Streik in Oberhausen Fridays for Future kündigt Widerstand an – „Keine Zeit für Kompromisse“

Update | Oberhausen · Die Klimabewegung Fridays for Future hat der Bundesregierung vorgeworfen, völlig unzureichend gegen den fortschreitenden Klimawandel und wachsende Umweltzerstörung zu agieren. Am Freitagnachmittag wird in Oberhausen gestreikt.

Fridays for Future gehen in Oberhausen auf die Straße
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Fridays for Future gehen in Oberhausen auf die Straße

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Foto: dpa/Roland Weihrauch

Kritik und Klimastreik: Mehrere Hundert Menschen haben am Freitag in Oberhausen für mehr Klimaschutz demonstriert. Im Mittelpunkt des Protests von Fridays for Future stand die Forderung, den Sterkrader Wald zu erhalten. Dieser werde durch einen Autobahn-Ausbau gefährdet, sagte eine Sprecherin von Fridays for Future Oberhausen. „Unnötiger Autobahnausbau kann in Zeiten von Klimawandel einfach nicht mehr sein“, sagte sie.

Mit der Demonstration wollte die Klimabewegung ein erstes Zeichen setzten. Für den Ausbau der Autobahnen 2 und 3 sollen in dem großen Waldstück im Stadtteil Sterkrade 5000 Bäume auf einer Fläche von elf Hektar Wald weichen. Nach Angaben der Polizei versammelten sich am frühen Freitagabend etwa 500 bis 600 Demonstranten zur Kundgebung in Oberhausen. Auch die Klimaschutzaktivistin Luisa Neubauer sollte eine Rede halten.

Neubauer hatte zuvor bereits scharfe Kritik an der Bundesregierung geäußert und ihr vorgeworfen, völlig unzureichend gegen den weit fortgeschrittenen Klimawandel und die weiter wachsende Umweltzerstörung vorzugehen. „Es geht so nicht weiter“, sagte die Bundessprecherin von Fridays for Future bei der Jahresauftakt-Veranstaltung am Freitagmittag im Oberhausener Gasometer. „Die Klima-Lage ist dramatisch. Es ist 2022 und die Dekade, in der die weltweiten Emissionen halbiert werden müssen. Aber in den vergangenen zwei Jahren sind sie sogar gestiegen.“

Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) und die Regierung müssten darüber hinaus „dieses Greenwashing auf Europaebene stoppen und mit einem nationalen Ausstieg aus fossilem Gas bis 2035 zeigen, dass die Energiewende nicht nur nötig, sondern möglich ist“.

 Niklas Höhne vom New Climate Institute Köln, Fridays-for-Future-Sprecherin Luisa Neubauer, Aktivist Peter Donatus und Aktivistin Linda Kastrop (v.l) am Freitag in Oberhausen.

Niklas Höhne vom New Climate Institute Köln, Fridays-for-Future-Sprecherin Luisa Neubauer, Aktivist Peter Donatus und Aktivistin Linda Kastrop (v.l) am Freitag in Oberhausen.

Foto: dpa/Roland Weihrauch

Die Aktivisten kündigten für dieses Jahr massiven Widerstand gegen die ihrer Ansicht nach völlig verfehlte Klimapolitik an, um die Verantwortlichen weiter unter Druck zu setzen. „Nach 40 Jahren politischer Ignoranz“ bleibe keine Zeit mehr. „Es gibt keinen Spielraum mehr für halbherzige Maßnahmen und Kompromisse“, betonte Neubauer mit Blick auf das in Paris 2015 vereinbarte Klimaziel, die Erwärmung der Erde auf 1,5 Grad zu begrenzen. Der große Oberhausener Gasometer und die erfolgreiche Ausstellung mit dem Titel „Das zerbrechliche Paradies“ boten am Freitag den passenden Rahmen für die Veranstaltung.

Man befinde sich klimatechnisch längst im „Notfallmodus“, erklärte Professor Niklas Höhne vom Newclimate Institute Köln. Der Klimawandel sei weit fortgeschritten, die globale Erderwärmung betrage bereits 1,2 Grad. Wie ernst es sei, belegten nicht zuletzt zahlreiche Dürren und Hitzewellen in einigen Teilen der Welt sowie in Deutschland im vergangenen Sommer die verheerenden Überschwemmungen bei der Flutkatastrophe in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen. „Wir müssen jetzt sofort handeln“, sagte Höhne. Ganz aufhalten ließe sich der Klimawandel nicht mehr, fürchtet er. „Wir können nur noch die schlimmsten Auswirkungen vermeiden.“ Dringend notwendig sei unter anderem: „Wir müssen direkt weg von fossilen hin zu erneuerbaren Energien.“ Der Klimaforscher betonte, Gas als Energiespender sei „nicht nachhaltig“. Dass die Europäische Union (EU) die Energiegewinnung aus Gas sowie den Atomstrom als nachhaltig einstufe, hält der Wissenschaftler wie die Klimaaktivisten für einen Skandal.

Ein Schwerpunkt der Protestbewegung ist in diesem Jahr die Verkehrspolitik und der in Deutschland geplante Bau von weiteren 800 Kilometern Autobahn. Linda Kastrup von Fridays for Future sprach von „absurden Ausbauplänen“, die auf „veralteten Klimazielen“ basierten, somit längst nicht mehr zeitgemäß seien und die Umwelt sowie die Lebensräume von Tier und Mensch weiter zerstörten. Erster Höhepunkt der bundesweiten Klimaproteste ist ein Aktions- und Streiktag am 25. März.

(bora/epd/dpa)
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