Interview zum Start in die Karnevalssession in Wermelskirchen „Der Dawerkusener Karneval wird nie langweilig“

Dabringhausen · Drei Urgesteine des heimischen Karnevals sprechen über das Besondere der fünften Jahreszeit, die heute offiziell beginnt.

Spaß, Frohsinn, nette Leute – das macht den Karneval im Dorf aus. Hier ein Schnappschuss vom Rosenmontagszug 201 aus der Gruppe „Noch Löher bei Kölle“ – die längst „eingemeindet“ sind.

Spaß, Frohsinn, nette Leute – das macht den Karneval im Dorf aus. Hier ein Schnappschuss vom Rosenmontagszug 201 aus der Gruppe „Noch Löher bei Kölle“ – die längst „eingemeindet“ sind.

Foto: Moll, Jürgen (jumo)

Peter Eickhoff, Harry Tiede und Frank Rehbold gehören zum Karneval im Dorf wie der Rosenmontagszug oder die Kirche. Im Gespräch mit der Redaktion geht’s auch um die ein oder andere Anekdote.

Was bedeutet Karneval für Sie persönlich?

Harry Tiede Also, für mich ist das wirklich ein Lebensinhalt. Schon seit der Festausschuss 1998 gegründet wurde, läuft der Karneval hier rund und in geregelten Bahnen. Das ist einfach nur eine Freude.

Peter Eickhoff Karneval ist ein Lebensgefühl. Wenn man einmal dabei ist...

Tiede ... und den Virus in sich hat ...

 Harry Tiede, Peter Eickhoff und Frank Rehbold.

Harry Tiede, Peter Eickhoff und Frank Rehbold.

Foto: Wolfgang Weitzdörfer

Eickhoff ... dann ist man einfach infiziert.

Frank Rehbold Ich fasse es mal so zusammen: Spaß, Frohsinn, Gemütlichkeit, nette Leute, Freundschaften – und ein Dorf, das richtig gut feiern kann.

Warum gibt es den Festausschuss eigentlich?

Eickhoff Rosenmontagszüge gab es in Dabringhausen schon seit 1978. Irgendwann kamen wir eben auf die Idee, die Gruppen und Vereine in einem Festausschuss zu bündeln. 1998 haben wir uns gegründet, ins Vereinsregister wurden wir 2000 eingetragen. Seitdem sind wir ein Verein, der den Karnevalsablauf regelt und organisiert.

Tiede Vorher gab es die KG Noh bei Kölle, aber es waren damals viele Vereine, die ihr eigenes Süppchen gekocht haben. Die haben wir auf diese Weise zusammengeführt – und es werden von Jahr zu Jahr mehr.

Wie groß ist der Festausschuss denn?

Eickhoff Im Moment sind wir 15 Vereine, die aber 20 Gruppen stellen.

Was ist das Besondere am Karneval in Dabringhausen?

Rehbold Es ist das Familiäre, denn hier kennt einfach jeder jeden. Die Vereine untereinander helfen sich und verstehen sich gut. Es werden immer neue Ideen und Aktionen entwickelt. Da sind wir teilweise wirklich selbst überrascht, wie viel Mühe sich die einzelnen Gruppen jedes Jahr aufs Neue machen. Der Dawerkusener Karneval wird nie langweilig! Ich kenne auch tatsächlich kein anderes Dorf, in dem so viele Veranstaltungen und Aktionen sind, wie hier in Dabringhausen.

Eickhoff Unsere Karnevalsveranstaltung am Samstag heißt nicht umsonst: „Wir unter uns!“ Das mag abgehoben klingen, ist es aber nicht. Denn jede Gruppe, jeder Verein, macht etwas Eigenes für die Veranstaltung. Das ist schon was ganz Besonderes.

Tiede Das zeigt sich auch daran, dass wir jedes Jahr ausverkauft sind und der Rosenmontag mit der After-Zug-Party auch immer rappelsvoll ist.

Karneval Wermelskirchen 2023: Rosenmontagszug in Dabringhausen
43 Bilder

So jeck war der Rosenmontagszug 2023 in Dabringhausen

43 Bilder
Foto: Jürgen Moll

Wie entspannt feiert man im Festausschuss?

Rehbold Der eine mehr, der andere weniger... Auch wenn der Vorsitzende und sein Stellvertreter natürlich ein wenig mehr Stress haben, kann ich schon sagen, dass die einzelnen Vereine alle mithelfen und den Vorsitzenden unterstützen. Man kann schon sagen, dass es ein Selbstläufer ist. Wann immer es in der Halle oder beim Rosenmontagszug ein Problem gibt, ist jemand da, der es zu lösen hilft. Auch hier spiegelt sich eben wieder das Familiäre wider, das den Dabringhauser Karneval ausmacht.

Das Motto der diesjährigen Session lautet: „Dorfkinder, dat simmer ... für immer!“. Wer überlegt sich das Motto?

Tiede Das denkt sich in der Regel das Dreigestirn aus. In diesem Jahr haben wir mit Prinz Mario, Prinzessin Samira und Bauer Marco ja ein Grunewalder Dreigestirn. Die zwei Herren sind gebürtige Grunewalder und auch die Prinzessin ist schon ein Vierteljahrhundert bei den Grunewalder Funkemarieche dabei. Dazu feiern die Grunewalder in diesem Jahr ihr 30-Jähriges, weshalb es natürlich doppelt schön ist, dass sie das Dreigestirn stellen.

Eickhoff Und wenn es mal nicht klappen sollte, dann haben wir eine Beisitzerversammlung, die sich dann etwas ausdenkt, was zum jeweiligen Dreigestirn passen könnte.

Wie sieht es mit dem jecken Nachwuchs aus?

Rehbold Tatsächlich stellen wir mit den Grunewaldern die größte Gruppe im Dabringhauser Karneval. Hier haben sich ja Familien zusammengetan, um sie zu gründen. Damals haben wir unsere Kinder mitgenommen, mittlerweile sind auch die Enkelkinder mit dabei. Derzeit sind wir etwa 120 Mitglieder in der Gruppe, und davon ist etwa die Hälfte Kinder.

Tiede Das geht aber durch alle Gruppen.

Rehbold Ja, das stimmt. Wir haben beim Rosenmontagszug etwa 200 Kinderwagen dabei, die sind schon eine Gruppe für sich...

Tiede In Dabringhausen wird man in den Karneval praktisch reingeboren.

Was ist Ihnen in all den Jahren besonders im Gedächtnis geblieben?

Eickhoff Zum 33. Rosenmontagszug 2011 haben wir uns einen Lastwagen gemietet und sind mit allen bisherigen Dreigestirnen mitgefahren. Das war schon ein besonderer Moment, vor allem natürlich für die Dreigestirne. Demnächst kommt ja der 44. Rosenmontagszug – da werden wir uns bestimmt auch wieder etwas Besonderes überlegen.

Tiede Eine Geschichte, die allerdings letztlich nicht so positiv war, ist bei mir hängengeblieben. Das war 2015, als unser Prinz Daniel vom Wagen gefallen ist und sich schwer verletzt hat.

Eickhoff Als Harry aber schließlich zum Mikrophon gegriffen hat und gesagt hat, dass der Prinz im Krankenhaus ist und es ihm einigermaßen geht, da war die Erleichterung extrem groß und wir haben für unseren Prinzen doppelt und dreifach gefeiert.

Rehbold Auch da zeigte sich der Zusammenhalt im Dorf wieder sehr deutlich.
Eickhoff Lustig war allerdings, als Daniel den Sanitäter im Helikopter fragte, in welches Krankenhaus man ihn denn fliegen würde. Bevor der antworten konnte, hat Daniel zu ihm gesagt: Auf keinen Fall nach Düsseldorf...
Rehbold Wir hatten mal das Thema „Schweine im Weltall“ mit einem entsprechenden Wagen. Der Wagen hatte dann einen Platten, das sah beim Fahren im Zug recht ulkig aus, wie wir da herumgewackelt sind. Und die Leute dachten, wir hätten das extra gemacht und sich entsprechend kaputtgelacht.

Wie vorbei ist es denn für den Festausschuss nach Aschermittwoch?

Tiede Vorbei ist es eigentlich nie, weil die Planungen für die nächste Session sind dann schon losgehen. Auch die ganze restliche Organisation läuft praktisch das ganze Jahr über. Ich mache das jetzt seit über 20 Jahren. Anfangs wurden wir immer ein wenig belächelt. Aber heute kommen die Karnevalsgesellschaften aus den Nachbarstädten zu uns und wollen wissen, wie wir etwa die Jugend mit ins Boot bekommen, wie wir so tolle, friedliche und ausverkaufte Veranstaltungen hinbekommen. Wir haben uns mittlerweile einen richtig guten Ruf erarbeitet – und das ist schon etwas, auf das wir im Dorf  ein bisschen stolz sein können.

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