Charlotte Quik zu Besuch im Bürgerpark Bergfrede Hamminkelns versteckte grüne Lunge

Hamminkeln · Vorwahlkampf mal anders mit etwas Heimatgeschichte und einer Sternstunde des Ehrenamts: Die Senioren-Union Hamminkeln unter der Leitung von Heinz Breuer war mit Charlotte Quik (CDU) unterwegs im Bürgerpark Bergfrede.

 Eigentümerin Klara Oertmann stiftete dieses Tor, das seit 1998 als Eingang zum Bürgerpark Bergfrede dient.

Eigentümerin Klara Oertmann stiftete dieses Tor, das seit 1998 als Eingang zum Bürgerpark Bergfrede dient.

Foto: Thomas Hesse

Offiziell war diese Veranstaltung so etwas wie der Auftakt der CDU zum Vorwahlkampf der kommenden Landtagswahl. In Wirklichkeit war es ein heimatlicher Ausflug im doppelten Sinn – ins Grüne und in die Hamminkelner Historie. Vielen ist es nicht bewusst, dass am Rande des Ortes Hamminkeln ein Gebiet mit Geschichte liegt. Für andere ist es einfach eine Durchfahrt der Bundesstraße durch einen zerschnittenen Wald. Gemeint ist der Bürgerpark Bergfrede im Ortsteil Hamminkeln, der zwar mitten in der Stadt beginnt, dessen bewegte Historie und dieses urwüchsige Stückchen Natur sich aber nicht auf den ersten Blick erschließt. Ein seltsam abseitiger Ort für einen politischen Wahlkampfstart, aber auch ein interessanter. Denn um der spannenden Geschichte rund um den Bürgerpark näher zu kommen, hat die Senioren-Union der CDU Hamminkeln jetzt einen geschichtlichen Spaziergang durch die Grünanlage unternommen und dabei die um ihren Wiedereinzug ins Düsseldorfer Parlament kämpfende Landtagsabgeordnete Charlotte Quik mitgenommen.

 So sah der Hof Bergfrede in Hamminkeln um 1956 aus. Heute ist er verschwunden, dort wurde dann der Bürgerpark eingerichtet.

So sah der Hof Bergfrede in Hamminkeln um 1956 aus. Heute ist er verschwunden, dort wurde dann der Bürgerpark eingerichtet.

Foto: Thomas Hesse

Sie zeigte sich begeistert von der versteckten grünen Lunge Hamminkelns. „Dieser Bürgerpark ist für Hamminkeln eine große Bereicherung. In direkter Stadtzentrumsnähe neun Hektar Natur zu haben, ist wirklich toll“, freute sich die Brünerin. Die Besuchergruppe wurde kenntnisreich von Heinz Breuer angeführt, der die Geschichte des Bürgerparks Bergfrede Revue passieren ließ.

Der frühere Vorsitzende des Hamminkelner Verkehrsvereins (HVV), heute als Chef der Senioren-Union tätig, hat die Historie des Bürgerparks dokumentiert, seine örtliche Kenntnis machte den heimatkundlichen Spaziergang informativ und unterhaltsam. „Damals stand in dem heutigen Park der Gutshof Bergfrede. Zu dem Gut gehörten früher 40 Hektar Fläche“, erklärt Breuer den Zuhörern. Der Besitz habe zwar dem Zweiten Weltkrieg getrotzt, in den 60er-Jahren musste das Guthaus dann aber gesprengt werden. „Noch heute liegen die Ziegelsteine im Bürgerpark an der Stelle, wo das Haus damals stand“, betont Heinz Breuer.

Heute gehören die letzten neun Hektar des Waldstücks einer Bocholter Firma. Diese hat die Fläche 1995 an den HVV verpachtet. „Wir haben dann in vielen Stunden ehrenamtlicher Arbeit und in Zusammenarbeit mit dem Nabu Wege angelegt und den Bürgerpark errichtet. Er wird auch heute noch sehr gut von den Hamminkelner Bürgern angenommen“, so Breuer. Der Bedarf, ins Grüne zu gehen, ist offensichtlich groß und unterschiedlich motiviert. „Ob Hundespaziergänger, Jogger oder Kinder, die im Wald toben, klettern und bauen. Es ist schön, dass etwas von dem alten Gut Bergfrede erhalten geblieben ist“, ist Heinz Breuer dankbar für dieses starke Stück Hamminkelner Geschichte. Charlotte Quik freute sich über diese Entwicklung, die auch an eine Sternstunde des örtlichen Ehrenamts erinnert. Einmal mehr werde deutlich gemacht, was Zusammenhalt und Engagement vor Ort bewegen könnten.

Das naturbelassene Stück Land am Ortsrand weckte aber auch Begehrlichkeiten. Wohnbebauung und Seniorenheime wurden geplant und verworfen. Auch der 1974 gegründete HVV hatte seine eigene Begehrlichkeit ins Spiel gebracht, er setzte von Anfang an auf eine Parkanlage. Der damalige Besitzer Oskar Hartmann hatte aber wenig Interesse, mit dem Verein ins Geschäft zu kommen und hielt sich lieber an die Stadt, weiß Heinz Breuer. Das Angebot, 40 Hektar Land für 100.000 Mark zu erwerben, wurde von der nicht angenommen. Was man heute wohl als verpasste Chance der Ortsentwicklung sehen würde.

Breuer selbst sieht es „größter Fehler aller Zeiten“, die Gemeinde habe nämlich später Flächen für Infrastrukturvorhaben teuer zukaufen müssen. Auch heute gibt es Begehrlichkeiten zur Bebauung. Derzeit gibt es Gespräche zwischen der Stadt und der DIH Immobiliengesellschaft, veröffentlichungsreif ist aber noch nichts. Es geht um die Bebauung von Randflächen.

Die Bocholter DHI Immobiliengesellschaft kaufte 1995 das Grundstück und verpachtete dann die Fläche an den HVV. „Mit dem Nabu wurde ein Wegekonzept erarbeitet“, erzählt Heinz Breuer. Er ist bekannt auch als Mann der Reime und dichtete damals dazu: „HVV und Nabu bärenstark / schaffen einen Bürgerpark“. Schließlich wurde das sehr schöne alte Tor der Familie Oertmann am Eingang des Bürgerparks eingeweiht. Das war am 21. Juli 1998.

Das Gutshaus Bergfrede selbst ist seit langem verschwunden. Auch Breuer kennt es nur von Bildern. Das Gutshaus gehörte einst zu den Herrensitzen der „Isselbarone“, wie er erzählt, 1884 pachtete es Otto Rigaud als Familiensitz. Sein Name blieb, heute wird das Gebiet als Rigauds Busch genannt. Eine weitere Namenserklärung bezieht sich auf den Straßennamen Hellefisch im Ortskern. Der, so Heinz Breuer, verweise auf die Fischchen im Sonnenlicht, die unter der Wasseroberfläche hin- und herflitzten. Ein schönes historisches Detail.

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