Kabarett in Wermelskirchen „Fatih Morgana“ erklärt den Dörflern die Welt

Wermelskirchen · Charmant ist er schon, der Fatih Çevikkollu, wenn er seine bösen Wahrheiten am Freitagabend in den vollbesetzten kleinen Saal der Kattwinkelschen Fabrik ablässt. Mit angenehmer Stimme stellte er in seinem aktuellen Programm „Fatih Morgana“ Kanzlerin Angela Merkel etwa aus, dass sie „die erste, echte Würgeschlange“ sei, die ins Parlament eingezogen ist.

   Fatih Cevikkollu

Fatih Cevikkollu

Foto: Moll, Jürgen (jumo)

„Kein Witz. Warum hat denn wohl die CDU so große Probleme, einen Nachfolger zu finden? Weil Frau Doktor all den richtigen Personen im richtigen Moment das Vertrauen ausgesprochen hat.“ Aber wehe, es kamen Zwischenrufe in der Katt. Dann wurde er sauer. „Darf ich vielleicht mal ausreden? Vielleicht komme ich ja auch mal zu Dir ins Wohnzimmer und ruiniere Dir die Pointe“, giftete er in Richtung der Zwischenruferin.

Aber sonst war Çevikkollu ganz der Politkabarettisten-Gentleman. Er lästerte hingebungsvoll-augenzwinkernd über die CDU, wenn er etwa sagte: „Die Klimakatastrophe in der CDU ist ausgeblieben. Wir haben im Dezember keinen Merz bekommen.“ Oder brachte auch dystopische Gedanken ins Spiel. Wenn er etwa über das exponentielle Wachstum von digitaler Technik sprach. Oder von Forschungen, die in Richtung der Speicherung des menschlichen Bewusstseins auf einer Festplatte gingen. „Wenn jemand diese Festplatte ausschaltet - ist das Mord?“ Man solle gar nicht versuchen, die Antwort zu finden, man könne noch nicht einmal die Frage formulieren.

Interessant war aber, dass es die Wermelskirchener mit dem Dazwischenquatschen hatten. Immer wieder gab es Kommentare. Oder auch ein trockenes „Ha, ha, ha“ auf die Aussage, dass man sich in Deutschland in einer insgesamt rückwärtsgewandten Welt gar nicht entscheiden könne, welches denn die passende „gute, alte Zeit“ sei. Çevikkollu konterte dies übrigens mit einem ebenso trockenen „Hi, hi, hi“.

Gelacht wurde aber auch untrocken, nämlich herzhaft. Über Gags wie jenen, mit dem man einen Roboter entlarven könne: „Treffen sich ein nackter Mann und ein Elefant im Dschungel. Sie betrachten sich eine ganze Weile. Dann sagt der Elefant: Oh, der arme Kerl. Wie soll der nur sein Essen in den Mund bekommen?“ Wenn da der Sitznachbar nicht lache, dann wisse man: „Keine Frage, das ist ein Roboter.“

Ein Thema, über das er sich hemmungslos ausließ, war die Dummheit einer immer wieder geforderten deutschen Leitkultur. „Was immer man da zu hören bekommt, ist ausgrenzend, fremdenfeindlich und dumm. Abgekürzt: AfD.“ Dabei verändere Migration die Gesellschaft zum Guten. „Ein Beispiel: Bayern. Nein, das war noch nicht der Gag.“ Denn 2015 seien viele Hunderttausende Menschen gekommen, die Hilfe suchten. Und die Menschen in Bayern hätten viel damit zu tun gehabt - und sie hätten geholfen, seien kreativ damit umgegangen und hätten Mitgefühl gezeigt. Ernsthaft war er da, kurz. Aber es dauerte nicht lange, und er packte die charmanten Boshaftigkeiten weiter im Dutzend aus - und dafür liebt ihn das Publikum.

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