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Büttensitzung „Halt Pölje“ Narren lesen der Politik die Leviten

Xanten · Kolpingsfamilie und Katholische Frauengemeinschaft luden zur „Halt Pölje“-Karnevalssitzung ins Schützenhaus. Die Büttenredner zogen die Xantener Ereignisse der vergangenen Monate durch den Kakao. Nur mit der SPD waren sie gnädig – weil die Partei sowieso schon am Boden liege.

 Michael Lammers und Franz Steeger als Frauen-Duo Franziska und Michaela.

Michael Lammers und Franz Steeger als Frauen-Duo Franziska und Michaela.

Foto: Fischer, Armin (arfi)

Natürlich knöpfte sich Heinz Roters auch die CDU vor. Es ging schon auf Mitternacht zu, der ehemalige Rektor der Viktor-Grundschule hielt auf der Bühne sein „politisches Nachtgebet“, wie er es nannte. Als Eminenz verkleidet war er in die Bütt gestiegen, das hat schon Tradition bei „Halt Pölje“, der Karnevalssitzung der Kolpingsfamilie und der Katholischen Frauengemeinschaft (kfd) Xanten. Der voll besetzte Saal im Schützenhaus jubelte, klatschte, johlte. Bei manchem Gast sah das Lachen allerdings etwas gequält aus, weil Roters wirklich kaum jemanden schonte. Erst recht nicht die CDU.

Im Stadtverband gibt es Streit, weil Bürgermeister Thomas Görtz seine Kandidatur für 2020 angekündigt hat, aber seine Partei ihren Kandidaten erst im Sommer von ihren Mitgliedern benennen lassen will. Noch stellte sie sich nicht hinter das Stadtoberhaupt. Sollte sie einen anderen Kandidaten bevorzugen? Namen kursieren. Und Görtz? „Alpträume schießen ihm durch den Kopf, wer will seinen Skalp, wer will seinen Schopf“, dichtete Roters und spekulierte. „Nominiert man ihn bei der nächsten Wahl? Oder ist es bereits der Ingendahl?“

Der stellvertretende Xantener CDU-Vorsitzende hat solche Spekulationen schon zurückgewiesen. Roters hielt deshalb auch eine andere Variante für denkbar, die Bundes-CDU hat es vorgemacht. „Und Tanko Scholten (der Stadtverbandsvorsitzende, Anmerkung der Redaktion) in seinem Wahn, imitiert sicherlich den Jens, den Spahn. Der Christian Strunk (der frühere Bürgermeister, Anmerkung der Redaktion), das ist kein Scherz, spielt in der Union den Friedrich Merz, und Thomas Görtz, Hallelujah, übernimmt die Rolle der AKK“, prophezeite seine Eminenz. Auf Bundes-Ebene ist das Ergebnis bekannt. Wie es in Xanten ausgeht, wird Roters vielleicht im nächsten Jahr kommentieren können. Oder nach der Kommunalwahl 2020.

Bereits zum 20. Mal las er den Lokalpolitikern die Leviten. Die Grünen schickte er nach ihrem parteiinternen Zerwürfnis auf den Friedhof. „Ruhet sanft, ruhet in Frieden, als Fraktion seid ihr geschieden.“ Zum Streit um die Poststraße – sie ist nachts für Lkw gesperrt worden, die Lastwagen müssen nun um die Stadt herum fahren, ein Bordell liegt auf ihrem Weg – bemerkte Roters süffisant: „Thomas Görtz kann im Röschen hören, ob Lastwagen die Besucher stören, denn mancher Fahrer hält nun an, vom Durchgangsverkehr man sprechen kann.“

Die Stadtpolitik hatte schon vorher den Spott der Narren abbekommen. Büttenredner Tobias Schrörs nahm wieder als Nachtwächter den Alltag in Xanten aufs Korn. Die Stadtratsfraktion BBX habe vorgeschlagen, die Gesamtschule in Willi-Fährmann-Schule umzubenennen – nur sei ihr Problem, dass sie an der Schule kaum jemand kenne. „Wäre der Vorschlag von der CDU gekommen, hätte man ihn sicher angenommen.“ Auch warnte Schrörs die anderen Parteien vor den Xantener Jugendlichen, die mit ihrer sozial-konservativen Umweltpartei (SKU) bei den nächsten Wahlen antreten wollen. „Vielleicht werden die noch dreister und kandidieren für den Bürgermeister.“

 Heinz Roters als Eminenz.

Heinz Roters als Eminenz.

Foto: RP/Markus Werning

Viele Adressaten der spöttischen Büttenreden saßen im Publikum. Überhaupt war viel Lokalprominenz zu sehen, verkleidet als Naturforscher, Caesar oder Pirat zum Beispiel. Weitgehend verschont blieb der SPD-Landtagsabgeordnete René Schneider – seine Partei sei in der Wählergunst abgestürzt, und sie hätten gelernt, nicht auf denjenigen einzutreten, der am Boden liege, spotteten Franz Steeger und Michael Lammers als Frauen-Duo Franziska und Michaela. Stattdessen hielten sie Facebook-Nutzern den Spiegel vor: Sie hätten das Netzwerk einmal ins reale Leben übertragen, hätten auf der Straße gerufen, was sie gegessen haben und wie sie sich fühlen. Sie hätten Fotos von Freunden verteilt, seien fremden Menschen gefolgt und hätten deren Verhalten kommentiert. Nun würden auch ihnen mehrere Menschen folgen: Polizisten und Psychiater.

Es wurde also viel gelacht, es wurde aber auch viel getanzt, gesungen, gefeiert. Dafür sorgten unter anderem die Kindertanzgarde sowie die Showtanzfunken des Xantener Carnevalsvereins (XCV), das Flönzballett des Xantener Blutwurst-Komitees (XBK), Tanzmarie Verena Kruse, die Spielfreunde 09 und die kfd selbst. Gute fünf Stunden füllte das gelungene Programm. Das letzte Wort hatten die Toten Hosen, abgespielt vom Band – ihr Lied fasste den Abend gut zusammen: „An Tagen wie diesen wünscht man sich Unendlichkeit.“

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