"Reisen ist gefährlich" BVB fliegt mit Sorgen nach Rom

Rom/Dortmund · Schnell gewinnen und wieder weg - Borussia Dortmund hat vor dem Spiel bei Lazio Rom Abwehrsorgen und keinen Sinn für Sehenswürdigkeiten. Lucien Favre warnt vor den Gefahren des Reisens.

 Lucien Favre.

Lucien Favre.

Foto: dpa/Sven Hoppe

Keinen Blick für Kolosseum und Circus Maximus - beim Blitztrip in die "ewige Stadt" will Borussia Dortmund nur siegen, in doppeltem Sinne gesund bleiben und schnell wieder heim. "Wir müssen sehr aufpassen. Es ist gefährlich", sagte Trainer Lucien Favre vor dem Abflug der "BVB-Blase" nach Rom am sonnigen Montagvormittag: "Es werden mehr Fälle kommen. Es ist nicht gut zu reisen."

Das Reisen ist allerdings sowohl bei den vielen Länderspielen, die nicht nur Favre ein Dorn im Auge sind, als auch im wesentlich beliebteren Multimillionengeschäft der Königsklasse unvermeidlich. Ein Auftaktsieg bei Lazio Rom am Dienstag (21.00 Uhr/Sky) allen Abwehrsorgen zum Trotz wäre bereits ein Riesenschritt Richtung Achtelfinale.

Denn die Gesundheit steht beim BVB nicht nur wegen der Coronapandemie im Vordergrund. "Wir müssen vernünftig sein. Wir müssen uns Gedanken über unsere Spieler machen", forderte Favre, der angesichts der horrenden Belastung bei der TSG Hoffenheim (1:0) am Samstag kräftig rotiert hatte. Erling Haaland, der am Montag fröhlich ein Victory-Zeichen zeigte, und der spätere Siegtorschütze Marco Reus kamen erst nach mehr als einer Stunde ins Spiel.

Immerhin: In der prächtig besetzten Offensive lassen sich problemlos Spieler austauschen. Die Abwehr hingegen ist ein Torso. Mats Hummels ist der letzte Turm in einer Defensive, der reihenweise gestandene Profis fehlen: Manuel Akanji war an Corona erkrankt, Dan-Axel Zagadou und Nico Schulz sind verletzt, Emre Can ist rotgesperrt. Lukasz Piszczek bekam in Hoffenheim einen Finger ins Auge und musste sogar ins Krankenhaus.

"Es ist Improvisationskunst gefragt", sagte Sportdirektor Michael Zorc. Bereits in Hoffenheim spielte Thomas Delaney in der Abwehr und löste seine Aufgabe mit energischer Zweikampfführung, diese Variante könnte wieder die Notlösung werden. Favre nannte den Personalengpass "ein leichtes Problem", verteidigt werden müsse ohnehin im Kollektiv: "Das machen wir momentan nicht schlecht."

Das wird wohl auch nötig sein, denn aufseiten der Römer ist ein Mann in Bestform, der beim BVB gescheitert war. Ciro Immobile wurde mit Dortmund 2014/15 nicht richtig warm, er fühlte sich ausgegrenzt und zu selten von den Kollegen eingeladen. Nur drei Tore erzielte er in 24 Bundesliga-Spielen. Sein Glück fand er bei Lazio mit inzwischen 126 Toren in 181 Pflichtspielen, dreimal wurde er Torschützenkönig der Serie A. Das gelang nur ganz Großen wie Michel Platini.

Die Generalprobe allerdings setzte Lazio heftig in den Sand. Bei Sampdoria Genua kassierte die Mannschaft von Trainer Simone Inzaghi am Samstag ein 0:3, nach vier Spieltagen sind die Römer hinter kleinen Klubs wie Benevento oder Spezia Clacio nur Vierzehnter der Tabelle. Es hakelt.

"So unmotiviert habe ich mein Team noch nie gesehen. Am liebsten hätte ich alle ausgetauscht, mich inklusive", wetterte Inzaghi. Das macht wenig Hoffnung für Lazios erstes Champions-League-Spiel seit 13 Jahren. Doch: "Gegen den BVB will ich eine leidenschaftliche Reaktion sehen", forderte der Trainer.

(ako/sid)
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