Hamminkeln Politische Schrittmacher für "Bocholter"

Hamminkeln · Die CDU möchte den Pendelzug zwischen Bocholt und Wesel "unter Strom setzen". Landtagsabgeordneter Hendrik Wüst (Rhede) sieht die Landesregierung in der Pflicht.

 Alle sind sich einig, dass Strom für den Bocholter gut ist. Nur übers Geld ist man uneins.

Alle sind sich einig, dass Strom für den Bocholter gut ist. Nur übers Geld ist man uneins.

Foto: Archiv

"Wir wollen den ,Bocholter' unter Strom setzen, die Weichen richtig stellen und ein positives Signal setzen" — Norbert Neß, CDU-Parteichef in Hamminkeln und Sprecher der CDU-Landtagsfraktion ist von Berufs wegen Politikverkäufer und somit ein Mann des Wortes.

 Noch treibt Diesel den Pendelzug "Der Bocholter" an. Doch die Zeichen stehen auf Elektrifizierung der Strecke. Das würde zwischen 15 und 20 Millionen Euro kosten.

Noch treibt Diesel den Pendelzug "Der Bocholter" an. Doch die Zeichen stehen auf Elektrifizierung der Strecke. Das würde zwischen 15 und 20 Millionen Euro kosten.

Foto: Malz

Ihm rollten die Wortspiele gestern locker über die Lippen, um dem CDU-Landtagsabgeordneten Hendrik Wüst aus Rhede und seinen politisch befreundeten Begleitern beim "kleinen Bahngipfel" im Kulturbahnhof KuBa freie Fahrt zu bereiten. Der CDU-Tross hatte am Bahnhof Station gemacht, um der Elektrifizierung des bisher mit einem Diesel bewegten Pendelzuges Schubkraft zu verleihen.

Dabei gehe es weniger um eine Umstellung des Antriebes, so der Landespolitiker, sondern mehr um den "umsteigefreien Anschluss des westlichen Münsterlandes ans Rheinland" und somit ans überregionale Schienennetz. Diesen unverzichtbaren "Brückenschlag" wolle die CDU über die beiden Nahverkehrszweckverbände befördern.

Dabei geht's ihr in erster Linie ums Geld. Die Machbarkeitsstudie, die der Verkehrsverbund Rhein-Ruhr (VRR) in Auftrag gegeben hatte, nennt überschaubare Kosten für eine Oberleitung auf der 20 Kilometer langen, einspurigen Gleisstrecke zwischen Wesel und Bocholt.

Der Ausbau soll zwischen 15 und 20 Millionen Euro kosten, abhängig davon, ob der Bocholter weiter mit Tempo 80 pendelt oder auf 100 Sachen beschleunigt werden soll. Die Zweckverbände seien entschlossen, das Projekt zu stemmen, betonte Udo Bovenkerk, Mitglied im Planungsausschuss beim Regionalverband Ruhrgebiet (RVR).

Nach seinen Informationen sollen 2015/16 Mittel fließen. Wüst ließ gestern Zweifel erkennen, dass die Zweckverbände, wie's Verkehrsminister Groschek sieht, die Stromleitung aus eigener Kraft stemmen können. Er will die Landesregierung davon überzeugen, finanziell einzusteigen, um weiteren Pendlern den Weg von der Straße auf die Schiene schmackhaft zu machen. Sollten Landesmittel beantragt werden, muss das Projekt in den Bedarfsplan für Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV).

Marie-Luise Fasse, hiesige CDU-Landtagsabgeordnete, und Jürgen Linz, CDU-Fraktionschef in Wesel, sehen Rot-Grün in Düsseldorf in der Pflicht und Chancen, in Kreis- und Rathaus politischen Rückenwind zu entfachen. Es helfe, so Linz, dass bei Tempo 100 alle 19 Bahnübergänge technisch gesichert werden müssen: "Das schafft Akzeptanz."

Täglich befördert der "Bocholter" rund 1300 Menschen, die meisten aus dem Münsterland. Norbert Neß erwies sich am Heimatbahnhof auch als Mann der Zahlen. Hamminkeln zähle 14 060 Werktätige, davon würden 8520 pendeln, mache 60,6 Prozent. Mit Blick auf Parteifreund Linz sagte er: "975 Weseler arbeiten in Hamminkeln." Wie viele "Bocholter" fahren, ließ er offen.

(RP)
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