Globaler Index Diese Länder sind für LGBTQ+-Reisende am gefährlichsten - und welche Orte sicher sind

Düsseldorf · Für Menschen der LGBTQ+-Community sind Anfeindungen und Übergriffe überall auf der Welt Realität. Bei der Reiseplanung sollte das beachtet werden. Ein Ranking zeigt, welche Orte besonders sicher und welche hochgefährlich sind.

Im September 2018 wurde Homosexualität in Indien legalisiert. Doch Rechte genießen indische LGBTQ+-Mitglieder kaum. Das Bild zeigt einen Demonstranten bei einer Pride-Parade im Januar 2023.

Im September 2018 wurde Homosexualität in Indien legalisiert. Doch Rechte genießen indische LGBTQ+-Mitglieder kaum. Das Bild zeigt einen Demonstranten bei einer Pride-Parade im Januar 2023.

Foto: AFP/SAJJAD HUSSAIN

Für Menschen aus der LGBTQ+-Community bedarf jede Reise einer sorgfältigen Recherche. Denn in erschreckend vielen Ländern drohen lange Haftstrafen oder sogar die Todesstrafe bei Ausübung homosexueller Handlungen.

Das Journalisten-Pärchen Asher und Lyric Fergusson bietet auf dem Blog „Asher & Lyric“ jede Menge Rankings zum Thema Reisesicherheit an, etwa zur Sicherheit alleinreisender Frauen, aber auch eine mehr als 350 Arbeitsstunden umfassende Auswertung verschiedener Daten zu Sicherheit und Wohlbefinden als LGBTQ+-Person in verschiedenen Ländern.

Hierfür wurden verschiedene Kriterien durchleuchtet, die meist mehrere Unterkategorien haben und somit die Einschätzung der Situation und Sicherheit von LGBTQ+-Personen innerhalb eines Landes erleichtern sollen:

  • Legale gleichgeschlechtliche Ehe: Legal / Eingetragene Lebenspartnerschaft oder Partnerschaft / Anerkennung ausländischer Eheschließungen
  • Arbeitnehmerschutzmaßnahmen: Schutz der sexuellen Identität und Geschlechtsidentität / Schutz nur für sexuelle Identität / Begrenzte Schutzmaßnahmen
  • Schutz vor Diskriminierung: Verfassungsmäßige Schutzmaßnahmen / Umfassende Schutzmaßnahmen / Begrenzte Schutzmaßnahmen
  • Kriminalisierung von Gewalttaten: Einstufung als Hassverbrechen / Einstufung als Hetze / Begrenzte Schutzmaßnahmen
  • Anerkennung von Adoptionen: Gemeinsame Adoption und Adoption durch einen zweiten Elternteil / Adoption nur durch einen zweiten Elternteil
  • Ist es für schwule oder lesbische Menschen ein guter Ort zum Leben? (Ergebnisse einer Gallup-Umfrage): 76 bis 100 Prozent / 51 bis 75 Prozent / 26 bis 50 Prozent / Null bis 25 Prozent
  • Gesetze über die rechtliche Identität von Transgendern: Recht auf Änderung des Geschlechts ohne geschlechtsangleichende Operation / Recht auf Änderung des Geschlechts nur mit geschlechtsangleichender Operation / Illegal
  • Morde an transsexuellen Personen: Transmorde pro Million Einwohner von 2008 bis 2021
  • Verbot gleichgeschlechtlicher Beziehungen: Strafen von Gefängnis bis zur Todesstrafe
  • Propaganda und Sittengesetze: Gesetze verhindern die Diskussion von Pro-LGBTQ+-Themen

Das Portal legt bei der Auswertung eine Gewichtung fest. Somit fallen die Umfrageergebnisse des Markt- und Meinungsforschungsinstitutes Gallup, ob schwule oder lesbische Menschen ein Land als lebenswert bezeichnen, doppelt stark ins Gewicht, während das Verbot gleichgeschlechtlicher Beziehungen, Propaganda und Sittengesetze weniger stark bewertet werden.

Das sind die sichersten Länder für LGBTQ+-Personen (Stand 2024)

Malta, Kanada, Neuseeland, Portugal und Spanien sind die fünf LGBT+ -freundlichsten Reiseländer der Welt. Das geht aus dem Spartacus Gay Travel Index 2024 hervor. Damit seien erstmals fünf Länder gemeinsam auf dem Spitzenplatz, teilt der Spartacus International Gay Guide mit, der die Liste seit 2012 jährlich herausgibt.

Die Schweiz und Australien liegen demnach auf den Plätzen sechs und sieben, Deutschland folgt mit weiteren Ländern auf Rang acht. Schlusslichter sind Tschetschenien, Iran, Afghanistan und Saudi-Arabien, so der Spartacus-Reiseführer.

Der Gay Travel Index will einen Überblick über die Situation etwa von lesbischen, schwulen, bisexuellen, trans- und intergeschlechtlichen Menschen (LGBT+) in 213 Ländern und Regionen geben. Er ist online abrufbar (http://dpaq.de/qGgWb).

Einen großen Sprung auf der Liste hat Estland gemacht, das vom 47. auf den 32. Rang kletterte – ein Grund dafür sei die Verabschiedung eines Gesetzes zur Einführung der Ehe für alle. Norwegen sei wegen eines Verbotes der Konversionstherapie von Rang 17 auf Rang acht gestiegen, den es sich unter anderem mit Deutschland teilt.

1. Kanada

1. Malta

1. Neuseeland

1. Portugal

1. Spanien (alle mit 12 Punkten)

6. Australien

6. Schweiz (beide mit 11 Punkten)

8. Dänemark

8. Deutschland

8. Island

8. Norwegen

8. Uruguay (alle mit 10 Punkten)

Das sind die gefährlichsten Länder für Mitglieder der LGBTQ+-Community (Stand 2023):

  1. Brunei (Todesstrafe mit Steinigung)
  2. Nigeria (14 Jahre Gefängnis oder Todesstrafe in den Staaten mit Scharia-Gesetzgebung)
  3. Kuwait (Verbot von gleichgeschlechtlichen Beziehungen mit mehreren Jahren Haft als Strafe)
  4. Saudi-Arabien (Homosexualität wird den Gesetzen der Scharia folgend mit Todesstrafe, 100 Peitschenhieben oder einem Jahr Verbannung bestraft. Peitschenhiebe erfolgt auch als Strafe für„Crossdressing“, also dem Tragen von Kleidung, die nicht der zugeordneten Geschlechterrolle einer Person entspricht)
  5. Guyana (Homosexuelle Handlungen dürfen mit Haftstrafen bis lebenslänglich verurteilt werden.)
  6. Malaysia (Homosexueller Geschlechtsverkehr wird nach den Scharia-Gesetzen mit bis zu 20 Jahren Haft, Peitschenhieben und Geldstrafen verurteilt. Formen des Geschlechtsausdrucks, die nicht dem zugeordneten Geschlecht entsprechen, sind kriminalisiert.)
  7. Malawi (Homosexualität wird bei Männern mit 14 Jahren Haft und bei Frauen mit fünf Jahren bestraft - zum Teil mit zusätzlicher körperlicher Bestrafung.)
  8. Tonga (Männliche Homosexualität ist verboten und kann mit bis zu zehn Jahren Haft bestraft werden.)
  9. Somalia (In einigen Regionen wird für homosexuelle Handlungen die Todesstrafe verhängt.)
  10. Libyen (Homosexuelle Handlungen werden wie Unzucht behandelt, dafür sind mehrjährige Gefängnisstrafen vorgesehen.)
  11. Afghanistan
  12. Oman
  13. Gambia
  14. Katar
  15. Vereinigte Arabische Emirate
  16. Jamaika
  17. Jemen
  18. Südsudan
  19. Tansania
  20. Myanmar
  21. Sudan
  22. West Bank und Gaza
  23. Sambia
  24. Iran
  25. Malediven
  26. Mauretanien
  27. Ägypten
  28. Pakistan
  29. Äthiopien
  30. Barbados
  31. Uganda
  32. Tunesien
  33. Sri Lanka
  34. Marokko
  35. Kenia
  36. Salomon Inseln
  37. Papua-Neuginea
  38. Guinea
  39. Algerien
  40. Tuvalu

Doch das Ranking endet hier nicht. Denn beim Anblick der 203 Länder umfassenden Liste wird deutlich, dass LGBTQ+-Personen in den meisten Ländern dieser Welt noch kriminalisiert oder zumindest tabuisiert werden. Selbst in den Ländern, in denen LGBTQ+-Menschen offen leben können, genießen sie häufig nicht die gleichen freiheitlichen Rechte, werden diskriminiert und nicht durch entsprechende Maßnahmen, die dagegen steuern, geschützt.

Das Ranking ist allerdings mit einem Hinweis versehen, der noch einmal hervorhebt, dass LGBTQ+-Personen in einigen Städten, touristischen Gegenden oder LGBTQ+-freundlichen Hotels durchaus ein sicheres und positives Gefühl haben können, wenngleich das Land diesem Bild nicht entspricht.

(albu/hf/dpa)
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