Corona-Krise in Wermelskirchen Abenteuerreise endet auf Feldbetten

Wermelskirchen · Traumurlaub in Kolumbien endet abrupt: Lukas Galla und seine Freundin stranden wegen der Corona-Krise am Flughafen in Bogotá.

 Lukas Galla verfolgte die Situation in der Welt per Smartphone auf einem Feldbett am Flughafen in Bogotá.

Lukas Galla verfolgte die Situation in der Welt per Smartphone auf einem Feldbett am Flughafen in Bogotá.

Foto: Theresa Demski

Eigentlich war es ein idyllischer Morgen: Draußen schlugen die Wellen an den karibischen Strand, die Sonne schien über Kolumbien – und das Hotel am Ende der Welt versprach Entspannung und Frieden. „Als wir an diesem Morgen allerdings auf unsere Handys schauten, explodierte Whats App“, berichtet Lukas Galla. Familie und Freunde schickten Nachrichten aus der Heimat, und der Ton klang dringend. „Kommt nach Hause“, appellierte die Familie in Wermelskirchen.

Und während Lukas Galla und Freundin Elisa die Füße in die Sandalen steckten, lasen sie nach und nach die Botschaften aus Deutschland. „Wir hatten gar nicht so viel auf unsere Handys geguckt und auch die Nachrichten nicht verfolgt“, erzählt die 30-Jährige. Nun lasen sie von der Zuspitzung der Corona-Krise. Mit einem Schlag änderte sich die Stimmung. Sie begannen, sich Sorgen zu machen um ihre Heimreise. „Plötzlich hieß es, dass der Flugverkehr eingestellt werden könnte“, erzählt Lukas Galla. Ihr Rückflug nach Madrid war bereits gecancelt worden, sie hatten auf einen früheren Heimflug umgebucht. Der wurde nun prompt auch gecancelt. Also versuchten sie, eine Linie zu finden, die noch Richtung Europa fliegen würde.

 Lukas Galla und seine Freundin Elisa im Traumurlaub.

Lukas Galla und seine Freundin Elisa im Traumurlaub.

Foto: Theresa Demski

„Uns erreichten immer neue Nachrichten über gestrichene Flüge“, erzählt der 30-Jährige. Morgens habe man einen Flug gebucht, abends sei er wieder abgesagt worden. Schließlich ergatterten sie Plätze für einen Flug am Sonntagabend von Bogotá nach Barcelona – und hofften darauf, dass die Verbindung nicht erneut gestrichen würde. Per Inlandsflug machten sie sich sofort auf den Weg nach Bogotá. Am Flughafen wurde Fieber gemessen, inzwischen war von einer Ausgangssperre die Rede. „Obwohl in Kolumbien das Corona-Virus bis dahin gar nicht so präsent gewesen war“, sagt Galla. Am Flughafen in Bogotá machten sie es dann wie die meisten anderen Europäer, die nach Hause wollten: Sie blieben im Transitbereich.

Und so strandeten sie auf Feldbetten und erinnerten sich an jenen Tag, als sie ihre große Reise gebucht hatten. Da gab es Corona noch nicht, und auch als sie die Reise antraten, war das Virus noch weit entfernt. „Wir hatten uns für Kolumbien entschieden, weil uns die vielseitige Mischung zwischen großen Städten, beeindruckender Natur und schönen Stränden reizte“, erzählen die beiden.

Mit dem Rucksack waren sie losgezogen, hatten trotz der Warnungen der Familien, die sich um Drogenkriminalität und Mafiaktivitäten sorgten, die Reise nach Kolumbien angetreten. „Und wir haben dieses Land als sehr schön und die Menschen als gastfreundlich erlebt“, erzählt Lukas Galla. Slums voller Kriminalität hatten sich in florierende Touristenviertel verwandelt. Sie hatten riesige Anbaugebiete für Kaffee und Wachspalmen gesehen, bevor sie schließlich in der Karibik angekommen waren.

Und nun lagen sie auf den Feldbetten, telefonierten mit der deutschen Botschaft, um sich über Rückholaktionen der Bundesregierung zu informieren und hofften auf ihren Flug. „Das war ein Auf und Ab“, sagt Lukas Galla. Die Angst vor der kompletten Einstellung des Flugverkehrs machte ihnen zu schaffen – es ging das Gerücht, dass bis Ende Mai keine Flieger mehr starten dürften.

Und gleichzeitig packten Reisende ihre Gitarren aus uns spielten. Wenn die Helfer Wasser und Essen brachten, dann wurden sie von den Menschen am Flughafen bejubelt. „Das war eine komische Situation: Unsere Eltern hatten Angst vor Drogenkriminalität gehabt, und nun war unsere größte Sorge die, wieder nach Hause zu kommen.“

Am Sonntag saßen sie endlich im Flugzeug: „Aber erst als die Maschine rollte, haben wir geglaubt, dass wir jetzt nach Hause kommen“, erzählt Galla. Die Ankunft in Barcelona war gespenstisch. Am menschenleeren Flughafen wurden die Passagiere aus Bogotá zu ihren Anschlussflügen geleitet.

Und endlich verlief auch alles nach Plan: Am Sonntagabend erreichten die beiden Frankfurt und fuhren mit dem ICE nach Köln. „Wir hatten 60 Stunden lang kaum geschlafen und nicht geduscht“, erzählt Lukas Galla. Inzwischen befinden sich die beiden in freiwilliger Quarantäne. „Aber mit Kolumbien haben wir noch nicht abgeschlossen“, sagen sie, „da müssen wir noch mal hin.“ Irgendwann.

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