Erhalt von Lützerath Bundesweite Proteste gegen Braunkohlenabbau in Erkelenz

Erkelenz · Das Erkelenzer Dorf könnte das Letzte sein, das in NRW noch für die Braunkohle abgebaggert wird. Sollte das Gericht dies bestätigen, wollen die Aktivisten Lützerath mir ihren „Körpern verteidigen“. Am Samstag besetzten sie ein weiteres Haus.

 Zwischen 50 und 100 Demonstranten versammelten sich am Samstag in Lützerath.

Zwischen 50 und 100 Demonstranten versammelten sich am Samstag in Lützerath.

Foto: Laaser, Jürgen (jl)

Auch im neuen Jahr bleibt Erkelenz das bundesweite Zentrum der Klimabewegung. Die zunächst geplante Großdemonstration ist es zwar nicht geworden, dennoch haben am Samstag Menschen in mehr als 40 deutschen Städten für den Erhalt des Braunkohledorfs Lützerath demonstriert. In Großstädten wie Berlin, Essen, Bonn oder Hamburg informierten Umweltgruppen an Ständen über die Situation im vom Tagebau Garzweiler II bedrohten Dorf. In Lützerath selber waren dutzende Menschen zu einem Protest erschienen.

Dabei haben Aktivisten auch die Kontrolle über das bislang letzte noch nicht besetzte Haus in Lützerath übernommen. Wie die Polizei Aachen bestätigte, sei das Haus besetzt worden, ansonsten sei es bei der Demonstration aber ruhig geblieben. Die Polizei zählte 50 bis 100 Demonstrationsteilnehmer.

Initiator der bundesweiten Aktion war die Klimaschutzbewegung „Fridays For Future“. In Lützerath sprachen unter anderem die Klimaaktivistin Luisa Neubauer und Vladimir Slivyak, russischer Umweltaktivist und Träger des alternativen Nobelpreises. „Die Klimakrise ist kein Unfall. Sie ist eine Akkumulation politischer Entscheidungen“, sagte Neubauer.

Nachdem klar zu sein scheint, dass die fünf Erkelenzer Dörfer Keyenberg, Kuckum, Berverath, Ober- und Unterwestrich nicht abgebaggert werden, könnte Lützerath der letzte Ort sein, der in Nordrhein-Westfalen noch für die Braunkohle zerstört wird. Die Aktivisten argumentieren unter anderem mit einem Gutachten des Deutschen Instituts für Wirtschaftsförderung, nach dem Deutschland seinen Teil zum globalen Klimaschutzziel von 1,5 Grad Erderwärmung nur dann einhalten kann, wenn die Braunkohle unter Lützerath im Boden bleibt.

„In Lützerath zeigt sich, ob die 1,5 Grad Grenze ernst genommen wird oder ob weiterhin die Interessen eines Großkonzerns über unsere Existenzgrundlagen gestellt werden“, sagte Christina Schliesky, aus Hochneukirch kommende Sprecherin von „Fridays For Future“, am Samstag.

In Erkelenz und vielen anderen Städten hatten Umweltschützer gelbe Kreuze aufgestellt, die von vielen Organisationen als Symbol für den Widerstand gegen die Kohleverstromung genutzt werden.

Insbesondere die Besetzung des Hauses feierten die Aktivisten am Samstag als Erfolg. Nachdem große Teile des einst knapp 100 Einwohner zählenden Dorfs im vergangenen Jahr bereits abgerissen worden waren, wohnen dort heute offiziell noch 16 Menschen, darunter Landwirt Eckardt Heukamp und einige Mieter.

Weitere leerstehende und sich bereits im Besitz von RWE befindliche Häuser waren in den vergangenen Monaten rund um die Uhr von Sicherheitspersonal bewacht worden, bei verschiedenen Demonstrationen letztlich aber dennoch von Aktivisten besetzt worden. Zusätzlich campen auf einer Wiese zahlreiche Klimaschützer. Im Herbst lag deren Zahl bei mehr als 100.

Während RWE mit dem Tagebau kontinuierlich näher an das Dorf heranrückt, ruhen in Lützerath selber derzeit die Abriss- und Rodungsarbeiten, bis das Oberverwaltungsgericht Münster nach der Klage Heukamps gegen seine Enteignung eine finale Entscheidung über die Zukunft des Ortes trifft. Die Aktivisten haben bereits angekündigt, sich im Falle einer Niederlage vor Gericht mit allen Mitteln gegen eine Räumung des Ortes einsetzen zu wollen. Allein der Gedanke, Lützerath noch abzubaggern, sei eine Beleidigung gegenüber allen, die schon jetzt mit den Folgen der Klimakrise zu kämpfen haben. „Deswegen verteidigen wir Lützerath mit unseren Körpern“, wird Dina Hamid, Sprecherin des Bündnisses „Ende Gelände“, in einer Mitteilung zitiert.

(mit Agenturmaterial)

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