteigen, kann ja diesmal leider nicht klappen“, sagt Azzouzi, und ein leises Bedauern ist dann doch herauszuhören.

Als besonders bitter empfindet er, dass diesmal keine Zuschauer dabei sind. „Das ist einfach ewig schade, wenn man bedenkt, was damals los war“, erklärt er. Und falls nun die Spielvereinigung nicht mehr an Kiel (das am Sonntag Darmstadt 98 erwartet) vorbeizieht und in die Relegation muss: Gibt es da einen bevorzugten Gegner? „Nein, das gehört sich nicht, darüber nachzudenken“, betont Azzouzi. „Egal, ob es nun Bielefeld, Bremen oder Köln würde, das sind alles Erstligisten, die Respekt verdienen. Wir konzentrieren uns voll auf uns – und wir sind vorbereitet.“

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