DFB will Landesverbände unterstützen Löw und Bierhoff bieten Gehaltsverzicht an

Frankfurt · Der DFB will mit Hilfsprojekten vor allem den stark gebeutelten Amateurbereich finanziell unterstützen. Der Bundestrainer macht sich intensiv Gedanken um das Große und Ganze.

 Oliver Bierhoff (l.) und Joachim Löw – auf diesem Archivfoto noch ohne Sicherheitsabstand.

Oliver Bierhoff (l.) und Joachim Löw – auf diesem Archivfoto noch ohne Sicherheitsabstand.

Foto: dpa/Christian Charisius

In diesen Tagen ist vieles anders. Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) hat zu einer Video-Pressekonferenz geladen. Präsident Fritz Keller, Bundestrainer Joachim Löw und Direktor Oliver Bierhoff sind zugeschaltet. Der Fußball, so die Botschaft, tritt in diesen besonderen Zeiten in den Hintergrund. Löw wirkt aufgewühlt. „Die Corona-Krise hat die Welt fest im Griff, und nichts ist mehr, wie es vorher war“, sagt er. „Die Welt hat einen kollektiven Burn-out erlebt.“ Die Auswirkungen der Ausbreitung der Coronavirus-Pandemie auf den Fußball seien derzeit überhaupt nicht abzuschätzen – das sei allerdings momentan auch nicht wichtig. „Andere Dinge sind jetzt wichtiger. Für mich zählt jetzt, was ist mit der Familie, mit Freunden, wie kann ich die Menschen in meiner Umgebung unterstützen?“

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DFB-Präsident Fritz Keller kündigt die „strukturelle und finanzielle“ Unterstützung der Regional- und Landesverbände im DFB an. Einen entsprechenden Beschluss habe das DFB-Präsidium gefasst. Es geht um ein Hilfspaket in Millionenhöhe. Der Dachverband wird dafür seine Rücklagen weitgehend auflösen und an die Landesverbände verteilen. „Wir wollen die Zukunft nutzen, um Lösungen zu erarbeiten“, sagt der 62-Jährige. „Von der Kreisliga über die Regional- und Landesverbände bis hin zur Bundesliga.“ Es gehe nicht um „Ideologien, Vereinsfarben und vor allem nicht um Schuldzuweisungen“, sagt der DFB-Präsident. „Es geht darum, dass wir achtsam miteinander umgehen und die Regeln einhalten. Wir müssen uns an die Regeln halten, das kennen wir vom Fußball, zumindest auf dem Platz.“ Was gestern „noch richtig und wichtig erschien, ist heute nichtig und klein“, befindet Keller. Der DFB müsse nun „den Gürtel enger schnallen“ und alle Budgets auf den Prüfstand stellen. Für die 500 Mitarbeiter werde man Kurzarbeit anmelden. Löw und Bierhoff hätten von sich aus angeboten, auf Teile ihres Gehalts zu verzichten.

Die Nationalspieler hatten angekündigt, 2,5 Millionen Euro für soziale Zwecke zu spenden. „Wir müssen in solchen Zeiten aufeinander schauen“, sagt DFB-Kapitän Manuel Neuer in einem Instagram-Video des Teams. „Wir alle sind ein ganz großes Team, nicht nur auf dem Fußballplatz, sondern auch in unserer Gesellschaft. Das merkt man in Zeiten wie diesen.“ Und der Gladbacher Profi Matthias Ginter sagt: „Selten war die Welt in so einem Ausnahmezustand wie jetzt gerade. Lasst uns einfach ein Zeichen setzen, indem wir zusammenstehen in dieser schwierigen Zeit.“

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Foto: dpa/Sven Hoppe

Wie es bei der Nationalmannschaft weitergeht, ist noch völlig offen. Im Juni sind zwar zwei Termine reserviert, um die Länderspiele gegen Italien und Spanien nachzuholen. Ob das allerdings realistisch ist, darüber wollte Keller nicht allzu intensiv spekulieren. Der DFB würde jedenfalls auch sogenannten Geisterspielen zustimmen, um überhaupt wieder einen Anfang machen zu können.

Löw macht sich viele Gedanken in diesen Tagen. „Die Entwicklungen haben mich schon auch sehr, sehr beschäftigt und sehr nachdenklich gestimmt. Ich habe auch so das Gefühl, dass die Welt und vielleicht auch die Erde sich so ein bisschen stemmt und wehrt gegen die Menschen und deren Tun, denn der Mensch denkt immer, dass er alles weiß und alles kann und das Tempo, das wir so die letzten Jahre irgendwie auch vorgegeben haben, das war schon auch nicht mehr zu toppen“, sinniert der 60-Jährige. „Macht, Gier, Profit, noch bessere Resultate, Rekorde standen im Vordergrund. Umweltkatastrophen, wie in Australien oder sonst wo, die haben uns nur am Rande berührt. Ich versuche, so gut es geht, soziale Kontakte zu vermeiden und bewege mich nur im Kreis meiner engsten Familie und engsten Freunde. Ansonsten heißt es, überwiegend nachzudenken. Ich gehe so wenig wie möglich nach draußen, nur zum Spazieren oder Fahrradfahren.“

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