100 Jahren Bienenzuchtverein Wermelskirchen Die Imker spüren ein wachsendes Interesse an ihrer Arbeit

Wermelskirchen · Festabend zum Jubiläum 100 Jahre Wermelskirchener Bienenzuchtverein. Steingärten und Pestizide bedrohen die Bienenvölker.

 Vorsitzender Erhard Scheidler (l.) mit dem Ehrenvorsitzenden Erich Bever und seinem Stellvertreter Frank Puziak beim Festabend.

Vorsitzender Erhard Scheidler (l.) mit dem Ehrenvorsitzenden Erich Bever und seinem Stellvertreter Frank Puziak beim Festabend.

Foto: Moll, Jürgen (jumo)

(sng) Der Ehrenvorsitzende Erich Bever hat sie tatsächlich alle persönlich erlebt: die Vorsitzenden des Wermelskirchener Bienenzuchtvereins, der mit einem Festabend im Bistro der Kattwinkelschen Fabrik das 100-jährige Bestehen feierte. Den Initiator und ersten Vorsitzenden des Vereins, Heinrich Nölke, erlebte Bever als Kind – nach sechs weiteren Vorsitzenden trat Bever 1987 für 20 Jahre in dessen Fußstapfen. Seither zitiert der Ehrenvorsitzende gerne einen Satz, dem ihm sein direkter Vorgänger im Amt, Reiner Horsch, mit auf den Weg gab und wiederholte diesen auch bei dem Festakt: „Der Vorsitzende soll den Verein führen, er muss nicht der beste Imker sein.“

Der aktuelle stellvertretende Vorsitzende Frank Puziak stellte bei der Übergabe eines Danke-Schön-Geschenks an den amtierenden Vorsitzenden Erhard Scheidler (seit 2008) hingegen fest: „Bei uns im Verein ist der beste Imker der Vorsitzende.“ Scheidler unterstrich in seiner Jubiläums-Rede die Ziele des Vereins: „Uns geht es nicht um wirtschaftliches Wohl des Imkers, sondern um das Wohl der Bienen im Einklang mit der Natur.“ Gleichzeitig lobte der Vorsitzende die zur Zeit 30 Mitglieder: „In den vergangenen Jahren ist unser Verein mehr und mehr zusammengerückt.“ Mit kritischen Tönen hielt Scheidler nicht hinter dem Berg: „Pestizide sind für uns Bienenzüchter ein Problem, genauso Steingärten statt blühender Flächen. Durch Monokulturen in der Landwirtschaft fehlt den Bienen die Vielfalt der Ernährung.“

Im Gespräch mit unserer Redaktion freute sich Erhard Scheidler über ein wachsendes Interesse an der Imker- und Vereinstätigkeit: „Noch heute ist eine Anmeldung zur Mitgliedschaft bei uns eingegangen. Vielleicht kommen wir ja bald dahin, wo der Verein bei seiner Gründung war – 1919 waren es 43 Mitglieder.“ Die Umwelt sei ein Thema, die Menschen hätten die Natur im Blick: „Die einen pflanzen Blumen, andere kümmern sich um Bienen.“

Bürgermeister Rainer Bleek zählte zu den Gästen und Gratulanten. Er betonte: „Es muss vor allem auf politischer Ebene schnell gehandelt werden, wenn wir dem Bienen- und Insektensterben entgegentreten wollen. Der Bienenzuchtverein leistet einen Beitrag dazu.“ 80 Prozent der Wild- und Nutzpflanzen würden von Bienen bestäubt, womit die Biene das wichtigste Nutztier der Welt sei.

Nach Sektempfang und einem gemeinsamen Abendessen erlebten die Gäste noch eine im Vorfeld nicht angekündigte Überraschung: als Bänkel-Sänger mit Barbara Himmelrath an der Drehorgel schlüpften Erhard Scheidler (auch Klavier) und Gerlinde Neurohr-Technau in die Rollen des Vereinsgründers Heinrich Nölke und dessen Ehefrau, die sich humorvoll darüber beschwert, dass sich ihr werter Gatte mehr um die Bienen als um seine Angetraute kümmert.

Die 30 Mitglieder des 100 Jahre alten Bienenzuchtvereins Wermelskirchen pflegen aktuell 138 Bienenvölker. Im Jubiläumsjahr hat der Verein eine Internetpräsenz eingerichtet. Die Homepage ist  unter www.bzv-wk.de zu finden.

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