Es ist eine suggestive Vorstellung: Die Idee, dass Sozialleistungen bequem machen, dass sie Menschen hervorbringen, die keinen Ehrgeiz besitzen und auch keinen Antrieb. Dahinter verbirgt sich die Annahme, Zuwendungen für arme Menschen erzeugten Abhängigkeiten, die auf die Dauer lähmen. Für Wohlhabende stecken in der These, gleich zwei Entlastungen: Indem sie den langfristigen Nutzen von Unterstützung infrage stellt, entlässt sie die Gebenden aus ihrer Verantwortung. Außerdem schiebt der Bequemlichkeitsverdacht armen Menschen mindestens eine Mitschuld an ihrer Lage zu. Würden sie nur etwas mehr Energie aufbringen, statt sich auf Alimente zu verlassen, so die Unterstellung, dann könnten sie sich schon eigenhändig aus ihren Abhängigkeiten befreien. Metaphern wie die von der sozialen Hängematte gehören in diesen Vorstellungskosmos.
Debatte über Sozialleistungen Was Armut mit Menschen macht
Serie · Manche vertreten die These, Sozialleistungen hielten Arme in Abhängigkeit – und machten Menschen faul. Diese Vorstellung gewinnt oft dann Oberhand, wenn es der Wirtschaft in einem Land nicht so gut geht. Warum Armutsbekämpfung ideologischen Zyklen folgt.
11.02.2022
, 12:11 Uhr