Kirchliches Leben in Wermelskirchen Von leise säuseln bis richtig pompös

Wermelskirchen · Christophe Knabe ist der neue Kirchenmusiker im katholischen Seelsorgebereich Wermelskirchen-Burscheid. Er bringt eine große Liebe für die Orgel mit – und Lust an der Aufbauarbeit nach der Pandemie.

 Neuer Kirchenmusiker im katholischen Seelsorgebereich: Christophe Knabe hat seinen Platz an der Orgel in St. Michael bereits gefunden.

Neuer Kirchenmusiker im katholischen Seelsorgebereich: Christophe Knabe hat seinen Platz an der Orgel in St. Michael bereits gefunden.

Foto: Theresa Demski

Er war zwölf als er aus der Musikschule flog. „Die Tasche landete jede Woche nach dem Klavierunterricht in der Ecke“, erzählt er. „Ich konnte mich einfach nicht für das Üben begeistern.“ Christophe Knabe ging es damals in seiner luxemburgischen Heimat wie so vielen Jugendlichen in der Pubertät vor und nach ihm. Der Musikunterricht machte Pause.

Aber irgendwas hatte in ihm Feuer gefangen: Und wenn er als Messdiener im Gottesdienst saß und die Orgel einsetzte, dann konnte er manchmal nicht anders, als sich den Tönen des besonderen Instruments auf die Spur zu machen. „Die Musik berührte mich“, erinnert er sich. Und so reifte in dem Jungen ein Plan: Er würde selbst Orgel spielen lernen – und dieses Mal würde ihm seine Übemüdigkeit keinen Strich durch die Rechnung machen. Der Plan ging auf. Tatsächlich fand Christophe Knabe an der Orgel eine musikalische Faszination, die ihn nicht wieder los ließ. „Man ist sein eigenes Orchester“, versucht er die Liebe zu dem Instrument zu erklären. „Man kann ganz für sich alleine spielen. Leise säuselnd und laut pompös.“

Christophe Knabe ging zum Studium nach Düsseldorf und studierte Kirchenmusik – und dort öffnete sich eine unerwartete Perspektive. „In Luxemburg gibt es keine hauptamtlichen Organisten“, erzählt er, „das profilierte Bild des Kirchenmusikers lernte ich erst in Deutschland kennen.“ Und damit entstand das Bild von einem Leben als Kirchenmusiker. Das anspruchsvolle Studium in Düsseldorf sei nicht immer leicht gewesen, sagt er. Zumal er schon währenddessen Gottesdienste an der Orgel begleitete und erste Chöre leitete. Seine erste Stelle trat er in Kevelaer an – als zweiter Basilika-Organist. „Die Orgel hatte 150 Register, ich habe in sieben Jahren 6000 Gottesdienste gespielt“, erzählt er. Und manchmal beobachtete er, wie den Pilgern die Tränen in den Augen standen, wenn die Orgel zu ihrem Empfang spielte. Parallel stemmte er in Paris sein Konzertexamen und wechselte schließlich für elf Jahre nach Refrath – und damit ins Bergische Land. „Dort ging es um Aufbauarbeit“, sagt er. Und die gelang meisterlich. Bis zu 30 Konzerte stemmte er im Jahr – oft mit Chorunterstützung. Von der Orgelwoche bis zum Kammerkonzert, vom Oratorium bis zur Messe. „An der Orgel komme ich so schnell nicht in Bredouille“, sagt er und erzählt von seinem wiederkehrenden Alptraum. Mitten in der Messe schlage das Gesangbuch zu, er finde die Nummer nicht. „Passiert ist das noch nie“, sagt er und lacht. Seit 1. August ist Knabe als neuer Kirchenmusiker im Seelsorgebereich Wermelskirchen-Burscheid im Einsatz – und damit auch zuständig für St. Michael und St. Apollinaris. Gelegentlich macht jemand einen freundlichen Scherz, weil sein Nachname dem des Pfarrers so ähnlich ist. „Ich bin jetzt erstmal hier, um zu beobachten und mich reinzufühlen“, sagt er. Auch hier erwarte ihn wohl vor allem Aufbauarbeit – nachdem die Stelle des Kirchenmusikers zwei Jahre vakant war und die Pandemie vielen Chören an die Substanz gegangen ist.

Er werde den Chor in St. Apollinaris leiten, erzählt er. So viel stehe schon fest. Und er werde die Orgel in der Messe spielen: „Das ist mir nach wie vor sehr wichtig“, sagt er. „Und ich habe immer aufgepasst, dass es nicht banal wird.“ Ohnehin wolle er mit der Orgelmusik verantwortungsvoll umgehen: „Ich spiele auch mal Karnevalslieder“, sagt er. Aber es gebe Musik, die brauche eben andere Instrumente oder Bands. Wenn sich Brautpaare zum Einzug bei ihrer kirchlichen Hochzeit mal wieder „My Heart Will Go On“ aus dem Film „Titanic“ wünsche, dann sage er ganz klar: „Das klingt auf der Orgel nicht.“ Dann lacht Knabe: „Und ich bin auch nicht sicher, ob die Titanic-Titelmelodie die beste Wahl für eine Hochzeit ist. Dafür könne die Orgel bei anderen Stücken, ihre ganze Kraft entfalten – das gelte auch für die Liturgie. Liturgie ohne Orgel sei so, als würde man beim Fußball die Nationalhymne sprechen statt zu singen. Ob die Gemeinde hören werde, dass er künftig auf der Orgelbank in Burscheid, Wermelskirchen und Grunewald sitzt ? Knabe lächelt: „Ja, ich glaube schon. Das werden die Menschen hören.“

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