114.000 Hektar Sturm und Dürre zerstören riesige Waldflächen - fast halb so groß wie das Saarland

Exklusiv | Berlin · Die Trockenzeit seit 2018 hinterlässt ihre Spuren. Das machen auch neue, konkrete Zahlen deutlich. Die Wiederaufforstung wird mehrere Jahre dauern. Doch auch 2019 wird sich die Lage wohl nicht verbessern.

 Fichtenstämme in einem Wald in Niedersachsen. Die Dürre im vergangenen Jahr hat vielen Gebieten teilweise sehr zugesetzt.

Fichtenstämme in einem Wald in Niedersachsen. Die Dürre im vergangenen Jahr hat vielen Gebieten teilweise sehr zugesetzt.

Foto: dpa/Swen Pförtner

Durch die Baumschäden aufgrund von Sturm und Dürre seit Anfang 2018 müssen nach Schätzungen der Bundesregierung in Deutschland 114.000 Hektar Wald neu aufgeforstet werden. Das entspricht in etwa einer Fläche von 160.000 Fußballfeldern - oder gut 44 Prozent der Fläche des Saarlands. Erfahrungsgemäß dauere es mehrere Jahre bis die Forstwirtschaft einen solch großen Schaden bewältigt habe, heißt es in einer Antwort auf eine Kleine Anfrage der FDP, die unserer Redaktion vorliegt. Experten gehen davon aus, dass es eine Generation dauern wird bis die Bäume nachgewachsen sind.

Von Januar 2018 bis März 2019 seien Baumschäden im Umfang von 50 Millionen Kubikmetern angefallen. Etwa ein Drittel entfalle auf Sturmschäden, zwei Drittel auf Borkenkäfer, deren Aufkommen erheblich durch die Trockenheit verstärkt worden seien. Prognosen zufolge werde sich die Lage 2019 nicht verbessern. Auch die Bauern rüsten sich bereits für einen neuen Dürresommer. Besonders stark betroffen seien Fichten, weil sie das größte Potenzial zur Massenvermehrung der Schädlinge böten. Ein hohes Risiko von Borkenkäfern bestehe deshalb auch in Nordrhein-Westfalen, Hessen, Rheinland-Pfalz, Bayern, Baden-Württemberg, Sachsen und Thüringen - allesamt Gebiete mit größeren Fichtenvorkommen. Beobachtungen in den Ländern zeigten, dass die meisten Käfer den Winter überlebt hätten.

Sommer 2018 in NRW - zwischen Hitze, Dürre, Bränden und Unwetter
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Sommer 2018 in NRW - zwischen Hitze und Unwettern

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Foto: dpa/Mohssen Assanimoghaddam

Nach ersten, noch vorläufigen Schätzungen der Bundesländer müssten in Privat- und Körperschaftswäldern 76.000 Hektar und im Staatswald 38.000 Hektar wieder aufgeforstet werden. Das Bundeslandwirtschaftsministerium hatte jüngst für 2018 und 2019 mit einem Gesamtschaden von 2,5 Milliarden Euro gerechnet. Zur Beseitigung der Schäden hatte Ministerin Julia Klöckner (CDU) insgesamt 25 Millionen Euro zur Verfügung gestellt - aufgeteilt auf die kommenden fünf Jahre. Die deutschen Waldbesitzer forderten 500 Millionen Euro Nothilfe. Schon aus dem Waldzustandsbericht Ende 2018 ging hervor: Jeder zweite Baum in NRW ist stark beschädigt.

Der FDP-Abgeordnete Karlheinz Busen sagte, der Schaden sei eine „Katastrophe für die Waldwirtschaft“. Die fünf Millionen Euro jährlich, die die Regierung in den jüngsten Bundeshaushalt eingestellt habe, seien da nur ein Tropfen auf den heißen Stein. „Da bleibt nicht einmal ein Euro für jeden Baum in den staatlichen Wäldern übrig“, sagte Busen. Er forderte steuerliche Erleichterungen für die Waldbauern, damit schneller in neue Maschinen investiert und die Behebung der Schäden beschleunigt werden könne.

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