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Helden des Alltags in Wermelskirchen Jan Stobbe sitzt in Krisenzeiten an der Kasse

Wermelskirchen · Der 23-Jährige im dritten Ausbildungsjahr ist in diesen Tagen ein gefragter Mann: Er arbeitet an der Kasse im Edeka-Markt im Belten und verliert seine gute Laune nicht – trotz Corona, Besucheranstürmen und enormen Redebedarfs einiger Kunden. Die bekommen ein Infoblatt.

 Schutz vor dem Coronavirus bei Edeka im Belten: Jan Stobbe (23) ist im dritten Ausbildungsjahr und sitzt an den Kassen hinter den Schutzscheiben.

Schutz vor dem Coronavirus bei Edeka im Belten: Jan Stobbe (23) ist im dritten Ausbildungsjahr und sitzt an den Kassen hinter den Schutzscheiben.

Foto: Moll, Jürgen (jumo)

Eine Dame räumt gerade ihre Einkäufe in den Wagen. In der Schlange hinter ihr halten die Menschen Abstand – mindestens anderthalb Meter. Trotzdem ist die Stimmung im Edeka-Markt im Belten entspannt. „Toll, dass Sie hier sitzen und dafür sorgen, dass wir noch einkaufen können“, sagt die Dame, als sie mit Karte bezahlt und blickt den Kassierer an. Jan Stobbe freut sich über diese Komplimente. Das komme in diesen Tagen immer mal wieder vor, sagt der 23-jährige Edeka-Azubi. Kunden bedanken sich für seinen Einsatz. „Sie bringen uns eine Wertschätzung entgegen, weil wir die Versorgung am Laufen halten“, sagt Jan Stobbe.

Sein Job hat sich in den vergangenen Wochen drastisch verändert. Inzwischen gehören die Supermärkte zu den wenigen Geschäften, die überhaupt noch geöffnet haben. Und das Thema Corona ist im Arbeitsalltag allgegenwärtig. „Die Menschen sprechen uns natürlich darauf an“, sagt er. Allerdings ist die Zeit knapp: Denn immer mal wieder verzeichnet der Markt in diesen Tagen Besucheranstürme. „Wir haben die meiste Zeit alle drei Kassen geöffnet“, sagt Inhaber Rolf Harbring, „mit der Kundenzahl kommen wir klar.“ Hamsterkäufe haben allerdings dafür gesorgt, dass die Regale zwischenzeitlich leer sind. Inzwischen hat der Markt eine Regel aufgestellt: Die Kassierer geben Waren nur noch in haushaltsüblichen Mengen ab. „Das führt dann an der Kasse auch schon mal zu ernsten Gesprächen“, sagt Jan Stobbe. Aber dann könne es keine Kompromisse geben. Rolf Harbring weiß, was in diesen Tagen von seinen Mitarbeitern erwartet wird. „Da braucht es schon eine gesunde Portion Selbstbewusstsein“, sagt er. Und darauf werden die Mitarbeiter im Zweifelsfall geschult – das gilt auch für die Aushilfen, die gerade angelernt werden. Sie lernen nicht nur die Kasse und die Waren kennen, sondern werden auch auf jene Momente geschult, wenn sie mit Kunden über Hamsterkäufe oder Abstandsregelungen ins Gespräch kommen müssen. „Wir haben täglich Kontakt zu mehr als 1000 Kunden“, sagt Harbring, „deshalb müssen wir besonders vorsichtig sein, auch im Sinne der Kunden.“

Inzwischen liegt an der Kasse ein Informationsblatt aus, das Jan Stobbe den Menschen in die Hand drückt. Das kleine Regelwerk weist auf Abstandsregelungen hin, empfiehlt die kontaktlose Zahlung, verbietet den Einlass von Gruppen. Und er informiert auch über Warenknappheit: „Alle Waren, die wir haben, sind im Regal, weil Neuware unverzüglich eingeräumt wird“, erklärt Jan Stobbe, „was nicht im Regal ist, ist wirklich nicht da.“ Und: Die Lebensmittel, die ein Kund anfasst, soll er auch kaufen. Die meisten Menschen reagieren verständnisvoll. Aber immer mal wieder begegnen die Mitarbeiter an der Kasse auch ungeduldigen Kunden, die kein Verständnis für die besondere Situation haben.

Ob er sich manchmal um seine eigene Gesundheit Sorgen mache? „Nein“, sagt Jan Stobbe, „wenn ich an der Kasse sitze, dann mache ich meine Arbeit – früher genauso wie heute.“ Und er gehe auch nicht mit einem mulmigen Gefühl zur Arbeit. Es habe im Markt früh Hygieneregeln gegeben und auch das entsprechende Material wie Desinfektionsmittel oder Handschuhe. Am Dienstag wurden dann Acrylglasscheiben an den Kassen eingebaut, die die Mitarbeiter und die Kunden schützen sollen.

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