Wesel "Feiertag zur Reformation wäre ein richtiges Signal"
Wesel · Der Superintendent des Evangelischen Kirchenkreises Wesel begrüßt den Vorschlag von NRW-Ministerpräsidentin Hannelore Kraft.
Ministerpräsidentin Hannelore Kraft folgt dem Vorschlag der evangelischen Kirche, den 500. Jahrestag der Reformation am 31. Oktober 2017 in NRW arbeitsfrei zu machen. Das gefällt nicht jedem: So warnen die Arbeitgeber vor den volkswirtschaftlichen Folgen des Feiertages in Höhe von 500 Millionen Euro. Über dieses Thema sprach die RP mit dem Superintendenten des Evangelischen Kirchenkreises Wesel, Thomas Brödenfeld.
Herr Brödenfeld, der Reformationstag soll ein Feiertag werden. Was sagen Sie dazu?
Thomas Brödenfeld Ehrlich gesagt, mein erster Gedanke war, als ich die Zeitung zu diesem Thema aufgeschlagen hatte: "Es ist Wahlkampf und Frau Kraft hat ein Thema entdeckt, womit sie positive Stimmung im Land verbreiten kann."
Und ihr zweiter Gedanke?
Brödenfeld Mein zweiter Gedanke war: "Das finde ich ausgezeichnet." Ich begrüße den Vorschlag, den Frau Kraft übrigens von Nikolaus Schneider (Ratsvorsitzender der Ev. Kirche in Deutschland, d. Red.) aufgenommen hat, sehr. Wie ich gelesen habe, sind diesem ja auch schon die Länder Hamburg, Bremen und Niedersachsen gefolgt. Ich denke, dass an diesem Tag viele Christen aus der ganzen Welt auf Deutschland schauen werden. Ein neuer Feiertag wäre das richtige Signal. Und ein Feiertag ist eben ein Feiertag. Der darf ruhig arbeitsfrei sein, auch wenn das kostet.
Die Rede ist bisher von einem einmaligen Feiertag, in Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen ist der Reformationstag seit der Wiedervereinigung jedoch ein gesetzlicher Feiertag. Was sagen Sie dazu?
Brödenfeld Grundsätzlich würde ich es begrüßen, wenn der Reformationstag in Nordrhein-Westfalen ein gesetzlicher Feiertag werden würde. Man müsste nur schauen, wie sich das mit der Ökumene vereinbaren lässt. Schließlich gibt es in NRW immer noch mehr Katholiken als Protestanten. Das belegen auch die aktuellen Zahlen, demnach sind 40,9 Prozent der Bevölkerung in NRW katholisch und 26,9 Prozent evangelisch.
In Wesel ist das Verhältnis jedoch etwas anders?
Brödenfeld Das stimmt. Wesel war schon immer eine Stadt, in der Glaubensflüchtlinge Asyl und Heimat gefunden haben. Anders als in vielen Städten am katholischen Niederrhein nahm auch hier frühzeitig die Reformation Einfluss. So wurde bereits zu Ostern 1540 das erste Abendmahl mit Brot und Wein im Willibrordi-Dom gefeiert. Etwa 20 Jahre später folgte dann das lutherische Bekenntnis.
Apropos Willibrordi-Dom, der ist ja schließlich auch etwas Besonderes.
Brödenfeld Dass die große Weseler Stadtkirche ein evangelischer Dom ist, das hat schon Signalwirkung. 1498 bis 1540 wurde dieser erbaut, seine Spuren reichen aber ins 8. Jahrhundert zurück. Das kann sich sehen lassen.
Wie feiert die evangelische Kirche in Wesel denn traditionell den Reformationstag?
Brödenfeld Normalerweise findet am Reformationstag ein zentraler Abendgottesdienst im Willibrordi-Dom statt. In diesem Jahr sollen dort die neuen Prinzipalstücke eingeweiht werden.
Gibt es in Wesel auch schon Pläne für 2017?
Brödenfeld In Wesel oder auf der Ebene des Kirchenkreises noch nicht. Wir werden frühstens im Jahr 2015 mit den Planungen beginnen. Anders sieht das natürlich bei der Landeskirche aus. Und auch der evangelische Kirchentag, den es 2017 auch wieder geben wird, beschäftigt sich schon jetzt mit dem Thema. So wird der zentrale Abschlussgottesdienst nicht in Berlin, sondern in Wittenberg stattfinden. Der Kirchentag wird also über Nacht umziehen. Das wird sicherlich spannend.
JULIA LÖRCKS FÜHRTE DAS INTERVIEW.