In der Katt in Wermelskirchen Herbert Knebel ist außer Rand und Band

Wermelskirchen · Eine spezielle Horde Affen machte Wermelskirchen unsicher. Die Fans in der Katt feierten die Band.

 Herbert Knebels Affentheater gastierte in der Katt.

Herbert Knebels Affentheater gastierte in der Katt.

Foto: RP/Thomas Willemsen

Wieder einmal war eine ganz spezielle Horde Affen losgelassen worden und machte Wermelskirchen unsicher: Am Mittwochabend war Herbert Knebel (alias Uwe Lyko) mit seinem Affentheater in die Stadt gekommen, um in gewohnter Manier und mit rustikalem Ruhrpott-Charme im großen - und ausverkauften - Saal der Kattwinkelschen Fabrik jede Menge Pop- und Rock-Klassiker durch den kabarettistischen Reißwolf zu drehen.

Unterstützt von seinen gewohnt lässigen bis bräsigen Sidekicks Ernst Pichel (alias Martin Breuer, Bass), Ozzy Ostermann (alias Georg Göbel, Gitarre) und dem „Trainer“ (Detlef Hinze, Schlagzeug) brachte der Chef Songs wie „My Generation“ von The Who, das sich inhaltlich mit den Tücken eines Navigationsgeräts auseinandersetzte, oder „I Love Rock‘n‘Roll“, das den Programmtitel - „Außer Rand und Band“ - auf den kernigen Punkt brachte. Das war musikalisch toll anzuhören - aber nicht zuletzt auch optisch ein Genuss. Denn ob Ostermann im Hawaiihemd oder der Chef in seiner Altherrenhose, der Hornbrille und der schwarzen Schiebermütze - dieses Affentheater war einfach herrlich anzusehen.

Und auch tänzerisch war das Ruhrpott-Original quasi die ABBA‘sche „Dancing Queen“ im Quadrat. Denn als er im David-Bowie-Hit „Let‘s Dance“ - recht originalgetreu in „Ich tanz“ übersetzt –mit Hüfte, Pöter und allen anderen Knebelschen Körperteilen wackelte, ein zünftiges „Leck mi‘ am Arsch, wat mach‘ dat Spaß...“ auf den Lippen, war der Begeisterung im Publikum keine Grenzen gesetzt. Und natürlich konnte er mit einer Textzeile wie „Ich schweb‘, wie die Bahn in Wuppertal“ im Bergischen besonders gut punkten.

Allerdings war das Affentheater eben auch schon ein wenig in die Jahre gekommen. „Ah, dat is gar kein Tropf, ne?“, sagte Knebel etwa, als er sich nach einer besonders aufreibenden Musiknummer am Mikrofonständer hochzog. Deswegen gab es zwischen den Songs immer wieder ausgedehnte Gesprächsrunden. Da warfen die vier vom Affentheater sich bestens gelaunt die Bälle zu. Aber auch eine quasi-Sprechnummer in Form eines schwülstigen Blues über den desolaten und erbarmungswürdigen Gesundheitszustand des Chefs - „Der Doktor maß mein‘ Bluesdruck - Mann, war der hoch...“ - sorgte mit cooler Slide-Gitarre von Ostermann für eine Verschnaufpause in Sachen Rock‘n‘Roll.

Was aber nicht für das Publikum galt. Denn das feierte Knebel und seine Affen konsequent und durchgehend ab. Ob sie nun rockten, bluesten oder sich in der Selbsthilfegruppe auf der Couch über Verkehrsthemen wie „rechts vor links“, „Kreisverkehre in Paris“ oder „die diversen Fälle anonymer Bußgeldopfer“ unterhielten. Dabei war ein herrlich gut aufgelegtes Quartett zu beobachten, dem zuzuhören eine große Freude war. Denn die vier waren so perfekt aufeinander eingespielt, dass selbst die spontansten Gespräche beinahe wie durchchoreografiert wirkten.

  Songs wie Pink Floyds „Another Brick In The Wall“ als Appell an die Politessen dieser Welt, doch mal ein Auge zuzudrücken, oder „Drive My Car“ von den Beatles wurden in der bekannten Wohnzimmeratmosphäre des Knebelschen Bühnenbilds so authentisch gegeben, dass man sich durchaus zwingen musste, auf die ulkigen Texte zu achten und sich nicht ganz der Musik hinzugeben. Gelang das aber, machte dieses Affentheater ganz besonders viel Spaß.

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