„Ging immer nur um Macht“ Ex-Nationalspielerin Kraus kritisiert den DFB und fordert Veränderungen

Die frühere Fußball-Nationalspielerin Katja Kraus hat die Machtstrukturen und aktuell handelnden Personen im DFB scharf kritisiert. Sie forderte Veränderungen im Deutschen Fußball-Bund, ein Amt strebe sie selbst aber nicht an.

 Katja Kraus.

Katja Kraus.

Foto: dpa/Bernd von Jutrczenka

Die frühere Fußball-Nationalspielerin Katja Kraus war am Samstag im ZDF-„Sportstudio“ zu Gast. Dort hat sie die Machtstrukturen und aktuell handelnden Personen im DFB scharf kritisiert und die Forderung nach einer Frauenquote bekräftigt. Ambitionen auf den Job als DFB-Präsidentin hat sie nicht. „Ich strebe kein Amt an“, sagte die 50-Jährige.

Man dürfe nun „nicht wieder dem gleichen Reflex nachgehen, über Namen zu reden“. Dies sei des Amtes an der Spitze des Deutschen Fußball-Bundes „einfach nicht würdig“. So lange „Struktur und Kultur nicht verändert werden, wird es keine Person geben, die den Verband führen kann“, sagte Kraus. Die Geschäftsführerin einer Sportmarketingagentur zählt zu den neun Frauen, die mit der Initiative „Fußball kann mehr“ für Aufmerksamkeit gesorgt haben.

Darin fordern die Initiatorinnen „klare Regeln im Sinne der Geschlechtergerechtigkeit im deutschen Fußball“. Dazu zählt unter anderem eine Quote für Fußballverbände von mindestens 30 Prozent Frauen in Führungspositionen. Die jüngsten Auseinandersetzungen im DFB, die unter anderem zum Rücktritt des Präsidenten Fritz Keller führten, seien „keine inhaltlichen gewesen. Es ging immer nur um Macht und Kontrolle“, sagte das frühere Vorstandsmitglied des Hamburger SV und sprach von einem „großen Glaubwürdigkeitsdilemma“. Kraus forderte „Veränderung, darum geht es. Wenn der Fußball zurück zu seiner Kraft will, braucht es Veränderung.“

„Wir haben eine großartige Gruppe von Frauen und gesagt, wenn wir Forderungen stellen, sind wir auch bereit, Verantwortung zu übernehmen", so Kraus. Das habe aber „nichts mit Ämtern zu tun“.

Der Vorstoß sei „überfällig“ gewesen, betonte Kraus. Zu den Mitinitiatorinnen zählen die Kommentatorin Claudia Neumann, Ex-Schiedsrichterin Bibiana Steinhaus-Webb, Nationaltorhüterin Almuth Schult und die ehemalige Moderatorin Gaby Papenburg. Ihr Vorstoß sei jedoch „im Anliegen viel größer als die aktuelle Krise im DFB“, sagte Kraus. Der „ökonomische und kulturelle Nutzen“ von gemischten Teams sei erwiesen. Die Erneuerung im DFB könne nicht funktionieren „mit Menschen, die die Probleme verursacht haben“, sagte Kraus im ZDF.

Auf einem DFB-Bundestag soll Anfang 2022 ein neues Präsidium gewählt werden, wie der DFB am Freitag angekündigt hatte. Auf die Frage, ob sie sich von den Interimschefs Rainer Koch und Peter Peters gut repräsentiert sehe, antwortete Kraus: „Nein, das tue ich nicht.“

(stja/dpa/sid)
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