Gladbachs junger Franzose Cuisance ist Borussias Tarantino

Mönchengladbach · Michael Cuisance ist einer der Aktivsten in der Vorbereitung. Es wäre schade, wenn Borussia und der Franzose keinen Konsens finden. Beide Seiten können voneinander profitieren.

Michael Cuisance: Gladbach, Bayern usw. - seine Vita
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Das ist Michael Cuisance

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Foto: dpa/Sven Hoppe

Michael Cuisance hat ein gewisses Selbstverständnis. Dazu gehört, Verantwortung zu übernehmen. Zum Beispiel beim Elfmeter. Und so griff sich der 19 Jahre alte Franzose im Testspiel der Borussen gegen Rayo Vallecano den Ball, nachdem Fabian Johnson nach dem Diagonalpass von, natürlich, Cuisance, zu Boden gegangen war, und legte ihn sich zurecht. Raffael, 34, stand auch in der Nähe, doch Cuisance wollte dieses Tor. Und schoss es. Es war das 1:1, später erzielte Christoph Kramer noch das Siegtor. Nach einer Ecke von Cuisance.

Mit seinem Einschuss gegen den spanischen Zweitligisten ist Cuisance nun der beste Gladbacher Torschütze der laufenden Vorbereitung. Viermal hat er den Ball ins Tor befördert: zweimal gegen den 1. FC Mönchengladbach, einmal gegen den türkischen Vizemeister Basaksehir und einmal gegen Rayo Vallecano. Nebenbei war er noch extrem präsent auf dem Platz, war spielfreudig und versuchte es mit gezirkelten Freistößen. Hätte er nicht zuletzt angemerkt, dass er die vergangene Saison, in der er nur eine Statisten-Rolle spielte, nicht vergessen könne, und damit für Unruhe gesorgt, könnte man sagen: Er ist in dieser Vorbereitung ein Musterschüler.

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Auf der Zehn, also hinter den Spitzen, kann er wohl die größte Wirkung erzielen. Den Job gab es nicht im 4-3-3-System der Vorsaison, in der er auf nur 402 Einsatzminuten kam. Er fühlte sich nicht wertgeschätzt, nachdem er im Jahr zuvor für die Fans der „Spieler der Saison“ gewesen war, tat das auch kund und war demonstrativ missmutig.

Nun ist er demonstrativ auffällig auf dem Platz. Es scheint, als sei etwas angekommen bei ihm: Was zählt, ist auf dem Platz. Wenn er sich darauf konzentriert weiterhin, dann wird der junge Mann bekommen, was er will: Einsätze, und zwar viele davon. Dass er mit seiner Spielweise einer ist, der Fußballphantasien weckt, darf man sage. Er ist ein Feintechniker, ein Querdenker, einer, der etwas wagt. Er ist bei Borussia, was der junge Quentin Tarantino für den Film war: virtuos, überraschend, aber auch provozierend. Typen wie Cuisance sind es, die das Spiel braucht, weil sie ihm das Besondere geben.

Individualisten sind gut, wenn sie zudem noch den Teamgedanken leben, dann ist es das Optimum. Aber geht das überhaupt? Geht dann nicht das gewisse Etwas verloren? Cuisance könnte eines der großen Projekte von Marco Rose sein. Der Trainer muss ihm das nötige Vertrauen geben, aber auch klarmachen, worauf es ankommt. Roses Spielidee fußt auf Teamgeist, nur wenn jeder für den anderen rennt, kann sie funktionieren. Dennoch wird der Trainer Freiräume schaffen für einen wie Cuisance, um von seinem Talent zu profitieren. Es ist wie immer ein Geben und Nehmen.

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Cuisance sollte Borussia als das begreifen, was sie ist: seine große Chance. In Gladbach können sich junge Talente entwickeln, hier bekommen sie Zeit und Raum, sich zu entfalten und auch mal etwas auszuprobieren. Cuisance auf der anderen Seite kann mit seiner bisweilen extravangenten Art Borussia einen Aspekt geben, den sie so nicht hat. Es wäre schade, wenn Borussia und Cuisance keinen Konsens finden. Doch gibt die Woche im Trainingslager inklusive der dort absolvierten Spiele gesteigerten Anlass zu der Hoffnung, dass es klappt

Wenn es so kommt, kann es sogar das Jahr der Franzosen werden. Alassane Plea macht einen sehr guten Eindruck im Rose-System, auf Marcus Thuram, der am Montag fix verpflichtet wurde, darf man gespannt sein, Mamadou Doucouré scheint auf einem guten Weg, das permanente Pech endlich hinter sich zu lassen, und Michael Cuisance, so ist zu vermuten, ist dabei, seinen Frieden mit Gladbach zu machen. „Es ist ein Neustart für mich“, sagte er. Derzeit ist es ein sehr rasanter.

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